Epstein-Ermittlungen wegen Prinz Andrew eingestellt?
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Brisante Enthüllungen:Epstein-Ermittlungen wegen Prinz Andrew eingestellt?

Brisante Enthüllungen in Missbrauchs-Skandal
Wurden Epstein-Ermittlungen wegen Prinz Andrew eingestellt?

Prinz Andrew war eng mit dem Pädophilen Jeffrey Epstein befreundet. Eine Reportage wirft nun die Frage auf, ob die englischen Ermittlungsbehörden dessen Taten deshalb nicht näher untersucht haben.
Publiziert: 18.06.2021 um 17:09 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2021 um 07:13 Uhr
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Wurde gegen Jeffrey Epstein in England nicht genügend ermittelt? Hier sieht man das Haftfoto des Milliardärs aus dem Jahr 2017.
Foto: keystone-sda.ch

Jahrelang stand Jeffrey Epstein (†66) an der Spitze eines Sexrings. Der Milliardär soll zahlreiche minderjährige Mädchen missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. Noch bevor es zum Prozess kam, starb Epstein in einer Gefängniszelle in New York. Man vermutet Selbstmord. Seine mutmassliche Gehilfin Ghislaine Maxwell (59) sitzt derzeit im Gefängnis und wartet auf ihren Prozess.

Auch in Grossbritannien soll das Paar junge Frauen zum Sex gezwungen haben. Doch wie eine Reportage von «Channel 4» nun aufdeckte, gab es nie tiefergehende Ermittlungen von den britischen Behörden dazu. Und das obwohl es mutmassliche Opfer, Anzeigen und Zeugen gegeben habe. Sechs Frauen sollen laut dem Fernsehsender in England von Epstein und Maxwell missbraucht worden sein. Eine Frau, die 2001 von Epstein vergewaltigt worden sein soll, ging 2015 zur Polizei. Strafrechtliche Ermittlungen wurden allerdings nie eingeleitet.

Scotland Yard fühlt sich nicht zuständig

«Die Vorwürfe wurden untersucht und man ist zu dem Schluss gekommen, dass sich die Ermittlungen hauptsächlich auf Vorfälle in den USA konzentrieren würden», sagt eine Polizei-Sprecherin dem TV-Sender. «Deshalb wurde 2016 entschieden, dass die MPS («Metropolitan Police Service», auch bekannt als Scotland Yard) daher nicht die zuständige Behörde ist.»

Das Problem dabei ist, dass die nötigen Untersuchungen laut «Channel 4» niemals durchgeführt wurden. So kontaktierten Reporter etwa Personen aus Maxwells Adressbuch, das öffentlich zugänglich ist, die Zeugen von Sexualverbrechen geworden sein könnten. Nicht eine von ihnen wurde jemals von der Polizei befragt. Ein Flugplan soll ausserdem belegen, dass Maxwell und Epstein zwischen 1997 bis 2012 insgesamt 51 Mal in England gelandet sein sollen. Ihre Tätigkeiten konzentrierten sich also keinesfalls nur auf die USA.

Nazir Afzal (59), ein Anwalt, der jahrelang gegen Menschenhändlerringe vorging, findet die fehlenden Ermittlungen einen Skandal. «Es gibt eindeutig genug Beweise, denen die Polizei weitaus mehr Beachtung schenken müsste, als es bisher geschah», sagt Afzal. «Es wirkt so, als haben die Behörden diesen Fall anders behandelt, als wenn es irgendein dunkelhäutiger Typ in Rochdale oder ein Vergewaltiger in London, der kein Netzwerk hat, gewesen wäre.»

Enge Freundschaft mit Prinz Andrew

Der Verdacht, der sich laut Afzal aufdrängt: Vertuschte Scotland Yard die Fälle wegen Epsteins Nähe zum britischen Palast? Der Milliardär pflegte eine enge Freundschaft zu Prinz Andrew (61). Die beiden wurden noch zusammen fotografiert, nachdem Epstein 2008 wegen Kinderprostitution schuldig gesprochen wurde. Epstein und Maxwell sollen auch regelmässig Gäste in den royalen Palästen in Balmoral, Windsor und Sandringham gewesen sein.

Und nicht nur das: Die US-Amerikanerin Virginia Roberts Giuffre (37) sagte aus, dass sie als Minderjährige von Epstein zum Sex mit Andrew gezwungen wurde. Ein Foto belegt ein Treffen der beiden in London, auch Ghislaine Maxwell ist darauf zu sehen. Andrew dementiert aber, von den Taten Epsteins gewusst und Roberts jemals getroffen zu haben.

Eine Sprecherin von Scotland Yard dementiert, dass die Entscheidung, die Epstein-Fälle nicht weiterzuverfolgen, etwas mit Prinz Andrew zu tun gehabt haben: «Der MPS nimmt Vorwürfe der sexuellen Gewalt immer ernst. Alle Angestellten stehen in der Pflicht, Recht und Gesetze immer aufrecht zu halten.» (klm)

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