Zürcherin Irina Kastrinidis spielt in Film von Skandal-Regisseur mit
«Die Chance, unter Polanski zu spielen, gibt es vielleicht nur einmal»

Am Samstagabend feierte «The Palace», der neue Film von Skandal-Regisseur Roman Polanski, Premiere in Venedig. Darin zu sehen ist auch die Zürcher Schauspielerin Irina Kastrinidis, die wegen ihres Engagements bereits anderswo cecancelt wurde.
Publiziert: 03.09.2023 um 12:07 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2023 um 00:14 Uhr
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Roman Polanski stellte am Filmfestival in Venedig – in Abwesenheit – seinen neuen Film «The Palace» vor.
Foto: IMAGO/NurPhoto
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Laszlo SchneiderTeamlead People-Desk

Gstaad im Berner Oberland, es ist der 31. Dezember. Im Luxushotel Palace bereitet der Manager seine Angestellten auf den kommenden Silvesterabend vor. An abstürzende Ufos oder den Weltuntergang, die für das Millennium prognostiziert würden, sollen sie keine Gedanken verschwenden, lässt er wissen. Das Wohl der Hotelgäste habe oberste Priorität, jedes Detail muss sitzen. 

Apropos Details: Die geschilderten Szenen sind die einzigen Einzelheiten, die Regisseur Roman Polanski (90) im Trailer zu seinem neuen Film «The Palace» verrät. Am späten Samstagabend hatte die Geheimniskrämerei ein Ende – dann feierte die schwarze Komödie, die Anfang 2022 in Gstaad gedreht wurde, am Filmfestival in Venedig ihre Premiere. Darin prominent zu sehen ist auch Irina Kastrinidis (45). Die Zürcherin, die sonst vornehmlich Theatererfahrung hat, spielt eine junge Tschechin, «und das, obwohl ich kein Tschechisch spreche», wie sie gegenüber Blick gesteht. Im Film begleitet sie ihren Mann Vaclav (gespielt vom Schweizer Danny Exnar, 41), der auf der Suche nach seinem biologischen Vater ist – dessen Rolle hat Hollywood-Legende Mickey Rourke (70) übernommen. 

Rolle via Online-Casting

Via Online-Casting habe sie sich für den Part beworben, «drei Wochen später beim Skifahren in Falera hat man mir dann zugesagt», erinnert sich Kastrinidis zurück; und fand sich nach einer gewissen Zeit auf einem Filmset mit Polanski wieder – in Gstaad, just dem Ort, in dem der Regisseur zwischen 2009 und 2010 unter Hausarrest stand. 

1977 wurde er wegen «Vergewaltigung einer Minderjährigen unter Verwendung von Betäubungsmitteln» verurteilt. Von den 90 Tagen Haftstrafe, die er hätte absitzen müssen, trat er bloss 42 an. Danach reiste er aus den USA aus und mied Länder, in denen er eine Auslieferung hätte fürchten müssen. 2009 wurde er auf dem Weg zum Zurich Film Festival festgenommen. 

«Er ist ein Perfektionist»

«Natürlich wusste ich von Polanskis Vorgeschichte», erklärt die Zürcherin. Bei der Entscheidung, ob sie den Part in dessen Film annehmen wolle, habe die Vergangenheit aber keine Rolle gespielt – auch, wenn sie zweifelsohne verurteile, was Polanski getan habe: «Als Schweizer Schauspielerin bekommt man die Chance, unter einem solch grossen Regisseur zu spielen, vielleicht nur einmal», gibt sie zu bedenken. 

Die Arbeit mit Polanski in Gstaad habe sie in ihrem ursprünglichen Entschluss bestärkt. «Er ist ein absoluter Perfektionist, lässt jede Szene proben. Alle am Set wussten zu jedem Zeitpunkt, was sie zu tun hatten. Das ist schon beeindruckend. Ausserdem ist er mit seinen 90 Jahren noch extrem vital.» Star-Allüren gäbe es beim umstrittenen Filmemacher nicht – «er hat sich in den Pausen wie alle anderen Crewmitglieder zu uns in die Kantine gesetzt.»

Dennoch: Kastrinidis ist sich bewusst, dass ihr Engagement des Skandal-Regisseurs nicht jeder goutieren würde: «Eine österreichische Produktion hat sich nach Bekanntgabe von einer Zusammenarbeit mit mir distanziert.» Konkret: Sie verlor eine Rolle in einem Film. 

Am Samstag lief die Zürcherin in Venedig über den roten Teppich. Roman Polanski liess sich nicht blicken: «Dem Rummel um seine Person wollte er sich wahrscheinlich nicht aussetzen», mutmasst Kastrinidis. 

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