Die #metoo-Bewegung hat reiche, mächtige, prominente Männer in Verruf gezerrt, die es bislang als ihr gottgegebenes Recht erachteten, sich an Frauen vergreifen zu können. Besonders in den USA hat die Bewegung zahlreiche Karrieren ausgelöscht.
Heute wäre offenbar auch US-Präsident John F. Kennedy (1917–1963) unter den #metoo-Hammer gekommen. Eine angebliche Geliebte von damals meldet sich jetzt zu Wort. Kennedy habe jahrelang eine Affäre mit ihr gehabt – einer damals 20-jährigen Studentin, als die Liaison begann.
Heute 83-jährig, schildert Diana de Vegh die Romanze, die 1958 begonnen habe, als Kennedy noch Senator war. Vier Jahre lang hätten sie sich geliebt – bis 1962, ein Jahr vor Kennedys Ermordung.
Liebten sich in Kennedys Wohnung oder im Hotel
De Veghs hat ihre Liebesgeschichte im Detail als Erfahrungsbericht auf «Air Mail» veröffentlicht. Es sei eine «alte Geschichte. Wirklich alt: junge Frau, grossartiger Mann. Absehbarer Ausgang: Herzschmerz für sie, keine Konsequenzen für ihn.»
«Jack» habe sich ihr bei einer politischen Veranstaltung genähert. Schon bald hätten sie sich geliebt – angeblich entweder in seiner Wohnung in Boston oder im Carlyle Hotel in Manhattan, New York.
Er habe sie nicht einfach abservieren können, erinnert sich de Vegh, doch «plötzlich änderten sich die Dinge radikal. Ich verstand nicht genau, was los war». Als JFK herausgefunden habe, dass er mit ihrem Vater zusammenarbeite, einem Bankier und politischen Berater, habe sie ihn nie wieder gesehen. «Er hatte nichts gegen mich, aber er merkte, dass es wirklich ein Problem sein könnte, weil viele Leute meinen Vater kannten.» Ein Jahr später wurde ihr ehemaliger Geliebter in Dallas erschossen.
Warnung an Frauen heute
Natürlich fand das alles statt, während Kennedy mit seiner Jackie (1929–1994) verheiratet war. Dass sie jetzt mit dem langen Schweigen über die Affäre bricht, erklärt de Vegh damit: Trotz der #metoo-Fortschritte seien Frauen immer noch mächtigen Männern verpflichtet. Sie will, dass sich Frauen selbst an die erste Stelle setzen.
Dabei spricht die damalige Kennedy-Geliebte von Harvey Weinstein (69) und anderen Männern des Showbusiness, die in letzter Zeit beschuldigt wurden, ihre Macht gegenüber Frauen missbraucht zu haben. Der «New York Post» sagte de Vegh: «Die ganze Idee der verliehenen Besonderheit – ‹Wenn du mit mir ins Bett gehst, mache ich dich zu etwas Besonderem› – haben wir bei Harvey Weinstein und anderen schon oft gesehen.»
De Vegh gibt zu, sie habe sich keinesfalls gegen die Affäre gewehrt. Treffen seien einvernehmlich gewesen. Dennoch habe es eine unausgewogene Machtdynamik gegeben, und die habe Kennedy ausgenutzt. Mit ihrer Geschichte wolle sie Frauen heute warnen, die mit Männern in hohen Positionen zusammen sind.
Frauenheld Kennedy
#metoo könnte sich heute also auch mit dem Namen Kennedy auseinandersetzen. Kennedy galt als Frauenheld und Schürzenjäger. Er soll zahlreiche Affären gehabt haben, unter anderem mit Marilyn Monroe (1926–1962) sowie diversen Angestellten des Weissen Hauses. (kes)