Sie setzte alle Karten auf ihr Psychologiestudium und lud bloss nebenbei Videos ihres Gesangs ins Internet. Heute erreicht Nnavy (25) mit ihrer Soulmusik über 170'000 monatliche Spotify-Hörer weltweit. Zudem ist sie in der Kategorie Best Act Romandie für einen Swiss Music Award nominiert. «Ich hätte nie gedacht, dass das mal mein Hauptberuf wird», meint die Sängerin aus Lausanne im Gespräch mit Blick. «Das, was momentan passiert, hätte ich mir nie erträumt.»
Mehr Musik
Florina Gashaza, wie Nnavy bürgerlich heisst, stammt aus einer wenig musikalischen Familie. «Ich bin die Einzige, die dieses Talent hat», sagt sie. «Mein Bruder ist Fotograf. Aber damit hört die Kunstaffinität bei uns auf.» Schon als junges Mädchen begann sie zu singen, sieben Jahre nahm sie Klavierunterricht. Erst später kam sie auf die Idee, die beiden Dinge zu kombinieren und entschied sich 2018, bekannte Lieder zu interpretieren und Videos davon auf die Social-Media-Plattform Instagram zu laden. Nnavy: «Musik war eigentlich mein Plan B. Die Entscheidung, Covers zu veröffentlichen, war ein Schlüsselmoment. Dadurch lernte ich die Leute kennen, mit denen ich heute eng zusammenarbeite.»
Sie eröffnete die Show von Lionel Richie in Montreux
Ein weiterer wichtiger Punkt war der Schritt auf die richtige Bühne. Ihr Bruder bat die studierte Psychologin, an der Vernissage seiner Ausstellung zu spielen. Erstmals vor Live-Publikum zu spielen, kostete Nnavy Überwindung. «Ich hatte eine riesige Angst», erzählt sie. «Es ist herausfordernd, in Liedern total persönliche Dinge zu verpacken und dann auf die Bühne zu gehen und zu wissen, dass man von anderen Menschen beurteilt wird. Es ist ein seltsamer, aber trotzdem sehr schöner Job, den ich habe.»
Erfahrung hat die Musikerin mittlerweile zuhauf gesammelt. Aktuell tourt sie durch die Schweiz, am legendären Montreux Jazz Festival ist sie schon dreimal aufgetreten. 2023 eröffnete sie dort die Show von Lionel Richie im Auditorium Stravinski. «Ich sass im Backstage und konnte auf kleinen Monitoren beobachten, wie sich der Saal füllte. Ich wurde immer nervöser, noch nie zuvor stand ich vor 4000 Menschen. Aber am Ende war es ein wunderbarer Abend.»
Spotify Africa lud sie zum Musikmachen nach Kenia ein
Aufgrund ihrer burundischen Wurzeln wurde Nnavy von Spotify Africa in ein Songwritingcamp eingeladen. Mit anderen Künstlern mit afrikanischem Hintergrund arbeitete sie in Nairobi (Kenia) an neuer Musik. «Ohne Sightseeing, nur Arbeit an Musik. Nach den vier Tagen habe ich unsere vier Lieder immer wieder angehört und war so begeistert, dass ich das Ganze so schnell wie möglich veröffentlichen wollte.» Nun ist es so weit, die EP «Closer», die sie mit der kenianischen Sängerin Karun (29), der südafrikanischen Komponistin Msaki (35) und dem kenianischen Produzenten Hendrick Sam (27) einspielte, ist am Freitag erschienen.
Mit der neuen Musik im Gepäck blickt Nnavy auch auf den kommenden Festivalsommer. Unter anderem steht sie am Gurtenfestival in Bern, am Moon & Stars in Locarno und am Stars in Town in Schaffhausen auf der Bühne. Und wer weiss: Vielleicht hat Nnavy bis dann auch einen Swiss Music Award zu Hause im Regal stehen.
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