Prozess beginnt ohne Gérard Depardieu – fällt krankheitsbedingt aus
Er kann erst in sechs Monaten vor Gericht erscheinen

Der Prozess gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu wegen mutmasslicher sexueller Belästigung hat begonnen. Zu Beginn der Anhörung ging es dabei um die Bitte des Schauspielers, den Gerichtstermin aus gesundheitlichen Gründen zu verschieben.
Publiziert: 28.10.2024 um 07:50 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2024 um 15:20 Uhr
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Schauspieler Gérard Depardieu hätte sich ursprünglich am 28. Oktober vor Gericht verantworten müssen – krankheitsbedingt kam es aber nicht so weit.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Depardieu steht wegen sexueller Übergriffe vor Gericht
  • Er bestreitet die Vorwürfe und spricht von falschen Anschuldigungen
  • Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 5 Jahre Haft
  • 13 Frauen beschuldigen ihn der Übergriffe zwischen 2004 und 2022
  • France Télévisions legt Projekte mit ihm auf Eis
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Seit Jahren werfen Frauen Gérard Depardieu (75) sexuelle Übergriffe vor. Nun steht Frankreichs Filmikone erstmals vor Gericht – eigentlich. Zwei Frauen werfen ihm vor, sie 2021 bei den Dreharbeiten zum Film «Les volets verts» (Die grünen Fensterläden) von Jean Becker begrapscht zu haben. Sollte er schuldig gesprochen werden, drohen dem Darsteller laut Pariser Staatsanwaltschaft Strafen, die bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug und zusätzlich 75'000 Euro Geldstrafe reichen. Und damit wohl das endgültige Aus seiner Karriere.

Beim Prozess sollte Depardieu («Cyrano von Bergerac», «Asterix und Obelix») eigentlich anwesend sein. Doch laut Depardieus Anwalt, Jérémie Assous, hätten ihm die Ärzte dies untersagt. «Gérard Depardieu ist äusserst betroffen und seine Ärzte verbieten ihm leider die Teilnahme an der Anhörung, weshalb er eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt beantragen wird», zitiert «L'Est Républicain» Assous. Vorerst stand die Entscheidung des Gerichts darüber noch aus. Depardieus Gesundheitszustand habe sich verschlechtert. Dies hänge direkt mit dem Gerichtstermin zusammen. Mit der richtigen Behandlung könne er in sechs Monaten vor Gericht erscheinen.

Mit seiner ursprünglich angekündigten Anwesenheit wolle Depardieu beweisen, dass er «lediglich das Ziel falscher Anschuldigungen» sei. Wie er weiter erklärte, wollten sich die Klägerinnen durch Entschädigungsforderungen mit Beträgen zwischen 6000 und 30'000 Euro bereichern.

Klage wegen sexueller Übergriffe und sexistischer Beleidigungen

Eine der beiden Klägerinnen, eine Dekorateurin, beschuldigt laut Informationen der Pariser Staatsanwaltschaft den Schauspieler, sie an sich gezogen zu haben, als er in einem Korridor sass und sie an ihm vorbeiging. Dabei soll er sie mit seinen Beinen eingeklemmt, ihr Gesäss, ihr Geschlecht und ihre Brust über ihrer Kleidung berührt haben.

Dabei soll er seine Gesten mit obszönen Bemerkungen begleitet haben. Sie hat im Februar gegen ihn wegen sexueller Übergriffe, sexueller Belästigung und sexistischer Beleidigungen Klage erhoben.

Die zweite Frau, eine Assistentin des Regisseurs, gab laut Staatsanwaltschaft an, dass Depardieu sie am Drehort an Brust und Gesäss berührt haben soll. Zuvor soll er sie bereits auf der Strasse belästigt haben. Sie reichte im März 2024 Klage ein.

Weitere Missbrauchsvorwürfe gegen ihn

Seit Jahren schon melden sich immer mehr Frauen zu Wort, die dem preisgekrönten Darsteller sexuelle Übergriffe vorwerfen. So hat ihn 2018 die Schauspielerin Charlotte Arnould verklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall ermittelt. An Arnould soll er sich zweimal vergangen haben. In dem Fall könnte Depardieu der nächste Prozess drohen.

Die Onlinezeitung «Mediapart», die regelmässig mit Enthüllungsgeschichten für Aufsehen sorgt, veröffentlichte im April 2023 einen Artikel, in dem 13 Frauen ihn sexueller Übergriffe oder unangemessener sexueller Äusserungen beschuldigten. Sie prangern Vorfälle an, die sich hauptsächlich bei Dreharbeiten von Filmen zwischen 2004 und 2022 ereignet haben sollen.

Depardieu bestreitet die Vorwürfe

Depardieu bestreitet die Vorwürfe vollständig. In einem in der Zeitung «Le Figaro» Anfang Oktober 2023 veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer «medialen Lynchjustiz». Darin gab er zu, sein ganzes Leben lang «provoziert, übertrieben, manchmal ausfällig», aber kein Vergewaltiger gewesen zu sein. Des Weiteren schrieb er, dass Arnould freiwillig mit ihm auf sein Zimmer gegangen sei.

Ende 2023 schockierte Depardieu auch mit frauenfeindlichen und entwürdigenden Kommentaren in dem ausgestrahlten investigativen TV-Magazin «Complément d'enquête» über seine Reise nach Nordkorea, auf der er unter anderem ein Gestüt besuchte.

In der Reportage sagt er vor laufender Kamera, während ein junges Mädchen auf einem Pferd im Bild erscheint: «Frauen reiten gern, weil ihre Klitoris am Sattel reibt». Depardieu behauptet, dass die Bilder aus dem Kontext genommen worden und fiktiv seien. Mitte Oktober hat ein Pariser Gericht angeordnet, ein Gutachten zu erstellen, um festzustellen, ob die Aufnahmen manipuliert wurden.

Von der Filmikone zur Persona non grata?

Depardieu hat in über 200 Filmen gespielt, viele sind zu Klassikern des Kinos geworden, wie «Die Ausgebufften», «Cyrano von Bergerac» und «Die letzte Metro». Seit den sich häufenden Anschuldigungen nehmen jedoch immer mehr Menschen Abstand zu ihm.

France Télévisions, Frankreichs öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt, liess vor Wochen schon wissen, dass man Sendepläne mit Depardieu überprüfen und erst einmal alle Projekte mit ihm auf Eis legen werde. Auch auf eine Zusammenarbeit mit ihm für den Animationsfilm «La plus précieuse des marchandises» von Michel Hazanavicius wurde verzichtet – im gegenseitigen Einvernehmen, wie es hiess.

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