Neue Serien und der Kinofilm «Corsage»
Sisi verzaubert ewig

Vor wenigen Tagen startete mit «Corsage» ein neuer Kinofilm über Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Vicky Krieps verkörpert die Monarchin darin näher am historischen Original als Romy Schneider in der Trilogie von Ernst Marischka aus den 1950er-Jahren.
Publiziert: 09.10.2022 um 20:46 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2022 um 12:50 Uhr
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Vicky Krieps als Sisi in «Corsage» von Marie Kreutzer. Der Filmtitel spielt auf das enge Korsett an, das die Kaiserin ständig tragen musste, meint aber auch das einengende Hofprotokoll und den ständigen Druck von aussen.
Foto: MK2 FILMS © FELIX VRATNY
Jean-Claude Galli

Sisi und kein Ende: Seit einer Woche ist die Netflix-Serie «Die Kaiserin» mit Devrim Lingnau (24) zu sehen, und im Dezember folgt die zweite Staffel der RTL+-Serie «Sisi» mit der Luzernerin Dominique Devenport (26) in der Hauptrolle. Dazwischen läuft seit vergangenem Donnerstag der Kinofilm «Corsage» an. Hier wird die österreichische Kaiserin Elisabeth (1837–1898) von Vicky Krieps (39) verkörpert, die zuletzt in «Der seidene Faden» mit Hollywoodstar Daniel Day-Lewis (65) brillierte.

Die Luxemburgerin lebt in Berlin, den Grundstein zu ihrer Karriere legte sie aber in der Schweiz. Sie studierte an der Zürcher Hochschule der Künste und war danach am Schauspielhaus engagiert. Sie rückt die Monarchin in ein neues Licht: Am Hofzeremoniell und den strengen Vorschriften leidend, sucht sie nach kleinen Fluchten und unterwirft sich einer strengen Körperkontrolle, raucht mehr, als sie isst, und treibt verbissen Sport. Täglich lässt sie sich Taille und Gewicht messen, 42 Zentimeter und 50 Kilogramm sind die obersten Limiten.

Die naive Romantikerin war gestern

«Sisi war verzweifelt und wollte sich aus ihrem Käfig befreien, war der Zeit mit diesem Freiheitsdrang aber zu weit voraus und auch in ihrer Funktion gefangen», sagt Krieps. «Frauen sperren sich jedoch auch selber ein, früher wie heute, und unterwerfen sich einem fremden Diktat. Sisi ist nicht körperlich krank, sie leidet im Geist, und sie leidet stumm.»

Das von Krieps und der österreichischen Regisseurin Marie Kreutzer (44) gezeichnete Bild kontrastiert stark mit jener Vorlage, die all die Serien und Filme über die Kaiserin erst begründet hat. Romy Schneider (1938–1982) mimt sie in der Marischka-Trilogie aus den 1950er-Jahren als leicht naive Romantikerin, die stets an das Gute glaubt. Dieses Heile-Welt-Bild holt bis heute jedes Jahr um Weihnachten TV-Topquoten.

Wie «Corsage» gehen die beiden Serien ebenfalls den anderen Weg. Während die Netflix-Produktion auch die Figuren rund um Sisi genauer skizziert und sogar den schwulen Kaiser-Bruder Ludwig Viktor genannt «Luziwuzi» ausgräbt, versucht die RTL+-Serie eine eigentliche Dekonstruktion. Sisi ist hier eine Art Pionierin der sexuellen Emanzipation, was sich historisch nicht wirklich stützen lässt. Doch nur schon die Häufung der Neu-Interpretationen zeigt: Sisi zieht immer.

Sisi oder Sissi?

Die Verwirrung um den Kosenamen von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837–1898) ist gross. Mit Sisi und Sissi kursieren zwei unterschiedliche Schreibweisen.

Viele gehen durch die drei «Sissi»-Filme aus den 1950er-Jahren mit Romy Schneider (1938–1982) davon aus, dass dieser Sissi lautet. Die Trilogie von Ernst Marischka (1893–1963) gehört zu den grossen Weihnachtsklassikern. Nun hat RTL die Geschichte der österreichischen Kaiserin in einer sechsteiligen Serie neu verfilmt. Die Serie heisst «Sisi».

Was stimmt denn nun? Historisch korrekt ist Sisi. Das wird gemäss RTL durch eine Schnupftabakdose, die der bayerische König Ludwig II. (1845–1886) seiner Cousine Elisabeth zum 44. Geburtstag am 24. Dezember 1881 geschenkt hat, bewiesen. Darauf steht nämlich geschrieben: «Angebetete, aufrichtig geliebte Sisi. Niemand auf Erden ist mir so teuer als Du! Ludwig 24ter Dezember 1881.» Ludwig II. und Sisi standen sich sehr nah. Sein Geschenk übrigens diente wohl nur als modisches Accessoire; Sisi soll keinen Schnupftabak konsumiert haben. (bsn)

imago/AGD

Die Verwirrung um den Kosenamen von Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837–1898) ist gross. Mit Sisi und Sissi kursieren zwei unterschiedliche Schreibweisen.

Viele gehen durch die drei «Sissi»-Filme aus den 1950er-Jahren mit Romy Schneider (1938–1982) davon aus, dass dieser Sissi lautet. Die Trilogie von Ernst Marischka (1893–1963) gehört zu den grossen Weihnachtsklassikern. Nun hat RTL die Geschichte der österreichischen Kaiserin in einer sechsteiligen Serie neu verfilmt. Die Serie heisst «Sisi».

Was stimmt denn nun? Historisch korrekt ist Sisi. Das wird gemäss RTL durch eine Schnupftabakdose, die der bayerische König Ludwig II. (1845–1886) seiner Cousine Elisabeth zum 44. Geburtstag am 24. Dezember 1881 geschenkt hat, bewiesen. Darauf steht nämlich geschrieben: «Angebetete, aufrichtig geliebte Sisi. Niemand auf Erden ist mir so teuer als Du! Ludwig 24ter Dezember 1881.» Ludwig II. und Sisi standen sich sehr nah. Sein Geschenk übrigens diente wohl nur als modisches Accessoire; Sisi soll keinen Schnupftabak konsumiert haben. (bsn)

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