Wie das neue Jahr für Prinz Andrew (61) laufen kann, entscheidet sich gleich zu Beginn. Am 4. Januar wollen seine Anwälte in New York vortragen, warum das Gericht die Schadenersatzklage der US-Amerikanerin Virginia Giuffre (38) gegen den zweitältesten Sohn von Queen Elizabeth II. (95) fallen lassen soll. Es geht um erzwungenen Sex und den Missbrauchsskandal um den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein (1953–2019).
Auch wenn Andrew die Vorwürfe strikt zurückweist, hat der Fall seiner Reputation bereits enorm geschadet. Royal-Experten in London sehen den 61-Jährigen als Verlierer, selbst wenn er vor Gericht gewinnen sollte. «Prinz Andrew sollte in seinen königlichen Stiefeln zittern», sagte die Anwältin Lisa Bloom (60), die mehrere Epstein-Opfer vertritt, der Zeitung «Daily Mail».
«Es geht nur um die öffentliche Wahrnehmung»
«Unglücklicherweise für Andrew geht es nicht mehr so sehr um Beweise und Belege oder was, wenn überhaupt, mit Virginia Giuffre passiert ist», zitierte das Blatt einen namentlich nicht genannten Beobachter des Königshauses. «Es geht nur um die öffentliche Wahrnehmung.» Und da sieht es für Andrew nicht gut aus: Denn seine einstige Freundschaft mit Epstein sowie dessen Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell (60), die am Mittwoch wegen Menschenhandels mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken schuldig gesprochen wurde, ist bekannt. Andrews Position habe sich wegen des Falls Maxwell weiter verschlechtert, seine Chancen seien schlecht, kommentierte die Zeitung «The Times».
«Jeder, der mit Jeffrey Epstein verbunden war, der beim sexuellen Missbrauch mitmachte oder ihm geholfen hat, indem er ihm Mädchen schickte (…), sollte sehr besorgt sein wegen dieses Urteils», sagte Anwältin Bloom. Zwar würde Andrew sicher nicht persönlich erscheinen, doch ein Prozess gegen ihn könnte im Herbst 2022 in New York beginnen, falls Richter Lewis Kaplan (77) das Verfahren nicht doch noch stoppt.
Epstein-Opfer fordert Ermittlung gegen Andrew
Chauntae Davies (42), ein Opfer von Jeffrey Epstein, glaubt, dass Maxwell Prinz Andrew zum Verhängnis werden könnte. «Eine Ratte wird immer versuchen, sich ihren Weg aus der Kanalisation zu bahnen», sagte sie zu «The Sun». Es gebe Spekulationen, dass Maxwell immer noch Namen habe, die sie in der Zukunft zu ihrem Vorteil nutzen könnte. «Da wir alle wissen, dass Prinz Andrew zu den Menschen gehört, die ihr nahe standen, könnte er sich im Moment sehr, sehr unbehaglich fühlen», meint sie und fügt hinzu: «Ich bezweifle, dass dies das Letzte war, was wir von ihr gehört haben. Sie kämpft jetzt um ihr Leben, und sie ist die Art von Mensch, die tun wird, was sie tun muss.»
Jennifer Araoz (34), ein weiteres Epstein-Opfer, geht noch einen Schritt weiter und fordert, dass gegen den Royal eine Untersuchung eingeleitet wird. Die Maskenbildnerin betont: «Gegen Prinz Andrew muss wegen aller Frauen, die mit ihm zu tun hatten, ermittelt werden.» Das hätten die Behörden schon vor langer Zeit tun sollen. «Das Fernsehinterview, das er geben musste, um seine Unschuld zu beweisen, kam meiner Meinung nach nicht sehr gut an», meint sie weiter. Araoz habe grosses Vertrauen in die Justiz.
Andrew versteckte sich
Der Fall ist emotional aufgeladen. Mit ihrem Schuldspruch gegen die Epstein-Vertraute Maxwell, die die Entscheidung anfechten will, hat erneut eine US-Jury einen Schuldspruch vor allem auf Basis von Aussagen weiblicher Opfer und nicht aufgrund eindeutiger sachlicher Beweise gefällt – wie bereits im Prozess gegen den ehemaligen Filmmogul Harvey Weinstein (69) im vergangenen Jahr.
Das sind keine guten Nachrichten für Andrew, der sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe in schlechtem Licht zeigt. In einem Interview mit der BBC Mitte November 2019, das als Befreiungsschlag gedacht war, redete sich der Queen-Sohn um Kopf und Kragen. Seitdem lässt er seine royalen Pflichten ruhen. Als Giuffres Anwälte im Herbst 2021 die Klage zustellen wollten, versteckte sich Andrew, damit er die Gerichtsunterlagen nicht annehmen musste, länger in der schottischen Residenz seiner Mutter, Schloss Balmoral. Den Kampf um die öffentliche Wahrnehmung dürfte Andrew bereits verloren haben. (SDA/bsn)