Dieser Streich wird in die Geschichte eingehen: Im Vorfeld einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump in Tulsa, Oklahoma, verbreitete sich ein Video im sozialen Netzwerk TikTok wie ein Lauffeuer. Darin forderte eine Aktivistin Bürger auf, online Tickets zu reservieren – der Veranstaltung dann aber fernzubleiben. Das Video wurde massenhaft von K-Pop-Fans geteilt.
Und: Am Ende ging Trump leer aus.
Ob daran alleine die Fans koreanischer Popmusik schuld waren oder die Anhänger der US-Präsidenten aus Angst vor der Pandemie zu Hause blieben, lässt sich kaum eruieren. Auf wen Trumps Tulsa-Flop wirklich zurückgeht, ist schwer zu sagen. Eines steht aber sicher fest: Zum ersten Mal wurde die Internetplattform TikTok in so einem Ausmass für politische Zwecke genutzt.
Übermenschliche Perfektion
K-Pop, kurz für Korean Pop, ist ein Sammelbegriff für koreanische Popmusik. Es geht dabei aber um mehr als Musik: Propagiert wird ein herzig-perfektes Gesamtkunstwerk. Gesang, Aussehen und Choreografie müssen sitzen, die Interpreten wirken fast schon übermenschlich. Rund um den Globus finden sich K-Pop-Fans. Zu verdanken ist das der Popularität der sogenannten «Idols» im Internet. Der Girl-Group Blackpink folgen beispielsweise mehr als 24 Millionen Fans. Die wohl bekannteste koreanische Boygroup BTS, kurz für Burn The Stage oder Beyond The Scene, hat neben 26,3 Millionen Instagram-Followern einen eigenen Film herausgebracht.
Das Ziel von TikTok ist es, die Kreativität der Nutzer zu fördern, das Tool ist deshalb sehr vielseitig. Man filmt sich beispielsweise beim Tanzen und schneidet dann das Video selbst zu. Die Aufnahme kann beim Schnitt verkürzt werden, so wird ein Patzer am Ende oder Anfang ganz einfach gelöscht, ohne dass alles neu gefilmt werden muss. Weitere Bearbeitungsoptionen sind das Übereinanderlegen von Filtern, wie den Beautyfilter, der scheinbar die Haut glättet und Pickel unsichtbar werden lässt und das Einfügen neuer Elemente wie Fotos oder Schriftzüge.
Das Ziel von TikTok ist es, die Kreativität der Nutzer zu fördern, das Tool ist deshalb sehr vielseitig. Man filmt sich beispielsweise beim Tanzen und schneidet dann das Video selbst zu. Die Aufnahme kann beim Schnitt verkürzt werden, so wird ein Patzer am Ende oder Anfang ganz einfach gelöscht, ohne dass alles neu gefilmt werden muss. Weitere Bearbeitungsoptionen sind das Übereinanderlegen von Filtern, wie den Beautyfilter, der scheinbar die Haut glättet und Pickel unsichtbar werden lässt und das Einfügen neuer Elemente wie Fotos oder Schriftzüge.
Netzgiganten
Schon seit Jahren sind K-Pop-Fans eine dominierende Kraft im Internet. Da es auch in den USA und in Europa enorm viele Anhänger des Musikgenres hat, sind sie stärker als andere Fangruppen auf das Netz angewiesen. Es wird vor allem von internationalen Fans genutzt, um an Informationen aus Südkorea zu kommen. So kann man aus allen Winkeln der Welt seine Lieblingskünstler unterstützen.
Einerseits streamen die Fans neue Songs ihrer Idole extrem oft, um die Klicks hochzutreiben und die Künstler so zu unterstützen. Andererseits rufen sie immer wieder neue Hashtags ins Leben, um den Lieblingskünstler weltweit ins Gespräch zu bringen. «Wenn sie sich im Internet zusammentun, können sie sehr schnell sehr viel erreichen, alleine schon wegen ihrer Grösse und der Geschwindigkeit, mit der sie auf News oder Trends reagieren», so Isabelle Opitz, Chefredaktorin des deutschsprachigen K-Pop-Magazins «K*Bang».
K-Pop für «Black Lives Matter»
Neuerdings nutzt die K-Pop-Fangemeinde ihre Power nicht nur zugunsten ihrer Lieblingskünstler, sondern auch für politische Zwecke. In den letzten Wochen engagierten sich viele K-Pop-Fans stark für die «Black Lives Matter»-Bewegung. Zu sehen ist auch das online: Etliche Profilbilder von K-Pop-Fanseiten auf Internetplattformen wie TikTok oder Instagram ziert die schwarze Faust, das Symbol der Black-Power-Bewegung. Nachdem BTS US-Medien zufolge gesamthaft eine Million Dollar an die BLM-Bewegung spendeten, zogen ihre Fans, die sogenannte «BTS Army», nach und sammelten eine weitere Million Dollar an Spenden. «Dies ist gar nicht so ungewöhnlich, schliesslich ist Selbstliebe eines der zentralen Themen von BTS-Musik», sagt Opitz.
Im Zuge ihres Engagements für «Black Lives Matter» positionieren sich K-Pop-Fans auch klar gegen die rechtsextreme Szene. Beispielsweise versahen sie in den letzten Wochen rassistische Hashtags mit lustigen Gifs und Bildern. So sollte die Botschaft dahinter verschwinden. Wer also beispielsweise nach #WhiteSupremacy suchte, fand statt rechtsradikalem Gedankengut Videos von perfekt getanzten Choreografien zu BTS-Hits wie «Boy With Luv». Das hat so gut funktioniert, dass einige dieser Hashtags jetzt unter der Kategorie #kpop laufen. Die BTS Army hat ausserdem dafür gesorgt, dass eine Polizei-App aus Dallas gelöscht wurde. In der App konnte man «illegale Aktivitäten der Protestierenden» filmen und sie so bei der Polizei melden. Um die Identität der BLM-Anhänger zu schützen, fluteten die Fans die App mit Videomaterial ihrer Idole.
«Das aktuelle Geschehen ist bemerkenswert»
Warum setzen sich gerade K-Pop-Fans so stark für «Black Lives Matter» ein? Die Motivation der Fans sei vielschichtig, sagt Opitz. K-Pop-Fans rund um den Globus seien sicherlich selbst vom Thema Rassismus betroffen, denn die Community sei sehr vielfältig und multikulturell. «Es ist aber neben dem Kampf gegen Rassismus auch eine Möglichkeit der Fans zu zeigen, dass K-Pop Positives bewirken kann.»
TikTok: vom Jugendtrend zur neuen Lernplattform