Der am 10. Juni 1921 im griechischen Korfu geborene Prinz Philip hätte in zwei Monaten seinen 100. Geburtstag gefeiert. Seine Kräfte sollte nicht mehr ausreichen. Inzwischen werden Details aus dem Buckingham-Palast bekannt, wie der Gatte von Königin Elizabeth II seine letzten Tage verbrachte.
Der Herzog von Edinburgh genoss seit seiner Entlassung aus dem Londoner Spital am 16. März «die Sonne auf seinem Gesicht und eine Wolldecke auf seinem Schoss», wenn es das britische Wetter zuliess. Das enthüllt die «Daily Mail» unter Berufung auf Palastkreise.
Dabei habe es keine dramatische Verschlechterung seines Gesundheitszustandes gegeben. Diese kam allmählich. Anfang dieser Woche habe Personal noch gesagt, Philip sei «in guter Form». Er konnte immer noch lesen und Briefe schreiben. In der Nacht auf Freitag habe sich sein Tod abgezeichnet. In Buckingham Palace sei bereits der Text für die Todesmeldung aufgesetzt worden.
Sein Appetit schwand
Schon beim Verlassen des Spitals Mitte März hatte Prinz Philip entkräftet gewirkt, mit tief eingefallenen Augen. Er war nicht mehr der bestimmende Mann, der seiner Frau ihr Leben lang zur Seite gestanden hatte. Nun konnte sich die Queen bei Philip revanchieren und sich um ihn kümmern. Vor 82 Jahren hatten sie sich kennengelernt, 73 Jahre waren sie verheiratet.
Demnach wurde auf Schloss Windsor, wo Philip seine letzten Tage verbrachte, auch die gesamte Tagesroutine umgestossen, um ihm entgegenzukommen. Damit konnte er etwa beim gemeinsamen Essen teilnehmen, wenn er sich stark genug fühlte.
Die noch verbleibende Zeit vor seinem Tod verbrachte er zumeist in seinem Zimmer. Das Essen wurde auf einem Tablett hochgeschickt, aber er hatte oft wenig Appetit.
Ging nach Hause, um zu sterben
Die letzten Wochen schlief der Herzog die meiste Zeit auch während des Tages, es habe aber auch «Momente grosser Klarheit und Freude» gegeben. Wohl im Wissen, dass seine Tage demnächst gezählt sind, hätten die Königin und Philip ihre Zeit noch miteinander genossen, wie sie es immer taten.
Eine Feier zu seinem 100. Geburtstag sei nicht geplant worden. Philip sei kein sentimentaler Mensch gewesen, das Datum spielte für ihn keine Rolle. Für ihn war es viel wichtiger, zu Hause in seinem eigenen Bett zu sterben - was dann offenbar im Beisein der Königin am Freitagmorgen geschah.
Dass er auf Schloss Windsor sterben durfte, das war für ihn von grosser Bedeutung - dort, wo seine Mutter Prinzessin Alice (1885-1969) geboren wurde, eine Urenkelin von Königin Victoria (1819-1901). Der Herzog war entschlossen, seine Tage nicht im Krankenhaus zu beenden: «Als er nach Windsor zurückkam, sagte er, dass er nie in ein Krankenhaus zurückgehen würde», so ein Insider.
Wollte keine Schwäche zeigen
Unter den wenigen persönlichen Gegenständen, die er noch bei sich hatte, waren zwei gerahmte Fotos - eines seiner Frau und das andere von seiner Mutter. Unter den Familienfotos von Kindern und Enkeln, die er immer auf seinem Arbeitstisch in Windsor aufbewahrte, auch eines von Prinz Charles (72) und Prinzessin Diana (1961-1997), aufgenommen an ihrem Hochzeitstag.
An warmen Tagen bat er darum, dass man ihm einen Stuhl nach draussen brachte und er mit einer Decke über den Beinen in der Sonne sitzen konnte. Oft nickte er dann ein. Das Gehen fiel ihm schwer und in seiner Wohnung benutzte er einen Stock.
Gelegentlich liess er sich in einem Rollstuhl schieben, aber das Dienstpersonal war vorsichtig, dies vorzuschlagen. Als er das erste Mal in den Privaträumen auftauchte, schrie er: «Schafft mir das verdammte Ding aus den Augen», erinnert sich ein Bediensteter. Bis ans Ende habe er jedes Zeichen von Schwäche zu verbergen versucht. (kes)