Auch Alec Baldwin (63) ist ein Opfer – zumindest aus psychologischer Sicht. Bei der unfassbaren Tragödie am Filmset von «Rust» hatte er am Donnerstag Kamerafrau Halyna Hutchins (†42) erschossen und Regisseur Joel Souza (48) verletzt – der Hollywood-Star hatte mit einer scharf geladenen Requisitenpistole auf die beiden geschossen. Nun muss er mit diesem Horrorunfall leben. Wie kann man damit fertigwerden, wenn man versehentlich das Leben einer Kollegin beendet?
Laut Psychologin und Trauerexpertin Anja Niederhauser (40) ist vor allem der Umgang mit der Schuldfrage entscheidend. «Auch wenn Alec Baldwin weiss, dass er die Waffe nicht geladen hat, also rational nicht schuldig ist, fühlt er sich emotional schuldig. Denn er hat den Abzug gedrückt und die Frau getötet», so die Expertin. «Deshalb ist es besonders wichtig, dass er in Traumatherapie geht. Sodass irgendwann die rationale Schuld die emotionale Schuld ablösen kann und die Selbstvorwürfe abnehmen können.»
Treffen mit Trauerfamilie hilft Baldwin
Der Schauspieler sei aktuell immer noch in der Schock- und Einwirkungsphase, die meist ein bis zwei Wochen lang anhalte. «Damit verbunden sind Selbstzweifel und Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Schlafstörungen, Erregbarkeit, Albträume, Nachhallerinnerungen – auch Flashbacks genannt – und starke Traurigkeit», so Niederhauser. Dass sich der Schauspieler vor einigen Tagen mit dem Ehemann und dem Sohn des Opfers getroffen hat, könne ihm durch diese dunkle Phase helfen. «Wenn man die Trauer nicht alleine verarbeiten muss, hilft das, das Trauma zu überwinden. Zudem entlastet es Baldwin, dass er die Angehörigen des Opfers treffen kann und dabei von ihnen nicht als Schuldiger empfunden wird.»
Das Allerwichtigste nach einem solch traumatischen Erlebnis sei aber, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, erklärt die Expertin weiter. «Dieses Trauma wird Alec Baldwin jahrelang begleiten. Aber mit der richtigen Therapie und Begleitung kann er lernen, damit zu leben.»