Spanische Dokumentation bringt Details ans Licht
König Juan Carlos erschoss seinen Bruder

Der spanische Altkönig machte in den vergangenen Jahren vor allem durch seine Affären und Finanzskandale von sich reden. Was viele nicht wissen: Im Alter von 18 Jahren erschoss er versehentlich seinen jüngeren Bruder.
Publiziert: 07.10.2022 um 18:05 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2022 um 13:59 Uhr
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Mutter Maria Merces mit ihren Söhnen Alfonso (l.) und dem späteren König Juan Carlos. Er soll seinen Bruder versehentlich erschossen haben.
Foto: imago/ZUMA/Keystone

Altkönig Juan Carlos von Spanien (84) gilt als schillernde Persönlichkeit – zwar führte er den Staat nach der Diktatur von Francisco Franco (1892–1975) als Monarch während fast 40 Jahren, sorgte aber auch immer wieder für Schlagzeilen. Der Monarch soll während seiner Regentschaft zahlreiche Affären gehabt haben, ausserdem soll er in einen Finanzskandal verwickelt gewesen sein. Nach seiner Abdankung 2014 übernahm Sohn Felipe (52) die Geschicke des Landes, das Verhältnis gilt als äusserst angespannt. Juan Carlos lebt seit 2020 im Exil. Die spanische HBO-Dokumentation «Salvar al Rey» (zu Deutsch: «Den König retten») enthüllt nun weitere Details aus der Familiengeschichte des Altkönigs – es geht um den tragischen Tod von Juan Carlos' Bruder Alfonso (1941–1956).

Zu wenige Beweise gegen Spaniens Ex-König Juan Carlos
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Verfahren eingestellt:Zu wenige Beweise gegen Spaniens Ex-König Juan Carlos

Das Unglück geschah am 29. März 1956, es war Gründonnerstag. Der damals 18-jährige Juan Carlos kam von der Militärakademie zu seiner Familie ins portugiesische Exil zu Besuch. Am Ende des Tages war sein jüngerer Bruder Alfonso tot. Bisher hatte das spanische Königshaus von einem Unfall gesprochen, der sich beim Reinigen einer Waffe ereignet habe. Durch die Dokumentation wird klar: Juan Carlos hat seinen damals 14-jährigen Bruder versehentlich erschossen.

Ein tragisches Osterfest 1956

Besonders pikant daran ist: Juan Carlos habe offensichtlich jahrzehntelang versucht, den Schiess-Unfall zu vertuschen. Von den über 50 Zeitzeugen, die sich im Film äussern, sind die Aussagen von Jugendfreund Antonio Eraso am eindrücklichsten. Am tragischen Osterfest 1956 befand er sich im portugiesischen Estoril nur wenige Zimmer entfernt und schildert, was genau passiert war.

Nachdem die Familie um Juan Carlos' Eltern – Juan de Borbón y Battenberg (1913–1993) und María de las Mercedes de Borbón y Orleans (1910–2000) – um etwa 19 Uhr von der Messe zurückgekehrt sei, habe ein Knall das Haus durchdrungen. Im Zimmer, in dem zu diesem Zeitpunkt Juan Carlos und sein kleiner Bruder waren, fand das Elternpaar Alfonso mit einer Schusswunde in der Stirn vor. Der 14-Jährige verstarb noch an Ort und Stelle. Die gefundene Waffe habe Juan Carlos angeblich von der Militärakademie mitgebracht, berichtet Eraso. Auch er war einer der Ersten, die im Zimmer der Brüder ankamen.

Schwur, es nicht mit Absicht getan zu haben

Bald war klar: Juan Carlos hatte seinen Bruder versehentlich erschossen – ob sich der Unfall bei der Reinigung der Waffe ereignete, ist weiterhin nicht geklärt. Der Vater der Brüder habe darauf von seinem älteren Sohn den Schwur abgenommen, die Tat nicht mit Absicht begangen zu haben. Das sei für einen 18-Jährigen nicht leicht gewesen, berichtet Jugendfreund Eraso in der Dokumentation.

Frappant ist ausserdem, dass es nach dem tödlichen Unfall weder zu einer Autopsie noch zu einer polizeilichen Untersuchung gekommen sei. Das sei der ausdrückliche Wunsch des Vaters gewesen – auch die Presse schwieg. Gut möglich, dass die TV-Dokumentation noch einmal neuen Schwung in die Ermittlungen bringt. (las)

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