Nachdem sie spontan Ja gesagt habe, habe sie hinterher plötzlich fürchterliche Angst gehabt, sagt Nicole Kidman (54) über ihre Rolle, Amerikas legendäre Sitcom-Darstellerin Lucille Ball (1911–1989) zu spielen. Ball wird in der US-Popkultur bis heute als Kultperson verehrt, dem wollte Kidman unbedingt gerecht werden. «Being the Ricardos» ist keine gewöhnliche Kinobiografie, sondern handelt von einer einzigen Woche im Leben von Ball im Jahr 1952.
Nehmen Sie öfter Rollen an, ohne vorher darüber nachzudenken, ob Sie diesen überhaupt gewachsen sind?
Nicole Kidman: Leider ja. Irgendwie sitzt bei mir eine Schraube locker.
Mir fehlt die innere Stimme, die sagt: «Sei vorsichtig!» Ich treffe sehr oft spontane Entscheidungen. Schrecklich, wie ein Teenager (lacht).
Als Sie den ersten Schock überwunden hatten, wie haben Sie sich dann auf die Rolle vorbereitet?
Ich habe mir monatelang Folgen der «I Love Lucy»-Show angeschaut. Damit ich genauso klinge und mich genauso bewege wie Ball als Lucy in der Show. Sie hatte eine sehr eigentümliche Art, ihren Körper einzusetzen. Ich musste lange üben, bis ich ihren Bewegungsstil und ihre Anmut genau hinbekommen habe.
Was war die grösste Herausforderung für Sie?
Ich musste gleich zwei Stimmen einstudieren. Auf der einen Seite die von Lucy aus der Sitcom. Schwieriger war die Stimme von Lucille Ball im wahren Leben. Sie hatte eine dunklere Stimme als ich, weil sie eine starke Raucherin war. Daran musste ich mit einem Stimmencoach hart arbeiten. Der Lucille-Teil meiner Rolle war nicht immer spassig.
Wieso?
Sie musste teilweise in einer sehr vergifteten Atmosphäre agieren. Das Problem war auch, dass ihr Mann und ihre beste Freundin an der Serie arbeiteten, sie selbst als Produzentin auch noch ihre Chefin war. Das gab oft Spannungen.
Lucille Ball war mit ihrem Serien-Ehemann Desi Arnaz auch im richtigen Leben verheiratet. Und der hatte ein Problem damit, dass er in der Öffentlichkeit nur die zweite Geige spielte.
Ja. Und dann gab es auch noch Gerüchte, dass ihr Mann fremdging.
Das alles herauszufinden, hat mich persönlich ziemlich erschüttert.
Wie geht eigentlich Ihr Mann, Country-Sänger Keith Urban, damit um, wenn Fans nur ein Autogramm von Ihnen möchten?
In solchen Situationen ist er zum Glück sehr entspannt. Keith ist sogar derjenige, der mir dann sofort anbietet: «Hey, lass mich doch deine Handtasche halten.»
Beide Kinder von Ball und Arnaz haben versucht, in die Fussstapfen ihrer Eltern als Schauspieler zu treten …
... und beide fungieren übrigens auch als Produzenten des Films!
Haben Ihre Töchter auch Interesse, Ihnen und Keith ins Showgeschäft zu folgen?
Bei meiner Älteren weiss ich bereits, dass sie Interesse hätte. Sie will Filmemacherin werden. Sie schreibt ihre eigenen Drehbücher und führt bei ihren Filmchen auch die Regie. Ich finde es schön, wenn mein Kind meinen Job toll findet.
Sie sind trotz Ihres Erfolgs immer zugänglich geblieben.
Wie schafften Sie es, nicht abzuheben?
Ich war nie ein Fan von aufgeblasenen Egos. Für mich war die Schauspielerei immer Teamwork. Klar, ich bin vielleicht das Aushängeschild eines Films. Aber als Schauspielerin ist es deine Aufgabe, die Kreativität einer ganzen Gruppe an die Zuschauer weiterzuleiten. Was nicht heisst, dass man nicht selbstbewusst sein darf. Man muss an seine Stärken glauben. Doch wenn das in Narzissmus gipfelt, betreibt man am Ende bloss Selbstsabotage.