Die Welt blickt noch immer ungläubig zur Santa Creek Ranch: Dort erschoss Alec Baldwin (63) am vergangenen Donnerstag mit einer Film-Knarre die Kamerafrau Halyna Hutchins (†42) und verletzte den Regisseur Joel Souza (48), sodass dieser ins Spital eingeliefert werden musste. Jetzt werden schwere Sicherheits-Mängel am Set bekannt.
«Solche Unfälle dürfen nicht passieren», sagt PR-Beraterin Jane Owen, die gemäss «RTL» jahrelang mit Hutchins befreundet war. «Rust» gilt mit einem Etat von umgerechnet rund 5,5 Millionen Franken als Low-Budget-Produktion. «Diese Sorte von Filmen kann brutal sein. Die Menschen müssen zu lange am Stück arbeiten und sind übermüdet.» Angeblich soll die Filmcrew nur wenige Tage vor dem Vorfall wegen mangelnder Sicherheitsmassnahmen und schlechter Arbeitsbedingungen protestiert haben. Sechs Mitarbeiter sollen das Set vorgängig verlassen haben.
Schwere Vorwürfe gegen Regieassistenten
Der Unfall-Tathergang wird nun von der Polizei untersucht. Im Fokus stehen soll dabei der Regieassistent Dave Halls. Er soll Baldwin in dem Irrglauben, die Waffe sei nicht geladen, gegeben haben. Dieser fatale Fehler erstaunt die Requisiteurin Maggie Goll nicht. Sie arbeitete mit Halls vor zwei Jahre am Set der Serie «Into the Dark». «Auf uns wirkte er erst eigenbrötlerisch, aber erfahren – doch diese Fassade brach schnell ein.» Und Goll richtet direkte Vorwürfe an Halls: «Er sorgte nicht für ein sicheres Arbeitsumfeld», sagt sie zu «NBC News».
«Er liess zu, dass am Set immer mehr klaustrophobische Zustände herrschten. Keine markierten Feuerwege, Ausgänge waren blockiert, Sitzungen zur Sicherheit gab es nicht.» Einmal habe Halls sogar die Crew während einem medizinischen Notfalls des Pyrotechnikers angehalten, die Kamera weiter laufen zu lassen. Somit habe es eine gefährliche Situation gegeben.
Schiessübungen der Filmcrew mit scharfer Munition?
Am schockierendsten sei für sie aber, dass bevor eine Waffe am Set genutzt wurde, keine Sicherheitssitzungen abgehalten wurden. «Einzig, weil der stellvertretende Requisiteur darauf pochte, dass Dave das Vorliegen der Waffe jeden Tag zu melden, war die Crew darüber informiert», so Goll.
Auch bei den Dreharbeiten zu «Rust» sollen Sicherheitsmängel festgestellt worden sein. So soll die Requisitenwaffe schon früher mit scharfer Munition geladen gewesen sein, wie «TMZ» schreibt. Augenzeugen berichteten dem Portal, dass Filmcrew-Mitarbeiter ihre drehfreie Zeit für Schiessübungen genutzt haben. Auch Baldwins Waffe hat statt einer Platzpatrone eine echte Kugel enthalten. Die Polizei habe am Set die scharfe Munition und die Platzpatronen ausserdem im selben Bereich vorgefunden.
Mehrere versehentliche Entladungen in den Tagen zuvor
Gemäss der «Los Angeles Times» soll es sogar in den Tagen zuvor zu mehreren versehentlichen Entladungen von Propellergeschützen gekommen sein. Baldwins Stunt-Double habe am Samstag zuvor zwei Kugeln abgefeuert – auch ihm sei versichert worden, dass die Waffe «kalt» sei.
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«Es hätte eine Untersuchung des Vorfalls geben müssen», sagt ein Besatzungsmitglied. «Es gab keine Sicherheitsbesprechungen. Es gab keine Gewissheit, dass es nicht noch einmal passieren würde. Sie wollten alles schnell machen.» Eine Warn-SMS sei von einem Crew-Mitglied gar an den Produktionsleiter geschickt worden. «Wir hatten jetzt drei versehentliche Entladungen. Das ist super unsicher.» (imh)