Plastik, Pink und eine perfekte Figur: Die wohl berühmteste Puppe der Welt wird mit viel Oberflächlichkeit in Verbindung gebracht. Umso erstaunlicher, hat sich die für gesellschaftskritische Filme bekannte Regisseurin Greta Gerwig (39) der Aufgabe angenommen, einen Streifen über Barbie zu drehen – allerdings mit der Voraussetzung, völlig freie Hand bei der Geschichte zu haben. Entstanden ist eine Story, die den Feminismus hochleben lässt.
Schon als der Trailer von «Barbie» herausgekommen ist, wurde wild über den Streifen diskutiert: Greta Gerwig hat eine ultrakitschige Barbie-Welt erschaffen, mittendrin die grandiose Hauptdarstellerin Margot Robbie (33) mit Sidekick Ryan Gosling (42). Man fragte sich nach der gut zweieinhalbminütigen Vorschau: Wird das seichter Kitsch? Mitnichten. Kitsch, ja. Seicht, von wegen.
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Miss-Universe-Kandidatinnen werden zu Gerichtsvorsitzenden
Der Film schafft es, Gesellschaftskritik an unserer heutigen Welt mithilfe von der überzeichneten, pinken Barbie-Welt zu üben. Die Hauptfigur leidet immer mehr unter seltsamen Symptomen: Ihre Füsse werden flach, sie hat Albträume, Cellulite, Mundgeruch und denkt gar an den Tod. Für die heile Barbie-Welt sehr untypische Vorgänge. Die Protagonistin muss also in die echte Welt reisen, um den Ursprung ihres Leides zu finden.
Dort angekommen, ist die Klischee-Blondine überfordert. Ein Plakat der Miss-Universe-Wahl nimmt sie als Team von Gerichtsvorsitzenden wahr, bei Baustellen geht sie davon aus, dass dort Frauen arbeiten. In ihrer eigenen Welt werden Positionen, von der Präsidentin bis zur Nobelpreisträgerin, von Barbie besetzt. Das männliche Pendant, Ken, ist gleichzeitig nur dort, um die Aufmerksamkeit von Barbie zu bekommen.
LSD-inspirierte Kitsch-Welt
Auch dieser, gespielt von Gosling, hat den Weg in die reale Welt gefunden. Für ihn eine Erleuchtung: Männer bestimmen in der realen Welt das Geschehen, sind Geschäftsleute und sogar Präsidenten. Ken ist so begeistert, dass er sich sogar mit Büchern über das Patriarchat beschäftigt – und deren Einflüsse ins heile Barbie-Land bringt. So viel zum Plot.
«‹Barbie› ist ein Film für Menschen, die Barbie hassen. ‹Barbie› ist ein Film für Menschen, die Barbie lieben.» – so wird der Streifen im Trailer beworben. Man kann ihn auch so zusammenfassen: ein Ausflug in eine LSD-inspirierte Kitsch-Welt, der zum Nachdenken anregt.
114 Minuten Unterhaltung
Eine pfannenfertige Lösung für die absolute Gleichberechtigung liefert der Film zwar nicht, dafür 114 Minuten Unterhaltung, gepaart mit einigen Fremdschäm-Momenten für unsere Gesellschaft. Und der Erkenntnis: Pink muss keine Meitlifarbe sein. Mehr Pink täte der ganzen Welt gut.