Ein seltsamer Begriff geistert seit geraumer Zeit durch die sozialen Medien: «Barbenheimer». Oft ist er mit Bildern angereichert, die einen Mann im dunklen Trenchcoat und mit dunkler Miene beim fröhlichen Tanz mit der Barbie-Puppe zeigen. Mittlerweile gibt es T-Shirts und Tassen rund um die auf den 20. Juli angesetzte Veröffentlichung der Filme «Oppenheimer» und «Barbie».
«Barbenheimer» ist die zum Internetphänomen gewordene Ungläubigkeit darüber, dass zwei grosse Blockbuster mit beinahe gegensätzlicher Ausgangslage zur selben Zeit erscheinen: Auf der einen Seite die ironische Sichtweise auf die pinke Welt einer fleischgewordenen Puppe, auf der anderen die düstere und beinahe dystopische Geschichte über Robert Oppenheimer (1904–1967), den Miterfinder der Atombombe. Mit «Barbenheimer» drücken die Kinofans weltweit aus: Was nicht passt, wird passend gemacht – die Filmindustrie hat diese Vorlage marketingtechnisch gekonnt verwandelt.
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«Die Filme schaukeln sich gegenseitig hoch»
Die Studios verfolgten bereits vor dem Hype eine klare Strategie: Weil sich die Filme thematisch nicht überschneiden und vor allem komplett anderes Publikum ansprechen, kann man sie gleichzeitig terminieren – in der Fachsprache nennt sich das «counterprogramming». Man spricht quasi das ganze Spektrum von Kinogängerinnen und -gängern gleichzeitig an. Und lässt so im eher mauen Sommergeschäft noch einmal richtig die Kasse klingeln.
Das Internetphänomen «Barbenheimer», das oft ironisch zu einem Kampf der Giganten stilisiert wird, kommt den Verleihern mehr als gelegen, erklärt Christian Jungen (50), künstlerischer Direktor des Zurich Film Festival (ZFF) gegenüber Blick: «Viele schauen sich gleich beide Knüller an, viele sogar hintereinander. Und dann sprechen sie auf Social-Media über ihre ‹Barbenheimer›-Erfahrung. So schaukeln sich die beiden Filme gegenseitig hoch.» Jetzt stellt sich nicht nur die Frage, welcher Film das Rennen um Platz 1 macht – sondern auch, ob die zeitgleiche Terminierung aufgeht.