«Im Kulturbereich könnte die Schweiz mehr machen»
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Pianist Alexey Botvinov:«Im Kulturbereich könnte die Schweiz mehr machen»

Ukrainischer Starpianis Alexey Botvinov
«Donald Trump ist für die Ukraine sehr gefährlich»

Der ukrainische Starpianist Alexey Botvinov spricht im Blick über sein Leben in Odessa, seines in der Schweiz und weshalb er am Sonntag zu digitaler Kunst in der Zürcher Wasserkirche auftritt.
Publiziert: 09.11.2024 um 10:30 Uhr
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Der ukrainische Star-Pianist Alexey Botvinov gibt am Sonntag ein klassisches Konzert mit eigens dafür entwickelten digitalen Visuals in der Züricher Wasserkirche als Abschlusskonzert des 5. Digital Arts Zurich.
Foto: Philippe Rossier

Auf einen Blick

  • Botvinov warnt vor Trumps gefährlicher Politik für die Ukraine
  • Er lebt seit über zwei Jahren mit Frau und Sohn bei Zürich
  • Botvinov gilt als weltweit führender Rachmaninow-Interpret
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Sprache des renommiertesten Pianisten der Ukraine Alexey Botvinov (60) liegt in den Tönen der klassischen Musik. Ausser, wenn es um den erneut gewählten US-Präsidenten Donald Trump (78) geht. Da findet er klare Worte. «Donald Trump ist für die Ukraine sehr gefährlich. Falls das mögliche Szenario eintrifft, dass er die ukrainische Regierung zu einem Friedensabkommen mit Russland zu russischen Bedingungen drängt, und dieses nicht angenommen wird, hätte dies für unser Volk fatale Folgen», sagt er gegenüber Blick.

«Bei einem vollständigen Einstellen der Hilfe für die Ukraine könnte die Front zusammenbrechen und eine totale Katastrophe auslösen.» Eine solche Entwicklung wäre in seinen Augen nicht nur eine Tragödie für die Ukraine als unabhängiger Staat, «sondern auch eine völlige Destabilisierung für den gesamten europäischen Kontinent. Ich hoffe, dass dies nie eintrifft, aber die Gefahr ist sehr real.»

Weltweit führender Rachmaninow-Interpret

Vor dem russischen Angriffskrieg in die Ukraine am 24. Februar 2022, lebte Botvinov mit seiner Frau und seinem Sohn in Odessa. Da gründete er das Musikfestival Odessa Classics und trat als weltweit führender Rachmaninow-Interpret in über 45 Ländern auf. Um die klassische Musik jungen Menschen zugänglich zu machen, setzt Botvinov seit 16 Jahren auf die Zusammenarbeit mit digitalen Künstlerinnen und Künstlern. «Im Zeitalter von Video-Clips und Influencern schlägt dies eine wundervolle Brücke. Findet so auch immer mehr den erfolgreichen Zugang in die Welt des Internets. Dass Klassik alles andere als verstaubt ist, erlebt so eine wunderbare Renaissance.»

Für Alexey Botvinov, der seit über zwei Jahren mit seiner Gattin und dem elfjährigen Sohn in einer Zürcher Gemeinde lebt, ist die Macht der Musik und deren Wirkungskraft stärker, als es politische Parolen sind. «Schönheit und Liebe retten die Welt. Für sie braucht es keine Worte.»

Das will er auch am Sonntagabend in der Zürcher Wasserkirche vermitteln. Als Finale des fünften «Digital Arts Zürich» (DAZ), das von Tanja Hollenstein (49) und Hans-Peter Riegel (64) ins Leben gerufen wurde. Seit dem 31. Oktober geht es im Museum für Gestaltung, der Schule für Gestaltung, dem Zürcher Kunsthaus und der Wasserkirche um digitale Kunst, künstliche Intelligenz, audiovisuelle Top-Acts und virtuelle Experimente.

Der Ukrainer spielt auch russische Werke

Mit den Machern des DAZ, wie sich das Festival nennt, kam Botvinov durch gemeinsame Freunde in Kontakt. Er wird am Sonntag auf seinem Flügel in der Wasserkirche zu eigens für ihn entwickelten, digitalen Visuals von Luis Sanz (39) und Moritz Flachsmann (34), spielen. Auch Werke, russischer Komponisten, wie Sergej Rachmaninow (1873–1943) einer war. «Die ukrainische Regierung sieht es nicht gerne, wenn wir sie spielen. Ich halte nichts von dieser Restriktion und mich entsprechend auch nicht daran. Musik ist kosmopolitisch.»

Was sie auslösen könne, habe nichts mit dem Ursprungsland eines klassischen Komponisten oder einer Komponistin zu tun. «Ich kann allen nur eines raten: Augen schliessen, Herz und Seele öffnen und diese ehrliche Stärke und Feinfühligkeit wirken zu lassen. Daraus lassen sich Liebe, Freude und Hoffnung schöpfen.»

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