Hier schiesst Roger Waters mit einer Maschinenpistole
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Video zeigt Szene aus Berlin:Hier schiesst Roger Waters mit einer Maschinenpistole

Berliner Staatsschutz ermittelt gegen Roger Waters – Weggefährten wenden sich ab
«Antisemitisch bis ins Mark»

Mit «The Wall» prangerte Ex-Pink-Floyd-Bassist Roger Waters (79) das autoritäre Bildungssystem in Grossbritannien an. Doch seit Jahren mischt er das mit kruder Kapitalismus- und Israelkritik. Das könnte ihm nun zum Verhängnis werden.
Publiziert: 26.05.2023 um 18:54 Uhr
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Aktualisiert: 26.05.2023 um 19:25 Uhr
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Der Bassist und Mitbegründer von Pink Floyd, Roger Waters, tourt zurzeit durch Europa.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
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Daniel ArnetRedaktor Gesellschaft / Magazin

Es war 2011, als ich meinen ersten Tweet absetzte: «Vor über 30 Jahren bekam ich das Album von meinem Bruder auf Weihnachten geschenkt. Nun also ‹The Wall› erstmals live. Ich bin gespannt!» Die Show ging damals als Premiere im Zürcher Hallenstadion über die Bühne, und ich schrieb für das Online-Portal des «Tages-Anzeiger» eine Konzert-Kritik: «Altersturnen mit Roger Waters».

Der Bassist und Mitbegründer der britischen Psychodelic-Rockband Pink Floyd ist mittlerweile 79 Jahre alt. Und er ist immer noch auf seinem Solotrip. Eben erst ist der Vier-Saiten-Mann mit seiner «This Is Not a Drill»-Show in Berlin aufgetreten und zeigte sich mit einem an SS-Offiziere erinnernden Outfit von der hässlichen Seite – der Berliner Staatsschutz hat Ermittlungen wegen Verdachts auf Volksverhetzung aufgenommen.

Davidsterne fielen wie Bomben aus Kampfjets

Gewiss, bereits Bob Geldof (71) trug in der Verfilmung von «The Wall» (1982) eine solche Uniform. Pink Floyd wollten damit autoritäre Lehrer in Grossbritannien anprangern und Waters im Speziellen sein Schultrauma verarbeiten. Dennoch war mir die berühmte, von einem Kinderchor geträllert Songzeile «We don’t need no education» (wir brauchen keine Bildung) stets suspekt. Wir brauchen sie, vielleicht anders.

Bereits in seiner Zürcher «The Wall»-Show vor zwölf Jahren wetterte der «Wüterich» (NZZ) nicht bloss gegen das Bildungssystem, sondern mischte krude Kapitalismuskritik und Antisemitismus darunter. So liess er in einer Trickfilmeinspielung Kampfflugzeuge Dollarzeichen, Davidsterne und Shell-Logos abwerfen – als wären das Bomben, die die Welt zerstören würden.

Waters ist denn auch Unterstützer der anti-israelischen Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) und würde nie im jüdischen Staat auftreten. In einem «Spiegel»-Interview von Mitte März verglich er das Land mit einem Apartheid-Regime und sprach ihm ab, eine Demokratie zu sein. Man mag die aktuell gewählte Rechtsaussen-Regierung kritisieren, aber das tun Woche für Woche auch Tausende Israeli bei Demonstrationen.

«Leider bist du antisemitisch bis ins Mark»

Bei früheren Auftritten liess Waters einen riesigen Ballon in Form eines Schweins aufsteigen, auf dem ein Davidstern war. Wer bedenkt, welche negative Figur das Schwein aus dem Pink-Floyd-Album «Animals» (1977) ist und dass Juden wie Muslime kein Schweinefleisch essen, der erkennt die Schmähung. Bei seinen letzten Auftritten – auch Ende April in Zürich – verzichtete der Musiker wenigstens auf den Davidstern.

«Ich bin kein Antisemit», verteidigte sich Waters im kürzlich erschienenen «Spiegel»-Interview. Das sehen andere Pink-Floyd-Mitglieder freilich anders: «Leider bist du antisemitisch bis ins Mark», twitterte die englische Schriftstellerin Polly Samson (61), die für das Pink-Floyd-Album «Division Bell» (1994) Songtexte schrieb. «(…) Playback singender, frauenfeindlicher und grössenwahnsinniger Neidhammel.»

Ihr Mann, der Pink-Floyd-Gitarrist David Gilmour (77) teilte den Post und schrieb nur: «Jedes Wort nachweislich wahr.» Zu einer Reunion der alten Crew wird es bestimmt nie mehr kommen.

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