Das höchste Gericht New Yorks hat am Donnerstag (25. April 2024) die Verurteilung Harvey Weinsteins aus dem Jahr 2020 wegen eines Sexualverbrechens aufgehoben und damit eine erstaunliche Wende in einem für die #MeToo-Ära grundlegenden Fall herbeigeführt.
In einer 4:3-Entscheidung stellte das New Yorker Berufungsgericht fest, dass der Richter, der den Vorsitz im Fall von Harvey Weinstein führte, einen entscheidenden Fehler gemacht hatte, indem er der Staatsanwaltschaft erlaubte, eine Reihe von Frauen als Zeuginnen aufzurufen, die behaupteten, Harvey Weinstein habe sie angegriffen – deren Anschuldigungen jedoch nicht Teil der Anklage gegen ihn waren.
Weinstein habe kein faires Verfahren bekommen
Das Berufungsgericht stellte fest, dass der mächtige Filmproduzent kein faires Verfahren erhalten hatte. Die vier Richter, die der Mehrheit angehörten, schrieben, dass Weinstein nicht nur wegen der ihm zur Last gelegten Verbrechen verurteilt wurde, sondern wegen eines Grossteils seines früheren Verhaltens.
Nun liegt es am Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Alvin L. Bragg – der bereits mitten in einem Verfahren gegen den ehemaligen Präsidenten Donald J. Trump (77) steckt – zu entscheiden, ob er ein neues Verfahren gegen Weinstein anstrebt.
Andere Urteile bleiben rechtskräftig
Die Aufhebung des New Yorker Urteils bedeutet nicht, dass Weinstein von allen seinen Vergehen freigesprochen ist. Er bleibt weiterhin in einem Gefängnis in Rome im Bundesstaat New York inhaftiert. Das Urteil aus dem Jahr 2022, als er in Los Angeles wegen Vergewaltigung zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, ist weiterhin rechtskräftig.
Juristisch sei seine Verurteilung in New York immer umstritten gewesen, seine Berufung habe immer Chancen gehabt, schreibt «The New York Times». Dennoch dürfe man nicht vergessen, dass Harvey Weinstein von mehr als 100 Frauen des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt worden ist, wofür man ihn schlussendlich verurteilte.