Im Missbrauchsprozess gegen Jeffrey Epsteins Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell (60) wurde das Urteil verkündet. Die Jury in New York hat sich nach mehrtägigen Beratungen am Mittwoch geeinigt. Ghislaine Maxwell sei für schuldig befunden, minderjährige Mädchen angeworben zu haben, um von Jeffrey Epstein (†66) sexuell missbraucht zu werden.
In dem 13-tägigen Prozess behauptete die Staatsanwaltschaft, Maxwell habe minderjährige Mädchen angeworben und sie Epstein serviert, damit er sie missbraucht. In dem seit November laufenden Prozess wurde Maxwell vorgeworfen, als Helferin des bis in höchsten Kreise vernetzten Epstein eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch von Minderjährigen gespielt zu haben.
In fünf von sechs Anklagepunkten schuldig
Die 60-Jährige war in sechs Punkten angeklagt, unter anderem wegen Menschenhandel mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken. In fünf dieser Anklagepunkte wurde sie schuldig gesprochen.
Ihr droht eine lange Haftstrafe, das Strafmass wird Richterin Alison Nathan zu einem späteren Zeitpunkt festsetzen. Maxwell hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und während des Prozesses auf eine Aussage verzichtet.
Die Verteidigung stellte den Fall von Beginn an als Abrechnung mit juristischen Mitteln und Stellvertreterprozess dar, da die Staatsanwaltschaft Epstein selbst nicht mehr belangen konnte. Der 66-Jährige war während der Vorbereitung auf den Missbrauchsprozess gegen ihn im August 2019 leblos in seiner Gefängniszelle gefunden und im Krankenhaus für tot erklärt worden. Ein Obduktionsbericht stellte Suizid fest.
Maxwells Verteidigerin Laura Menninger sagte, ihre Mandantin sei «eine unschuldige Frau» und zu Unrecht für Verbrechen angeklagt worden, die sie nicht begangen habe. Die Anklage der Staatsanwaltschaft basiere auf fehlerhaften Erinnerungen. Sowohl die Verteidigung als auch Maxwells Familie kündigten Berufung an.
Maxwell nahm Urteil ungerührt hin
Maxwell nahm das Urteil laut einem Bericht der «New York Times» zunächst ungerührt hin und trank danach einen Schluck Wasser. Sie habe den Gerichtssaal ohne weitere Gespräche mit ihren Anwälten verlassen und dabei noch einen schnellen Blick auf ihre Geschwister geworfen, die bei dem Prozess im Stadtteil Manhattan anwesend waren.
Der Missbrauch zahlreicher Minderjähriger durch Epstein soll über Jahrzehnte auf seinen Anwesen in New York, Florida, Santa Fe oder den Virgin Islands stattgefunden haben. Der Fall hatte in den USA auch deshalb hohe Wellen geschlagen, weil der schwerreiche Unternehmer mit Prominenten wie den Ex-Präsidenten Bill Clinton (75) und Donald Trump (75), Milliardär Bill Gates (66) oder dem britischen Prinzen Andrew (61) bekannt war.
Eine frühere Anklage gegen ihn ging mit einem für Epstein sehr vorteilhaften Deal zu Ende – er wurde zum Symbol einer Elite, die mit allem durchkommt.
Opfer Epsteins begrüssten die Jury-Entscheidung gegen Maxwell. Die US-Amerikanerin Virginia Giuffre, die Prinz Andrew sexuellen Missbrauch vorwirft, forderte, das Urteil gegen Maxwell dürfe kein Schlussstrich sein. «Maxwell hat nicht alleine gehandelt. Andere müssen zur Verantwortung gezogen werden», twitterte Giuffre. Sie beschuldigt Andrew, sie vor gut 20 Jahren als 17-Jährige missbraucht zu haben. Der zweitälteste Sohn der Queen weist die Vorwürfe strikt zurück. (euc/SDA)