Auf einen Blick
- Richard Gere spricht über Spiritualität und Schaupielerei
- Gere macht sich für Menschenrechte trotz chinesischen Drucks stark
- 20 Jahre Oscar-Ausschluss nach Kritik an Chinas Tibet-Politik
Als Freund des Dalai Lama lässt sich Richard Gere (75) nicht gerne bezeichnen: «Damit fühle ich mich unwohl. Natürlich sind wir befreundet, aber in erster Linie bin ich sein Schüler und er ist mein Lehrer.» Der Hollywood-Star ist seiner Heiligkeit das erste Mal 1982 in Tibet begegnet. Für den Buddhismus interessierte er sich jedoch bereits in jungen Jahren, lange bevor er als Schauspieler berühmt wurde – der Film «Pretty Woman» machte ihn 1990 zum Frauenschwarm.
Jetzt startet in den Schweizer Kinos ein ganz anderer Film von ihm. Gere ist Produzent von «Wisdom of Happiness», einem meditativen Filmerlebnis mit dem Dalai Lama. Bei der Weltpremiere am Zurich Film Festival spricht er über Spiritualität und Schauspielerei. Es sei eine eigenartige Kunst: «Man muss sich selbst loslassen, um in eine andere Figur hineinzuschlüpfen. Gleichzeitig gibt man der Figur durch sich selbst Leben, Energie und Bedeutung. Man lässt also das eigene Ego los, greift aber auf den Teil des Selbst zurück.»
Seine Heiligkeit jenseits von Worten
Als Gere die Aufnahmen für den Dokumentarfilm der Schweizer Filmemacher Barbara Miller, Philip Delaquis und Manuel Bauer – dem langjährigen Fotografen des Dalai Lama – zum ersten Mal sah, war er tief beeindruckt. «Besonders wenn er direkt in die Kamera schaut mit seinem offenen und lebendigen Gesicht, spürt man Seine Heiligkeit jenseits von Worten.» Gere betont, es gehe dabei weniger um Religion als um den Sinn der Realität, in der wir leben: «Er unterstreicht, wie absurd dieser Hass und die Wut sind, die wir auf unserem kleinen Planeten entzünden, statt miteinander auszukommen und uns gegenseitig zu helfen.»
Wie praktiziert Gere den Buddhismus in seinem Alltag? «Es geht darum, sein Ego, also seine Selbstzentriertheit, zu entschärfen und loszulassen. Das ist ein meditativer Prozess, auf den ich mich jeden Morgen erneut einlasse.» Das geschehe nicht über Nacht, dies betont auch der Dalai Lama im Film: «Es erfordert Arbeit, sein Herz und seinen Geist zu verändern. Man muss sich viele Jahre, vielleicht Jahrzehnte, vielleicht sogar viele Leben dieser Aufgabe widmen.» Wie geht Gere mit negativen Emotionen um, etwa Wut? Er lacht laut: «Natürlich werde ich wütend. Selbst der Dalai Lama wird das manchmal. Aber der Unterschied ist, dass er nicht daran festhält.»
Ein Hollywoodstart für Menschenrechte
Für sein Engagement für Tibet nimmt Gere kein Blatt vor den Mund. 1993 prangerte er bei der Oscar-Verleihung die Menschenrechtssituation in Tibet durch China an. Als Folge wurde er für 20 Jahre von den Oscars ausgeschlossen. Zudem darf er China sein Leben lang nicht mehr betreten. Wegen des Einflusses chinesischer Investoren hat der Schauspieler seither weniger Filmangebote. Gere dazu: «Es hat mich nicht wirklich berührt. Natürlich versucht China, seine Sichtweise durchzusetzen. Leider passen sich viele Länder an, weil sie ihre Beziehungen zu China nicht gefährden wollen. Aber für mich ist klar: Menschenrechte müssen universell gelten – unabhängig von wirtschaftlichen Interessen.»