Die Festivalsaison steht kurz vor dem Start. Doch statt Vorfreude dominiert derzeit eine politische Debatte die Berichterstattung. Es geht um den US-Rapper Macklemore (41), der erst in Deutschland und nun auch in der Schweiz für hitzige Diskussionen sorgt. Nachdem sein Auftritt am Deichbrand-Festival in Cuxhaven angekündigt wurde, formierte sich Widerstand. Der Zentralrat der Juden in Deutschland warnte davor, das Konzert zu besuchen – die Veranstalter wiegelten ab.
Ähnlich klingt es aus Bern, wo Macklemore ebenfalls auftreten wird, nämlich am Gurtenfestival, das vom 16. bis am 19. Juli 2025 stattfindet. «Wir stützen uns auf die International Holocaust Remembrance Alliance, die unter anderem auch von der EU-Kommission als Referenz herangezogen wird, die klar festhält, dass Kritik an Israels Politik nicht mit Antisemitismus gleichzusetzen ist», sagt Gurten-Pressesprecherin Nadine Brönnimann auf Anfrage von Blick. Macklemore spreche sich ausserdem regelmässig für Respekt gegenüber allen Religionen und Ethnien aus, sagt sie. Alles kein Problem und kein Grund, Macklemores Auftritt abzusagen.
«Bern hat besonders viele problematische Vorfälle im Kulturbereich»
Dem widerspricht Philip Bessermann (37), Geschäftsleiter der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, nachdem er die Berichterstattung von Blick gelesen hat. Grundsätzlich sei Kritik an Israel ohne Diskriminierung möglich, sagt er. Fügt aber ein grosses Aber an: «Es scheint mir, als hätte Macklemore jedes Mass verloren. Wer sich so engagiert für Palästina äussert, sollte eine Grenze kennen, bevor legitime Kritik in Hass umschlägt. Diese Grenze hat er nun überschritten. Besonders bedenklich ist, wie jüdische Stimmen übergangen oder abgetan werden – auch wenn sie ganz konkret auf Bedrohung hinweisen. Das wirkt wie eine bewusste oder unbewusste Blindheit gegenüber antisemitischen Realitäten.»
Auch mit den Schweizer Veranstaltern geht Bessermann hart ins Gericht. «Dass sich ausgerechnet am Gurtenfestival in Bern – einer Stadt mit einer Häufung von problematischen Vorfällen im Kulturbereich – Macklemore eine Bühne geboten wird, passt ins Bild», stellt er fest. Es sei wichtig, dass besonders Kulturbetriebe mehr Verantwortung und Sensibilität gegenüber Diskriminierung im Allgemeinen und Antisemitismus übernehmen. «Auch wenn das unbequem sein kann.»