An den American Music Awards räumt die koreanische Pop-Band BTS in der Nacht auf Montag gleich drei Preise ab, darunter die wichtigste Trophäe als «Künstler des Jahres». Nicht zum ersten Mal werden die sieben Musiker aus Seoul mit Auszeichnungen bedacht. Ende 2020 figurieren sie erstmals auf Rang 1 der IFPI-Statistik als erfolgreichste Popband weltweit, BTS haben sich endgültig vom reinen K-Pop-Phänomen zur globalen Marke gemausert.
Die Abkürzung steht für «Bangtan Sonyeondan» und bedeutet «kugelsichere Pfadfinder». In den Anfängen 2013 gelten BTS als Aussenseiter, die sich einen Platz im K-Pop-Universum erkämpfen und tapfer ihren Weg finden. Zur Gruppe gehören die Rapper RM alias Kim Nam-joon (27), Suga alias Min Yoon-gi (28) und J-Hope alias Jung Ho-seok (27), dazu die Sänger Jin alias Kim Seok-jin (28), V alias Kim Tae-hyung (25) sowie Park Jimin (26) und Jeon Jungkook (24).
Staatliche Unterstützung als Treiber
BTS und auch andere K-Pop-Formationen nehmen das Modell der Boygroups auf, das in den 1980er-Jahren in England und den USA florierte. Ihr weibliches Pendant ist das Quartett Blackpink, ebenfalls aus Seoul. Gemeinsames Rezept: Jedes Mitglied verkörpert einen eigenständigen Charakter, um möglichst viele Anhänger anzusprechen.
Anerkennung auf höchster Ebene erhalten BTS diesen September, als sie vor den Vereinten Nationen eine Rede halten dürfen. Darin thematisieren sie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und die Corona-Impfung – lauter Aspekte, die auch ihre Fans beschäftigen. Klare Ansagen und existenzielle Fragen sind Teil des Konzepts. Im Gegensatz zu früheren Pop-Bestsellern wirken BTS auf der Bühne perfekt, gleichzeitig aber nachdenklich und selbstkritisch. Ihr Bühnenverhalten passt zu einem zeitgenössischen Männerbild, das sich zunehmend auch im asiatischen Raum verbreitet: Zweifel zulassen und Verletzlichkeit zeigen.
Dazu kommt ihre Kernbotschaft, die sich mit der Landesdoktrin deckt: sich selber treu sein und das Talent in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Die staatliche Unterstützung ist ein wichtiger Grund für den BTS-Höhenflug: Bereits seit Anfang der 2000er-Jahre wird Kultur gepusht, um den Tourismus anzukurbeln, nebst K-Pop Filme wie «Parasite» und Serien wie jüngst «Squid Game», aber auch die Modebranche. Mit der «koreanischen Welle», genannt «Hallyu», hat Korea Japan als ersten Trendsetter in der Popkultur abgelöst.