Neben Filmemacher Roman Polanski (90) muss sich auch die Herausgeberin der Illustrierten «Paris Match» verantworten, in der das Interview Ende 2019 erschien. Polanski selbst wird zum Prozessauftakt nicht im Gerichtssaal erwartet – wohl aber Schauspielerin Lewis (56).
Die Britin Lewis beschuldigte den französisch-polnischen Regisseur Polanski 2010, sie in den 1980er Jahren sexuell missbraucht zu haben. «Er wusste, dass ich 16 Jahre alt war, als er sich in seinem Pariser Appartement mir aufzwang», sagte die Schauspielerin. Lewis hatte in Polanskis Film «Piraten» (1986) eine kleine Rolle übernommen.
Polanski wies die Vorwürfe zurück. Im Interview mit «Paris Match» Ende 2019 verwies der Regisseur zudem auf Aussagen der Schauspielerin, die die Vorwürfe seiner Meinung nach infrage stellten: «Die grundlegende Eigenschaft eines guten Lügners ist ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Charlotte Lewis wird immer in der Liste meiner Anklägerinnen aufgeführt, ohne je auf diese Widersprüche hinzuweisen.» Gegen dieses Interview ging Lewis rechtlich vor.
Weitere schwere Vorwürfe gegen Polanski
Lewis ist bei weitem nicht die einzige Frau, die schwere Vorwürfe gegen den Macher zahlreicher filmischer Meisterwerke erhoben hat. Besonders seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung im Jahr 2017 haben mehrere Frauen den Filmemacher des sexuellen Missbrauchs vor allem in den 1970er Jahren beschuldigt. Vorwürfe, die er bestreitet.
Im Zuge von #MeToo wurde Polanski 2018 auch aus der Oscar-Akademie geworfen. Für viele ist er mittlerweile zur unerwünschten Person geworden. Man versuche seit Jahren, aus ihm «ein Monster zu machen», wehrte er sich in der «Paris Match».
Bereits seit mehr als 40 Jahren läuft gegen Polanski zudem ein Verfahren in den USA: Polanski soll eine 13-Jährige 1977 in der Villa von Hollywood-Star Jack Nicholson (86) mit Drogen gefügig gemacht und sie dann vergewaltigt zu haben. Polanski bekannte sich damals schuldig und verbrachte 42 Tage in psychiatrischer Verwahrung.
Am Tag vor der offiziellen Strafverkündung floh er aus Angst vor einer Haftverlängerung nach Frankreich. Seitdem lebt er überwiegend in Frankreich, das seine Bürger an keine ausländische Justiz ausliefert, und vermeidet es, Länder zu besuchen, die mit den USA ein solches Abkommen haben. (SDA/las)
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