Er kannte Prinz Philip (†99) dreissig Jahre. «Er war ein wirklich guter Freund», sagt René Schoop (81). «Wir verbrachten unzählige Stunden zusammen. Philip war ein wunderbarer Mensch mit einem herrlichen Sinn für Humor.»
Schoop ist gebürtiger Aargauer. Anfang der 60er-Jahre wanderte er als Coiffeur nach England aus. Dort entdeckte er den Pferdesport. Bald gab er das Haareschneiden auf, gründete eine Firma, die Utensilien für den Fahrsport verkauft. «In England hat dieser Sport eine lange Tradition», so Schoop. «Mein Geschäft lief sehr schnell sehr gut.»
Die Sprache als Brückenschlag
Während eines Rennturniers 1980 in Schottland lernt Schoop den Prinzen kennen. Philip war begeisterter Polospieler, musste altersbedingt allerdings kürzertreten. Und so begann er sich fürs Kutschenfahren zu interessieren. «Wir verstanden uns sofort blendend», erinnert sich Schoop. «Philip fand es aussergewöhnlich, dass er mit mir Deutsch sprechen konnte. Das hat uns vom ersten Moment an verbunden.»
Der britische Royal hat mütterlicherseits deutsche Vorfahren. Er wurde zeitweilig an einer Eliteschule in Süddeutschland unterrichtet. Als seine Mutter an Schizophrenie erkrankte, lebte sie zweieinhalb Jahre im Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen TG, wo Philip sie regelmässig besuchte. «Sein Hochdeutsch war ziemlich gut, natürlich mit starkem englischem Akzent», so Schoop. Bisweilen sei er für den Prinzen auch als Übersetzer tätig gewesen.
Der zuvorkommende Prinz
Eine Erinnerung ist dem Schweizer besonders lieb: Während eines Abendessens 1992 habe er mit einem Reiter aus dem englischen Team in der Schlange vor dem Buffet gewartet. «Plötzlich stand Philip vor uns und fragte, was er uns bringen könne.» Zwei Minuten später sei er mit zwei vollen Tellern zurückgekehrt und habe wie ein Kellner gefragt, ob alles zu unserer Zufriedenheit sei. «Diese Zuvorkommenheit war typisch Philip!»
Die letzten drei Jahrzehnte liess sich das royale Familienoberhaupt nur noch von Schoop für sein Lieblingshobby ausrüsten. So bezog er von ihm auch sämtliches Pferdegeschirr. «In all der Zeit begleitete ich ihn an Fahrsport-Veranstaltungen in ganz Grossbritannien», erzählt er. «Wenn wir allein waren, unterhielten wir uns immer auf Deutsch.» Er sei im wahrsten Sinne des Wortes ein Mann zum Pferdestehlen gewesen, ergänzt Schoop.
Philips Tod habe ihn sehr getroffen. «Ich hoffe, die Queen wird nicht daran zerbrechen.»