Im Jahre 1991 war Nik Hartmann (49) noch ein eifriger Kanti-Schüler. Unter einem Vorwand lotste er Carla, die er im Schülertheater kennengelernt hatte, auf seine Jolle auf dem Zugersee. Er hatte ein Auge auf sie geworfen. Dort spielten die Hormone Purzelbäume. Als sie von Bord gingen, sagte Carla: «Siehst du, dass sich Mond und Wölkchen zu einem Herzen geformt haben?» 31 Jahre später traf SonntagsBlick die beiden, die dieses Jahr 22 Jahre verheiratet sind und ihren 50. Geburtstag feiern.
SonntagsBlick: Carla und Nik, wann und worüber habt ihr das letzte Mal gestritten?
Carla: Ui, schwierig. Wohl über etwas sehr Unwichtiges. Wie das in langjährigen Beziehungen bestimmt oft vorkommt.
Nik: Ich kann es dir schon sagen. Ich ging wieder mal mit dem Lumpen durchs Haus, um Fingerabdrücke zu entfernen, und du fühltest dich berechtigterweise kontrolliert.
Carla: Eben, belanglos.
Sie sind ja pedantischer als Ihre Frau, Nik. Ist das Ihre Macke?
Nik: Carla kann ohne Probleme das Füfi grad sein lassen. Das ärgert mich. Ich bin leider in manchen Dingen perfektionistischer.
Carla: Ich finde die Macken aufzuzählen nicht spannend. Ich halte mich da lieber an den Liedtext der A-cappella-Gruppe Basta, der da lautet: «Es gibt 50 Dinge, die ich an dir hasse, und 51, die ich an dir mag. Und für das eine mehr werd ich nicht von dir lassen ...»
Versöhnt man sich leichter, wenn man seit 30 Jahren ein Paar ist?
Nik: Man hat länger Zeit, den Konflikt ausschleichen zu lassen (lacht). Wir sind uns gegenseitig schon sehr sicher.
Carla: Es wird einem von Jahr zu Jahr bewusster, was man an seinem Partner hat und was wirklich zählt.
Was hält eine Beziehung so lange fit: Ist es der Sex, sind es die Erlebnisse oder etwas anderes?
Carla: Ich denke, so viele Jahre, so viel gemeinsam Durchlebtes und Erlebtes schweissen zusammen. Natürlich auch die gemeinsamen Kinder, die man weiterhin zusammen begleiten möchte.
Nik: Es ist vor allem die gemeinsame Wertvorstellung. Und wir lassen uns sehr viel Zeit, auch alleine.
Carla: Beim Sex? (Lacht.) Nein, guter Sex ist sicher nicht verkehrt.
Wenn ihr heute Fotos von damals anschaut, als ihr euch ineinander verliebt habt – was geht euch durch den Kopf?
Carla: Mein Gott, waren wir da jung …
Nik: Dass wir zusammen seit damals sehr, sehr viel erlebt haben. Und alles andere Pipifatz ist.
Ihr kennt euch seit Ewigkeiten. Und werdet dieses Jahr 50. Wird man mit dem Alter toleranter, verzeiht man sogar einen Seitensprung?
Nik: Das mit dem Seitensprung – keine Ahnung. Ich wills gar nicht wissen.
Carla: Ich wüsste nicht, was das Erreichen des Alters mit einem Seitensprung zu tun haben sollte. Ich hätte heute genauso viel Mühe damit wie vor zwanzig oder zehn Jahren. Vielleicht macht einen die Weisheit auch toleranter und gelassener. Mir macht es auf jeden Fall nicht die geringste Mühe, dass ich 50 werde – wenn ich auch immer herausstreiche, dass ich doch ein halbes Jahr jünger bin als Nik.
Inwiefern hat euch die geistige und körperliche Beeinträchtigung von Melchior zusammengeschweisst?
Nik: Das geht nur zusammen. Aber wir waren vorher schon zusammengeschweisst. Sonst ginge das gar nicht. Oder?
Carla: Wir hatten einfach das Glück, dass wir beide von Anfang an unser Schicksal akzeptieren und annehmen konnten.
Nik: Wir ticken in dieser Hinsicht ziemlich gleich und freuen uns einfach über unsere drei gelungenen Jungs.
Carla: Jeder mit seinen ganz eigenen Fähigkeiten und Besonderheiten.
Nach abgebrochenem Jura-Studium ging Nik Hartmann (49) zum Lokalradio. Von 1999 bis Ende Juni 2020 arbeitete er für das Schweizer Radio und TV und moderierte zahlreiche erfolgreiche Formate. 2020 wechselte er zu CH Media, wo er TV-Projekte wie «Der Bachelor» betreut. Carla Hartmann (49) ist Juristin sowie stellvertretende Friedensrichterin. Sie bezeichnet sich auch als Familienmanagerin. Die beiden wohnen bei Zug und haben drei Söhne.
Nach abgebrochenem Jura-Studium ging Nik Hartmann (49) zum Lokalradio. Von 1999 bis Ende Juni 2020 arbeitete er für das Schweizer Radio und TV und moderierte zahlreiche erfolgreiche Formate. 2020 wechselte er zu CH Media, wo er TV-Projekte wie «Der Bachelor» betreut. Carla Hartmann (49) ist Juristin sowie stellvertretende Friedensrichterin. Sie bezeichnet sich auch als Familienmanagerin. Die beiden wohnen bei Zug und haben drei Söhne.
Wie ist die Situation mit ihm im Moment? Welche Herausforderungen stehen an? Lebt er bei euch?
Carla: Melchior wird bald 13 – er ist ein Teenager. Man merkt es daran, dass er uns am Wochenende doch hin und wieder etwas länger schlafen lässt. Ansonsten ist er ein wunderbar fröhlicher Bub und macht uns auch Freude, wenn er uns zeigen kann, dass er mit irgendetwas nicht zufrieden ist.
Wer übernimmt welche Aufgaben bei der Bewältigung des Alltags mit Melchior?
Nik: Ich musste lernen, ohne schlechtes Gewissen erst ab 8.30 Uhr Termine anzunehmen. Vorher arbeite ich für die Familie – wie ein Bauer, der vor dem Frühstück in den Stall muss.
Carla: Wir haben keine feste Aufteilung. Wer Zeit hat, machts. Wenn Nik nicht allzu früh wegmuss, erledigt er das Morgenritual.
Nik: Und du machst Melchior am Abend bettfertig – oder umgekehrt.
Carla: Und wir haben das Glück, dass wir für Melchior dank des Assistenzsystems der IV junge Helfer beschäftigen dürfen, die uns unter der Woche ein paar Stunden entlasten.
Wenn ein Kind krank oder behindert ist, fühlen sich die anderen Kinder in einer Familie oft vernachlässigt. Was tut ihr, damit das mit euren anderen zwei Buben nicht passiert?
Nik: Wir haben keines unserer Kinder vernachlässigt – natürlich waren und sind wir eingeschränkt, was das Familienleben angeht. Aber ich glaube nicht, dass Constantin und Frederik Buch geführt haben, wie viel Aufmerksamkeit jeder einzelne unserer Söhne gekriegt hat.
Carla: Es ist eine Tatsache, dass in einer Familie mit einem beeinträchtigten Kind vieles nicht möglich ist. Unsere Jungs empfinden das aber, glaube ich, nicht als ungerecht. Wir haben aber von Anfang an darauf geachtet, dass wir wenigstens einmal im Jahr mit den zwei Grossen eine Städtereise unternehmen.
Nik: Constantin ist gerade in der RS im Tessin, und Frederik beginnt im Sommer die Lehre zum Anlage- und Apparatemonteur in einer Werft – sein Traumjob.
Am 14. Februar startet auf 3+ die Kochshow «Masterchef». Wer ist eigentlich der Chef bei euch in der Küche?
Nik: Die Küche ist weder ihr noch mein Hoheitsgebiet. Es ist der Treffpunkt der Familie. Wir kochen täglich. Und wenn Gäste kommen, koche in der Regel ich.
Carla: Nik kocht göttlich. Fein, kreativ und überraschend. Übers Jahr gesehen koche ich wohl öfter – dafür Nik wesentlich erfolgreicher.
Wie ist es für euch, dieses Jahr 50 zu werden?
Carla: Ich bin froh und glücklich, auf dieser Welt sein zu dürfen. Was spielt denn da das Alter für eine Rolle?!
Nik: Ich finde es schön, älter werden zu dürfen. Es kehrt eine gewisse Gelassenheit ein. Und gefeiert wird dann bestimmt.
Ihr werdet älter, macht man sich da schon Gedanken, was einmal mit Melchior passieren wird?
Nik: Tatsächlich machen wir uns schon Gedanken, wie wir dereinst unseren Alltag mit Melchior bestreiten werden, wenn er älter und grösser ist. So ist er schon heute nicht mehr ganz so leicht zu tragen. Wir werden nächstens einen Treppenlift montieren müssen.
Carla: Der Gedanke, dass er halt nie selbständig wird leben können, ist schon nicht ganz einfach. Ich vertraue aber darauf, dass es bei uns in der Schweiz tolle Institutionen gibt, die uns mit zunehmendem Alter unterstützen werden. Wir lernen Schritt für Schritt loszulassen.
Früher machte sich Nik oft alleine auf die Socken für seine Wandersendungen. Gibt es jetzt mehr Gelegenheit, auch mal als Familie einen Berg zu besteigen?
Carla: Und für einen wohltuenden Hundemarsch reichts hin und wieder. Nur wir zwei.
Nik: Der letzte Berg, den ich bestieg, war im letzten Jahr der Ätna – für die Sendung «Abenteuerlustig». Mal auf eine Wanderung im Engadin oder im Tessin hats schon gereicht.
Machen eure Kinder noch alles mit oder spürt ihr eine Abgrenzung?
Nik: Die haben beide ein meist selbständiges Leben, kommen aber auch gerne mit uns mit.
Auf dem Streamingdienst Oneplus läuft seit einiger Zeit auch die Dating-Show «First Dates». Angenommen, ihr würdet euch auch zum ersten Mal treffen: Würdet ihr euch nochmals ineinander verlieben?
Nik: (Lacht.) Aber sicher!
Carla: Das ist eine lustige Frage.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Carla: Dass es uns gelingt, unseren Jungs weiterhin liebevolle und verständnisvolle Eltern zu sein.
Nik: Dass unsere Kinder auch so Glück haben werden wie wir. Und natürlich Gesundheit und ab und zu ein Kalbs-Cordon-bleu.