Was wurde über Daniel Craig (53) gespottet, als er 2005 als neuer James Bond präsentiert wurde! Zu kühl, zu blond, zu langweilig und zu wenig elegant sei der Brite. Doch schon bei seinem ersten Auftritt in «Casino Royale» liess er die Kritiker verstummen und das Publikum schwärmen.
Enorme Körperlichkeit und Präsenz zeichneten ihn aus. Und: Er schien sich tatsächlich für seine weltrettenden Missionen zu interessieren, während seine Vorgänger oft bloss Frauen, Drinks und Spezialwaffen im Kopf hatten.
Zu lachen gab es zwar nicht mehr viel. Doch die früheren Scherze waren ohnehin bisweilen etwas abgeschmackt, zielten sie bei Craigs Vorgängern Sean Connery (1930–2020) und vor allem Roger Moore (1927–2017) doch meist unter die Gürtellinie oder gegen Minderheiten wie den 1,30 Meter grossen Schnick Schnack in «Der Mann mit dem goldenen Colt».
Mit Craig klingelte die Bond-Kasse wieder
Die Reihe war zuletzt durch zwei Fehlbesetzungen – Timothy Dalton (75) und Pierce Brosnan (68) – künstlerisch und finanziell am Boden. Craigs Glück war, dass Drehbuchautoren und Regisseure eine ernsthafte Neuentwicklung von 007 anstreben durften. Diese Belebung und Craigs Akzeptanz liessen die Einnahmen fortan explodieren. Die letzten vier Bond-Filme spielten umgerechnet rund drei Milliarden Franken ein. Spitzenreiter ist «Skyfall» (2012) mit rund einer Milliarde. Im Vergleich dazu holten die Werke mit Dalton inflationsbereinigt jeweils weniger als ein Drittel, jene mit Brosnan allerhöchstens die Hälfte von «Skyfall» herein.
Die Zeit nach Bond hat für Craig schon begonnen
Craig selber haderte gegen aussen oft mit dem 007-Stempel. Dieser war aber fürstlich auszuhalten. Die geschätzte Gage für seinen fünften und letzten Auftritt als Geheimagent Ihrer Majestät in «No Time to Die», der diesen Donnerstag in die Kinos kommt, beträgt rund 60 Millionen. Doch auch seine Vorgänger hatten sich regelmässig beschwert, das gehört offensichtlich zum Paket.
Daniel Craig ist aber als Einzigem zuzutrauen, seine Karriere ohne ewiges Bond-Echo weiterzuführen. Das hat er parallel zu seiner 007-Ära in «Verblendung» (2011) oder zuletzt in «Knives Out» (2019) bewiesen, der ihm eine Golden-Globe-Nominierung einbrachte. Ein zweiter Teil der erfolgreichen Krimikomödie ist abgedreht und ein dritter bereits angekündigt, daneben sind weitere Filme und eine Serie in Arbeit. Den Bond-Produzenten Barbara Broccoli (61) und Michael G. Wilson (79) hat er als «Abschiedsgeschenk» die extrem schwierige Wahl seines Nachfolgers beschert.