Realfilm-Remake von «Schneewittchen» kommt ins Kino
Dürfen wir diesen Apfel wirklich essen?

«Schneewittchen» war 1937 der erste Zeichentrickfilm der Welt in Spielfilmlänge – und begründete die Erfolgsgeschichte von Walt Disney. Auch deshalb gibt das Realfilm-Remake mit Rachel Zegler in der Hauptrolle und Gal Gadot als böser Stiefmutter so viel zu reden.
Publiziert: 19.03.2025 um 20:49 Uhr
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Rachel Zegler in der Neuverfilmung von «Schneewittchen» von Mark Webb.
Foto: imago/Landmark Media

Darum gehts

  • Schneewittchen-Remake trotz Kontroversen ein gelungener, süsser Apfelkuchen
  • Rachel Zegler und Gal Gadot beeindrucken mit Ausstrahlung und Darstellung
  • 200-Millionen-Budget für den Film, Kinostart am 20. März in der Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Bei der Pressevorführung von «Schneewittchen» steht ein Korb im Zürcher Kino Metropol, randvoll mit verlockend roten Äpfeln. Sollen wir aber wirklich zugreifen?

Um die Frage zu klären, müssen wir kurz ausholen. Die Schwierigkeiten für das Realfilm-Remake des Klassikers von 1937 beginnen nämlich schon vor fünf Jahren.

Kritik von allen Seiten

Als Disney Rachel Zegler (23) zur Hauptdarstellerin macht, hagelt es rassistische Kommentare, weil sie kolumbianische Wurzeln hat. Und Corona verunmöglicht den ursprünglichen Drehbeginn.

Emmy-Gewinner Peter Dinklage (55), selber kleinwüchsig, beschwert sich über die computergenerierten Zwerge und die grundsätzlich «rückständige» Story.

Zegler sorgt für Aufregung, als sie den Prinzen als «Stalker» und die Liebesgeschichte als antiquiert bezeichnet. Im Oktober 2023 wird der Kinostart wegen des Hollywood-Streiks vom Frühling 2024 auf 2025 verlegt.

Den Trailer mit der israelischen Schauspielerin Gal Gadot (39) als Stiefmutter quittiert die Pro-Palästina-Fraktion mit Boykott-Aufrufen. Auch Zegler ergreift Partei. Und kritisiert im November 2024 gleich noch die Wählerschaft von Donald Trump (78). 

Die US-Premierenfeier vom vergangenen Wochenende fällt bescheiden aus. Gemäss Martin Klebba (55), dem einzigen kleinwüchsigen Zwergen-Sprecher, wohl aus «Angst vor möglichem Gegenwind».

Und nun meldet sich auch noch der Sohn von Ur-Regisseur David Hand (1900–1986) zu Wort und sagt, sein Vater und auch Firmengründer Walt Disney (1901–1966) würden sich angesichts des Resultats wohl im Grab umdrehen.

Herrlich bunter, knackig frischer Musical-Happen

Nun also nochmals die Frage: Ist dieser Film-Apfel nicht schon zu vergiftet? Ähnlich wie die Frucht in der Märchen-Vorlage? Sollen wir wirklich zugreifen? Wir sagen: unbedingt! Denn wer diesen Apfel zurückweist, verpasst einen herrlich bunten, knackig-frischen Musical-Happen.

Um niemandem den Spass zu vergällen, verraten wir nicht, wo die Version von Mark Webb (50) vom Original abweicht. Die Anpassungen sind jedoch stimmig und wirken selten aufgesetzt. Und die Konzessionen an den Zeitgeist sind nebensächlich.

Nur die Robin-Hood-Anleihen und der von Schneewittchen angeführte Volksaufstand sind etwas über den Punkt. Zu durchsichtig zielt Webb hier auf das, was er offenbar für schlecht hält. Zumal Systemkritik bei einem 200-Millionen-Budget eher seltsam wirkt.

Selten war das Böse so attraktiv

An den Zauber von 1937 kommt das Remake erwartungsgemäss nicht heran. Doch die jetzige Ausgabe ist ein gelungener, süsser Apfelkuchen. Ein Genuss ohne Reue. Die Angst davor verblasst so rasch wie die Erinnerung an die jahrelangen Querelen.

Der Guss des Kuchens sind die Songs, allen voran «Waiting on a Wish», gesungen von Zegler. Der Jungstar besitzt eine erstaunliche Ausstrahlung, die Gal Gadot jedoch locker kontert. Kaum je war das Böse so attraktiv.

Und der Schlagrahm, die Krönung, kommt von den animierten Tieren. Hier zeigt Disney seine Kernstärke und ursprüngliche Kraft. Auch wenn die Zeichnungsstifte heute etwas anders aussehen.

«Schneewittchen» von Mark Webb läuft ab dem 20. März in den Schweizer Kinos. 

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