Auf einen Blick
- Jude Law: arrogant und langweilig
- Pamela Anderson: natürlich, geerdet und schüchtern
- Ralph Fiennes: professionell, souverän und eloquent
- Kate Winslet: interessiert an persönlichen Meinungen
- Richard Gere: zugänglich und entspannt
Flavia Schlittler über Jude Law (51): Arrogant und langweilig
«Er war Stargast am Eröffnungsabend. Klar war ich gespannt. Wie ist seine Ausstrahlung? Verliere ich mich in seinen Augen? Nach zwei Stunden und fünfzehn Minuten wurde der grüne Teppich, an dem wir so lange warteten, leergeräumt. Pure Hektik kam auf, denn er kam. Was für ein Theater. Er stand da, etwa vier Meter von mir entfernt. Erst habe ich ihn nicht erkannt. Law hat nicht die Ausstrahlung, die einen Raum ausfüllt. Journalisten durften ihm nur eine Frage stellen. Meist geben diese Weisung Manager heraus, um sich wichtiger zu machen. Die Stars selber sind oft in Plauderlaune. Nicht so Jude Law. Er wirkte griesgrämig, abgelöscht, antwortete allen nur knapp und gab eine der für mich schlimmsten Kombinationen ab: arrogant und langweilig. Als ihn eine Kollegin neben mir fragte, ob er am Folgetag Pamela Anderson in Zürich treffe, meinte er nur: Nein, er habe in Südfrankreich Familienangelegenheiten zu erledigen.»
Lucien Esseiva über Pamela Anderson (57): Schüchtern und dankbar
«Dass Pamela Anderson nicht mehr die Rettungsschwimmerin aus ‹Baywatch› und nicht mehr das ‹Playboy›-Covergirl ist, wusste ich schon vor dem Interview mit ihr im Zürcher Nobelhotel Dolder Grand. Dass sie mir aber so natürlich, geerdet und beinahe schüchtern gegenübersitzt, hätte ich nicht gedacht. Sie begrüsste mich fast ungeschminkt im legeren Baumwollkleid und erzählte als Erstes, wie sehr sie es genossen habe, im Regen durch den Wald über Zürich zu gehen. Dabei habe sie sich leicht erkältet, aber das sei egal. Sie betonte, wie froh sie über ihre erste gute Rolle sei. Erst jetzt, mit 57, beginne ihre Karriere, erst jetzt werde sie als Schauspielerin wahr- und ernstgenommen. Filmstars geben Journalisten manchmal das Gefühl, man müsse dankbar für ein Gespräch mit ihnen sein. Bei Anderson war das anders. Das Sexsymbol der 90er war dankbar, dass wir uns für ihr neues Ich interessierten.»
Livia Fietz über Ralph Fiennes (61): Professionell und sprachgewandt
«Ich war mir vor meinem Interview mit Ralph Fiennes nicht sicher, auf wen ich genau treffen würde. Er war mir vor allem als Lord Voldemort bekannt, doch als vielseitig begabter Schauspieler ist er weit mehr als das. Als ich ihn dann in einem Sitzungszimmer des Hotels Baur au Lac traf, war ich nervös. Doch er sass da, als hätten wir uns nur zum Tee verabredet – ganz normal, lässig gekleidet und entspannt. Ich musste zweimal hinschauen, um sicher zu sein, dass er es wirklich ist. Er strahlte Ruhe und Gelassenheit aus, keine Starallüren. Mit seinen Antworten bewies er eine souveräne, professionelle und eloquente Art – und jahrelange Routine. Nur als ich ihm eine wohl unerwartete Frage über die Schweiz stellte, musste er kurz nachdenken. Fiennes war ein echter, aber auch sympathischer Profi.»
Laszlo Schneider über Kate Winslet (49): Eloquent und nahbar
«Interviewsituationen mit Weltstars wie Kate Winslet haftet jeweils etwas Skurriles an – das liegt weniger am eigentlichen Gespräch als am ganzen Tamtam zuvor. Die Szenen, bevor ich am Montag endlich mit der Britin reden konnte, ähneln einer Castingshow, bei der ich mit anderen Journalisten im Baur au Lac von Raum zu Raum geführt wurde. Für meine Nervosität war das nicht gerade förderlich – und war in Form belegter Stimmbänder und einiger Versprecher dann wohl auch für Winslet spürbar, als ich ihr im kleinen Hotelzimmer gegenübersass. Spätestens mit der zweiten Frage entwickelte sich aber ein angeregtes Gespräch, in denen mir die Schauspielerin immer wieder das Interesse an meiner persönlichen Meinung zu ihrem Film ‹Lee› kundtat. Als mich ein Mitarbeiter darauf aufmerksam machte, dass unsere Redezeit vorüber sei, wies ihn Winslet kurzerhand aus dem Zimmer. ‹Ich könnte stundenlang mit Ihnen weiterreden›, erklärte sie mir, bevor sie mich mit einem kräftigen Händedruck verabschiedete.»
Katja Richard über Richard Gere (75): Entspannt und zugänglich
«Zehn Minuten habe ich mit Richard Gere – dem Sexsymbol meiner Jugend aus ‹American Gigolo› und ‹Pretty Woman›. Er reicht mir freundlich die Hand – eine Geste, die längst nicht jeder Star zeigt. Gere ist etwas kleiner, als ich ihn mir vorgestellt habe, wirkt aber fit. Der Raum im Dolder Grand ist mit dickem Teppich ausgelegt, aber kühl. Wahrscheinlich wurde gerade gelüftet: Gere bittet um eine Heizung. Wir sprechen über Buddhismus und den Dalai Lama – Gere ist als Co-Produzent des Dokumentarfilms ‹Weisheit des Glücks› hier. Er ist ein aufmerksames Gegenüber, antwortet überlegt, zu Persönliches umschifft er elegant. Erst als ich wissen will, ob er als Buddhist auch wütend werde, lacht er laut heraus. Wir sind grad warm geworden, dann ist die Zeit bereits um. Das Gespräch war zu kurz, um in die Tiefe zu gehen – schade, er hätte bestimmt mehr zu erzählen.»
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