Esther Gemsch mit neuem Film und neuer Serie im Höhenflug
«Das ist mein goldener Herbst»

Esther Gemsch geht diese Woche mit dem neuen Film «Die goldenen Jahre» und der neuen SRF-Serie «Die Beschatter» ins Rennen. Die seit den 1980er-Jahren in Zürich wohnhafte Bernerin geniesst ihr Comeback in vollen Zügen. «Nötig waren Glück, Timing und harte Arbeit.»
Publiziert: 23.10.2022 um 08:53 Uhr
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Goldener Herbst statt zweitem Frühling: Schauspielerin Esther Gemsch Ende September 2022, aufgenommen im Hotel Europe in Zürich während dem diesjährigen Filmfestival.
Foto: kostas maros
Jean-Claude Galli

Esther Gemsch (66) ist die Frau der Stunde: Am Donnerstag startet der Kinospielfilm «Die goldenen Jahre», in dem die Bernerin die Hauptrolle spielt. Und am nächsten Sonntag laufen die ersten zwei Folgen der neuen SRF-Krimiserie «Die Beschatter».

Während sie regelmässig im Theater zu sehen war, blieb es punkto Film und Fernsehen zuletzt eher still um die Frau, die seit ihrer Rolle als Lisbeth Rohner in «Lüthi und Blanc» zu den fixen Publikumslieblingen gehörte. Welches sind die Gründe für ihr jetziges furioses Comeback? «Es braucht immer von allem ein bisschen. Ein Quäntchen Glück, das richtige Timing und harte Arbeit. Petra Volpe hat das grossartige Drehbuch zu ‹Die goldenen Jahre› geschrieben. Die weibliche Hauptrolle Alice ist eine Figur, die mir wie auf den Leib geschrieben ist. Zeitgleich entwarf Simone Schmid die Drehbücher zu einer neuen Serie mit einer Dame in meinem Alter», sagt Gemsch. «Von einem zweiten Frühling kann aber nicht die Rede sein. Für mich ist es der Beginn meines goldenen Herbstes.»

In «Die Beschatter» spielt Gemsch die angehende Detektivin Doro Iselin. «Eine verlorene Seele aus dem Basler Daig. Ernst hat man sie nie genommen, war sie doch nur eine Frau. Präsentabel hatte sie zu sein und nett. Dem Ehemann entfremdet, sucht sie nach der Wahrheit, nach Zuwendung und danach, gesehen zu werden.»

Beachtung fand auch ihr Privatleben. Die älteste ihrer drei Töchter, Anna (37), arbeitete ebenfalls als Schauspielerin und Drehbuchautorin. Heute ist sie Mutter dreier Kinder und betreibt erfolgreich einen Onlineshop. 2018 sorgten Esther Gemschs Aussagen als Betroffene im #MeToo-Skandal um den deutschen Regisseur Dieter Wedel (1939–2022) in «Die Zeit» für Aufsehen.

Grosse Aufregung in Marseille

Bereits seit 1984 lebt sie in Zürich. Doch dank «Die Beschatter» hat sie nun auch Basel entdeckt. «Man kann ruhig sagen, die Gemsch hat sich in Basel verliebt.» Und so ebenfalls die Herausforderung des Dialekts gemeistert.

«Da ich eine grosse Liebe für Sprachen und für Dialekte hege, fiel mir das Erlernen nicht schwer. Und in Dr. Hans-Ulrich Iselin fand ich den besten Sprachcoach aller Zeiten. Hans-Ueli und seine Familie haben mir übrigens erlaubt, als Doro in der Serie ihren Namen Iselin zu tragen.»

Persönlich war Gemsch noch nie auf einen Privatdetektiv angewiesen. «Auf diesen Bedarf verzichte ich liebend gerne.» Sie kann sich aber gut vorstellen, warum es diesen Berufszweig gibt. «Ein Polizeieinsatz, um einen Partner beim Seitensprung zu überführen, ich weiss jetzt nicht ...»

Mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist Gemsch noch nie. «Aber während des Drehs für ‹Die goldenen Jahre› wurden in Marseille bei unserem Lastwagen die Scheiben eingeschlagen, sehr viel Material des Ton-Equipments kam abhanden. Das war mir Aufregung genug.»

Um selber das Gesetz zu übertreten, bräuchte es für Gemsch viel. «Ginge es um das Leben meiner Familie, würde ich wahrscheinlich Dinge tun, die ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen kann.» Zum Glück stellt sich diese Frage nicht, und Gemsch kann ihren goldenen Herbst in vollen Zügen geniessen.

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