Auf einen Blick
Als der Unternehmerssohn Roland Mack (75) zu Beginn der Siebzigerjahre die Disney-Parks in Amerika besuchte, kam ihm die Idee, einen solchen Ort auch in Südbaden zu erschaffen. Gemeinsam mit seinem Vater Franz Mack (1921–2010) und dem Fachwissen aus dem damaligen Familienunternehmen, das auf Freizeitparkattraktionen und Wagenbau spezialisiert war, verwirklichte er diesen Traum. 50 Jahre später betreibt der Unternehmer mit seiner Familie ein Unterhaltungs-Imperium. Der Freizeitpark wird regelmässig zum besten der Welt gekürt, die mittlerweile sechs zugehörigen Hotels sind fast zu 100 Prozent ausgelastet.
Blick: Was macht das mit Ihnen, wenn Sie hören, dass es den Europa-Park schon 50 Jahre gibt?
Roland Mack: Zum einen ist es für mich überraschend, wie schnell so ein zeitliches Fenster in einem Menschenleben vorbeigeht. Zum anderen freut es mich, weil wir mit unseren Plänen zu Beginn oft belächelt wurden. Es hiess «Der Pleitegeier kreist über Rust» und «Die Freizeitruine wächst». Dass wir nun der erfolgreichste Park in Deutschland und einer der schönsten weltweit sind, ist etwas, was wir so nicht erwartet haben.
Wo kann der Europa-Park noch wachsen?
Qualitativ und mit zusätzlichen Angeboten. Wir weiten unsere Saison immer mehr aus und verkürzen die Winterpause, weil wir unsere geschulten, internationalen Mitarbeiter nicht einfach gehen lassen können. Zudem peilen wir längere Öffnungszeiten an und haben eine genug hohe Nachfrage für ein neues Hotel im Camp-Resort. Da beginnt der Bau im Mai.
Längere Öffnungszeiten und ein neues Hotel bedeuten auch mehr Personal. Gibt es genug?
Wie jeder andere Dienstleister leiden wir unter der Personalsituation. Im Moment haben wir nicht genug Leute, dass wir eine dritte Schicht am Tag einführen können. Wir sind im Moment dabei, Infrastruktur zu bauen, und planen 400 zusätzliche Zimmer für Mitarbeiter. Um in Spitzenzeiten mehr Flexibilität zu bekommen. Insgesamt haben wir schon Wohnungen für 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Im Jahr 2015 kostete ein Eintritt in den Europa-Park 42,50 Euro, in diesem Jahr bis zu 73 Euro. Wie rechtfertigen Sie die stetigen Preiserhöhungen?
Ich tue mich immer sehr schwer mit Preiserhöhungen. Durch die Corona-Pandemie hat sich auf unserer Kostenseite vieles erhöht, seien es Strom- oder Personalkosten. Wegen des Fachkräftemangels investieren wir einen zweistelligen Millionenbetrag in Wohnraum für Mitarbeiter aus dem Ausland. Im internationalen Vergleich haben wir aber ein sehr konkurrenzfähiges Angebot zu einem deutlich niedrigeren Preis als beispielsweise in Amerika. Da sind die Versorgungs- und Übernachtungskosten deutlich höher als bei uns. Aber wir müssen das im Auge behalten, gar keine Frage.
Roland Mack wuchs als Sohn des Unternehmers Franz Mack in Waldkirch (D) auf. Er studierte in Karlsruhe Allgemeinen Maschinenbau und wurde Diplomingenieur, 1974 gründete er mit seinem Vater den Europa-Park in Rust. Die Familie Mack betreibt zudem seit 1780 die Fuhrpark- und Fahrgeschäftsproduktionsstätte Mack Rides. 2011 und 2012 war Roland Mack als erster Deutscher der Präsident des Weltverbands der Freizeitindustrie IAAPA, für seine Arbeit erhielt er 2016 vom selben Verband neben Walt Disney (1901–1966) und seinem Vater Franz Mack einen Platz in der Hall of Fame.
Roland Mack wuchs als Sohn des Unternehmers Franz Mack in Waldkirch (D) auf. Er studierte in Karlsruhe Allgemeinen Maschinenbau und wurde Diplomingenieur, 1974 gründete er mit seinem Vater den Europa-Park in Rust. Die Familie Mack betreibt zudem seit 1780 die Fuhrpark- und Fahrgeschäftsproduktionsstätte Mack Rides. 2011 und 2012 war Roland Mack als erster Deutscher der Präsident des Weltverbands der Freizeitindustrie IAAPA, für seine Arbeit erhielt er 2016 vom selben Verband neben Walt Disney (1901–1966) und seinem Vater Franz Mack einen Platz in der Hall of Fame.
In der letzten Zeit machte der Europa-Park immer wieder mit Pannen-Schlagzeilen. Wie sicher sind Ihre Bahnen?
Die Frage dabei ist, ob Panne das richtige Wort ist. Es handelt sich dabei meist um ein funktionierendes Sicherheitssystem, und diese Abschaltung trägt zur Sicherheit der Gäste bei, anstatt sie zu gefährden. Schalter können falsch bedient werden, aber unsere Systeme erkennen diese Fehler, und das führt dann zu einer Abschaltung. Solche Zwischenfälle möchten wir klar möglichst klein halten. Darum betreiben wir auch als einziger Park eine Wartungsabteilung, in der unsere Züge regelmässig komplett zerlegt und überprüft werden.
Welche Highlights erwarten Besucher in der Jubiläumssaison?
Wir bauen gerade unser Camp Resort neu. Dort gibts 40 neue Häuser mit Apartments im Westernstil. Zudem wird es eine neue Fahrattraktion geben, die unseren 2025 im Kino erscheinenden Kinofilm «Grand Prix of Europe» thematisiert. Zum Jubiläum gibt es zudem zwei Mitternachtsöffnungen und zahlreiche Feste, die das europäische Zusammenleben ins Zentrum stellen.
In Fankreisen munkelt man, dass Monaco Einzug in den Europa-Park halten wird.
Wir sind in intensiven Gesprächen mit dem Fürstentum, aber der Vertrag ist noch nicht unterschrieben. Geplant ist, dass sich in der Eingangshalle unserer Achterbahn Silver-Star alles um das Formel-1-Rennen von Monte Carlo dreht. Dabei sollen auch historische Fahrzeuge der Familie Grimaldi auf die Fahrt einstimmen. Fürst Albert von Monaco war schon mehrfach mit seinen Kindern bei uns, wir verstehen uns gut. Deshalb ist die Thematisierung mit Monaco ein Wunschkandidat für uns.
Wie wichtig ist die Schweiz für den Europa-Park?
Sehr wichtig. Schon mit meinem Vater bin ich auf die Volksfestplätze in Basel und Zürich gefahren, wir hatten viele Schweizer Kunden und auch mit dem Circus Knie zusammengearbeitet. Heute besuchen pro Jahr 1,5 Millionen Schweizer unseren Park, in den Hotels sind sie überrepräsentiert. Und mit DJ Bobo pflegen wir eine jahrelange Freundschaft. Er hat auch die Hymne für unser Jubiläum komponiert.
Sie sind Freizeitparkbesitzer, Unternehmer, Hotelier, Gastronom, Golfplatzbetreiber, Vater, Opa und sogar Bauer und wenn man will Bademeister. Was sind Sie am liebsten?
Roland Mack. Die Mischung, die Sie gerade erwähnt haben, ist ein Grund dafür, dass die Zeit für mich so schnell verflogen ist. Das Ganze gepaart mit dem Wissen, dass wir nun fast 150 Millionen Besucher pro Jahr haben, ist ein zufriedenstellender Rückblick auf diese Jahre. So eine Zahl erreicht kaum ein Park, ausser die von Disney. Dass parallel dazu auch eine Familie mit drei Kindern und mittlerweile sechs Enkeln entstanden ist, ist wunderschön. Dafür bin ich sehr dankbar.
Sie sind Geschäftsführer, Ihre drei Kinder leiten das operative Geschäft. Was heisst das?
Ich bin sozusagen der Coach im Hintergrund und versuche, mich operativ zurückzuhalten. Jedes meiner Kinder hat ein Themenfeld. Ich versuche, die wichtigen Dinge in die richtige Richtung zu lenken. Es ist dabei auch ein fliessender Übergang, bei dem ich mich immer weniger einmische. Wir haben eine Familienverfassung entwickelt und ganz klar die Rollen definiert.
Was steht dort drin?
Das Wichtigste: Dass wir ein Familienunternehmen bleiben wollen und nicht an die Börse gehen. Und dann werden grundsätzliche Fragen geklärt: Was bedeutet Familienunternehmen, welche Rolle ist wie definiert, wie geht man mit einer neuen Generation um? Und wie kommuniziert man in einer Familie? Viele Familienunternehmen scheitern an der Kommunikation. Irgendwann kommts dann zur Explosion, genau in der Phase des Übergangs. Unsere Familienverfassung haben wir über zwei Jahre gemeinsam mit Mediatoren und Wirtschaftsanwälten erschaffen.
Wie viele Verkaufsangebote für den Europa-Park haben Sie ausgeschlagen?
Zwei Hände reichen nicht für diese Zahl. Während des Börsenhypes waren wir immer wieder im Fokus und wurden von Banken eingeladen, da war ich bei Podiumsdiskussionen immer der Störer, der dagegen sprach, dass Firmen an den Kapitalmarkt gehen. Mein Fazit war am Ende immer, dass wir nicht an die Börse gehen, weil wir eine Nachfolgeregelung haben und genügend Kapital, um mit Hausbanken den Park als Marktführer weiterzuentwickeln.
Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft des Europa-Parks?
Dass wir ein Familienunternehmen bleiben können. Die Nähe zum Kunden ist wichtig. Das Unternehmen Europa-Park hat ein Gesicht, man kann die Familien spüren. Ich bekomme immer wieder herzzerreissende Briefe von Besuchern, bei anderen Parks hat man keinen direkten Ansprechpartner. Briefe an Mickey Mouse zu schreiben, macht keinen Sinn, und die CEOs bei Disney wechseln schnell.