Christopher Nolan (50) wurde schon oft der Retter des modernen Blockbuster-Kinos genannt. Die Filme des Star-Regisseurs sprechen versnobte Filmkritiker genauso an, wie Fans von stumpfen Action-Spektakeln. Nun bekommt der Titel aber noch mehr Bedeutung. Denn mit «Tenet» liefert der britisch-amerikanische Doppelbürger den wohl einzigen Mega-Blockbuster dieses Kino-Sommers.
Während etwa «James Bond: No Time to Die» auf den November und «Fast & Furious 9» gleich auf nächstes Jahr verschoben wurde, wollte Nolan seine Fans nicht zu lange warten lassen. Am 26. August läuft «Tenet» in den europäischen Kinos, nur einen Monat nach seinem ursprünglichen Starttermin. Und so lastet gefühlt ganz Hollywood auf den Schultern des Mannes, dessen Fans dank Hits wie «Inception» oder «The Dark Knight» sowieso schon ein Meisterwerk erwarten. Die gute Nachricht dabei: «Tenet» wird dem grösstenteils gerecht.
Protagonist muss den dritten Weltkrieg verhindern
So viel sei zur Handlung verraten: Regisseur Nolan widmet sich nach «Memento» und «Interstellar» einmal mehr einem seiner Lieblingsthemen – dem Verlauf der Zeit. Der namenlose Protagonist (John David Washington, 36) muss den dritten Weltkrieg, der durch eine Gefahr aus der Zukunft droht, verhindern. Sein Kampf führt den Agenten dabei um die ganze Welt – und sprengt die Grenzen der Zeit, wie wir sind empfinden.
«Tenet» ist ein Fest für die Augen und Ohren. Nolan setzt wie immer beinahe ausschliesslich auf praktische Effekte, Explosionen aus dem Computer sucht man hier vergebens. Die Sound-Kulisse tut dabei ihr übriges. Jeder Schuss lässt das Kino erzittern, der elektronische Soundtrack treibt den Puls in die Höhe.
Dialoge wirken manchmal gestelzt
Aber: Wer «Inception» schon schwer zu verstehen fand, dürfte bei «Tenet» öfters aussteigen. Die Dialoge der Charaktere sind fast ausschliesslich dazu da, die Regeln der komplexen Zeit-Mechanismen zu erklären, auf denen der Thriller basiert. Da können sich die charismatischen Hauptdarsteller John David Washington und Robert Pattinson (34) noch so viel Mühe geben. Das Gerede über Zeit-Paradoxe und Algorithmen wirkt mit der Zeit gestelzt.
«Versuche nicht, es zu verstehen. Versuche, es zu fühlen», rät eine Wissenschaftlerin Washingtons Hauptfigur zu Beginn des Filmes. Der Rat dürfte auch ans Kino-Publikum gerichtet sein. Denn «Tenet» ist eine grossartige Erfahrung, die ein wenig daran leidet, dass der Film doch zu verwirrend ist. Wenn man allerdings den Wunsch loslässt, alles zu verstehen, kann «Tenet» der Rolle des Retters des Kino-Sommers gerecht werden. Und bei den brennendsten Fragen dürfte ein zweiter Kino-Besuch hilfreich sein. Den hat «Tenet» durchaus verdient.
4/5