Mit seiner Band spielte Jon Bon Jovi (62) in vier Jahrzehnten mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar auf Tourneen ein. Die 15 Alben (im Juni kommt mit «Forever» das 16. hinzu) verkauften sich über 120 Millionen Mal. Nach all den Jahren im Showbusiness feiert der 62-Jährige jetzt noch einmal eine Premiere. In der neuen, vierteiligen Doku-Serie «Thank You, Goodnight: The Bon Jovi Story» auf dem Streamingdienst Disney+ gibt die Band zum ersten Mal Einblicke in private Videos, die die grössten Triumphe und Rückschläge hautnah zeigen. Dazu durfte der Filmemacher Gotham Chopra die Band seit Februar 2022 bei ihrem Versuch begleiten, eine neue Tour zu planen. Diese platzte, als der Frontmann sich an den Stimmbändern operieren lassen musste. Seither steht in den Sternen, ob es je wieder eine Bon-Jovi-Tournee geben wird.
Blick: Die wichtigste Frage zuerst, wie geht es Ihren reparierten Stimmbändern?
Jon Bon Jovi: Es geht ständig aufwärts. Ich habe gerade das erste Mal nach fast 20 Monaten Reha wieder in der Öffentlichkeit gesungen und es hat sich gut angefühlt. Doch das heisst nicht, dass ich schon wieder Tournee-bereit bin. Es ist alles noch offen, was die Zukunft bringen wird. Ich muss wieder in der Lage sein, vier Tage die Woche jeweils zwei Stunden am Stück singen zu können.
Wie geschockt waren Sie, als Sie die Diagnose bekommen haben?
Ich war immer so stolz darauf, ein guter Sänger zu sein – jemand, der sogar mit Pavarotti mithalten konnte. Als Gott mir die Fähigkeit genommen hat, meine Kunst zu betreiben, war ich fassungslos. Meine Stimmbänder waren total verhunzt, eines hatte sich total zurückgebildet. Zum Glück habe ich einen führenden Chirurgen gefunden, der mir ein neues Stimmband implantiert hat. Ich habe wieder Hoffnung, dass ich mein Werkzeug zurückbekomme.
In Ihrer Dokumentation werden nicht nur die Glory Days, sondern auch so einige dunkle Kapitel der Band beleuchtet.
Wir haben seit Tag eins gesagt, dass die Doku keine Lobeshymne im VH-1-Stil werden soll. Der Regisseur durfte alles reinpacken, was er wollte. Ich wollte einfach die Wahrheit aus vierzig Jahren Bandgeschichte zeigen – Bon Jovi mit allen Höhen und Tiefen.
Wie sehr hat sich das Musik-Business in vier Jahrzehnten verändert?
Alles ist heute anders als am Anfang. Wir wurden vor dem Zeitalter von Computer, Handy und Social Media geboren. Unser erstes Album war auf Kassette, dann ging es mit CDs weiter und heute wird gestreamt. Aber ich kann mich anpassen und gehe mit der Zeit. Wobei, das Einzige, was sich nicht verändert hat: Ich bin noch immer beim gleichen Plattenlabel.
Hatten Sie sich als Junge Ihre Karriere so ausgemalt?
Nein, nicht in meinen wildesten, verrücktesten Wunschträumen. Ich kann es heute manchmal noch immer nicht glauben. Der 18-jährige Jon in mir ist neulich fast ausgeflippt, weil ich Paul McCartney links und Bruce Springsteen rechts von mir bei einer Gala sitzen hatte. Einer Gala, wo sie mich ausgezeichnet haben. Unfassbar!
Gibt es einen Song von Ihnen, von dem Sie die Nase voll haben?
Nein. Auf keinen Fall.
Welches ist Ihr persönlicher Lieblingssong unter all Ihren Hits?
Das ist so, als würden Sie Eltern fragen, welches ihrer Kinder sie am liebsten mögen. Ehrlicherweise schreiben wir diese Songs alle erst einmal allein für uns. Unsere Babys. Und die teilen wir dann mit der Welt.
Würden Sie sagen, dass sich Ihre Textinhalte mit zunehmendem Alter weiterentwickelt haben?
Ja klar gab es da eine Evolution. Als ich mit zwanzig meinen ersten Plattenvertrag erhalten habe, gab es ausser meiner High-School-Zeit nichts, worüber ich schreiben konnte. Zumal ich auch nicht ständig mit Lovern Schluss gemacht habe, wie Taylor (lacht). Im Laufe der Zeit habe ich dann meine ehrlichen Lebenserfahrungen wiedergeben können.
In Ihrer Familie steht eine Hochzeit an. Ihr Sohn Jake heiratet die «Stranger Things»-Schauspielerin Millie Bobby Brown. Lassen Sie sich als Hochzeitssänger bezahlen?
Das wäre keine schlechte Idee, um einen Bruchteil der Kosten wieder reinzubekommen (lacht). Sie werden es nicht glauben, bei uns stehen gleich drei Hochzeiten an!
Jon Bon Jovi (eigentlich John Francis Bongiovi Junior) ist der Sohn eines sizilianischen Friseurs und eines amerikanischen Playboy-Modells mit Blumenladen. Der Frontmann der nach ihm benannten Band Bon Jovi hatte im Jahr 1986 mit «Livin' on a Prayer» seinen ersten globalen Hit, 1994 folgte «Always» und 2000 manifestierte er seinen Status als globalen Rockstar mit der Hymne «It's My Life». Seit 1989 ist er mit seiner Highschool-Liebe Dorothea Rose Hurley verheiratet. Das Paar hat vier Kinder. Bon Jovi hat auch Schweizer Blut: Die Familie seines Grossvaters mütterlicherseits stammt aus Bern.
Jon Bon Jovi (eigentlich John Francis Bongiovi Junior) ist der Sohn eines sizilianischen Friseurs und eines amerikanischen Playboy-Modells mit Blumenladen. Der Frontmann der nach ihm benannten Band Bon Jovi hatte im Jahr 1986 mit «Livin' on a Prayer» seinen ersten globalen Hit, 1994 folgte «Always» und 2000 manifestierte er seinen Status als globalen Rockstar mit der Hymne «It's My Life». Seit 1989 ist er mit seiner Highschool-Liebe Dorothea Rose Hurley verheiratet. Das Paar hat vier Kinder. Bon Jovi hat auch Schweizer Blut: Die Familie seines Grossvaters mütterlicherseits stammt aus Bern.
Warum so viele?
Meine Kids haben einfach alle ihre grossen Lieben gefunden. Sie haben die richtigen Partner und ich freue mich total darüber.
Wenn Sie die Aufnahmen aus den Anfangsjahren der Band in der Doku sehen, löst das bei Ihnen Wehmut aus?
Nur Erstaunen, wie viel Energie ich mit 25 oder 30 hatte. Ich war unermüdlich, wie ich meine Show abgezogen habe. Heute würde ich nicht mehr so auf der Bühne herumspringen – selbst, wenn ich es noch könnte.
Wenn Sie zurückschauen, gibt es Dinge in Ihrem Leben, die Sie bereuen?
Ich bin stolz, der zu sein, der ich heute bin. Ich bereue nur sehr wenig. Ich hatte das Glück, einen Traum zu haben, den ich mir verwirklichen konnte und den ich bis heute lebe. Ich glaube, ich habe bislang sehr viel aus meinem Leben herausgeholt – obwohl es natürlich immer noch verbesserungsfähige Dinge gibt.