Entertainer-Legende über Gott und Elvis
«Er hat meinen Glauben getestet»

Er gehört zu den grössten Stars der letzten sechs Jahrzehnte: Tom Jones erklärt, weshalb er auch heute noch gerne Cognac trinkt und was die ersten Worte waren, die Elvis Presley zu ihm sagte.
Publiziert: 21.02.2021 um 16:22 Uhr
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Tom Jones gehört auch mit 80 noch zu den Schwerarbeitern der Entertainment-Industrie.
Foto: WireImage
Interview: Dominik Hug

Mehr als hundert Millionen Alben hat er verkauft. Tom Jones (80) ist einer der grössten Entertainer der letzten sechs Jahrzehnte. Im Gespräch mit SonntagsBlick erzählt er von seinen Anfängen, von seinem Freund Elvis Presley (†42) und wie sehr ihn sein Glaube prägt. Und er verrät uns auch, weshalb er im hohen Alter zurück auf die Bühne will. Der britische «Sex Bomb»-Sänger über ...

... das Altern: Ich trainiere täglich. Ich achte generell besser auf meine Gesundheit. Komiker George Burns sagte mal, wenn er gewusst hätte, wie lange er lebe, hätte er mehr Sorge zu seinem Körper getragen. Ich war nie ein Säufer wie viele andere in meinem Business. Von Drogen liess ich ganz die Finger. Meine Vorfahren sind alle ziemlich alt geworden – ausser meinem Vater, der Minenarbeiter war und wie ein Schlot rauchte.

... Alkohol: Ich trinke noch heute gerne ein Glas Wein oder einen Cognac. Dazu gönne ich mir zwischendurch auch eine Zigarre. Ein bisschen Spass muss auch mit 80 noch sein. Ich habe zwar mein Leben lang getrunken, aber immer nur, wenn ich unter Leuten war. Ich gehöre nicht zu denen, die allein zu Hause eine Flasche in sich hinein kippen.

... den Corona-Lockdown: Ich wäre natürlich gerne wieder auf Tournee. Aber ansonsten hat sich für mich in dieser Zeit nicht viel verändert. Ich sitze in der Jury von «The Voice» in England, bin also trotz Corona sehr beschäftigt. An das Leben mit Maske habe ich mich gewöhnt. Ich sehe viel fern – bin zum Netflix-Junkie geworden.

... sein neues Album «Surrounded By Time»: Ich habe eine Platte gemacht, die meinem Alter entspricht. Balladen wie «I'm Growing Old» wollte ich schon in den frühen 70er-Jahren singen. Aber damals war ich noch zu jung dazu. Ich liebe Künstler wie Cat Stevens und Bob Dylan, darum zolle ich ihnen mit meinen Cover-Versionen von «Popstar» und «One More Cup of Coffee» Tribut. Diese Lieder reflektieren sehr schön gewisse Perioden meines Lebens.

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... seine Stimme: Sie hat sich verändert. Früher war ich ein Tenor, heute bin ich ein Bariton. Ist man jung, will man alles angreifen. Mit dem Alter setzt sich dieser Enthusiasmus etwas. Man wird ruhiger. Auch, weil man anderen weniger beweisen muss. Als Künstler wird man mit zunehmendem Alter immer ernster genommen. Die Leute sagen: «Ah, da ist Tom Jones, der muss gut sein, sonst wäre er ja nicht schon bald 60 Jahre in diesem Geschäft.»

... seine Errungenschaften: Ich hatte Glück, dass ich in den 60er-Jahren gross geworden bin. Die Beatles öffneten für viele Engländer die Türe zum Showbusiness. Ich hatte oft ein glückliches Händchen für gute Songs. Ich selber bin bekanntlich kein grossartiger Songwriter. Aber ich bin ziemlich gut darin, tolle Songs zu entdecken, die andere geschrieben haben. Ich ging sehr früh nach Amerika, bekam eigene TV-Shows, trat in den grossen Casinos in Las Vegas auf. Ich war nicht immer einfach nur ein Popstar, sondern ein Allround-Entertainer.

Tom Jones – Persönlich

Tom Jones (80) ist in Südwales aufgewachsen und stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Er war erst Staubsaugervertreter, bevor er als Sänger reüssierte. Schon seine zweite Single «It’s Not Unusual» landete auf Platz 1 der Hitparade. 1965 sang er die Titelsongs zu den Filmen «What’s New, Pussycat?» und «James Bond: Thunderball». Anfang der 70er-Jahren zog er nach Las Vegas (USA), wo er mit Elvis Presley (†42) und Frank Sinatra (†82) auftrat. Mit dem Prince-Cover «Kiss» und dem Disco-Knaller «Sex Bomb» hatte er auch in den 80ern und 90ern Riesen-Hits. 2006 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. Er darf sich seither Sir nennen. Jones heiratete Melinda in seinem 17. Lebensjahr. Sie starb 2016 an Krebs. Das Paar hat einen Sohn.

Tom Jones (80) ist in Südwales aufgewachsen und stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Er war erst Staubsaugervertreter, bevor er als Sänger reüssierte. Schon seine zweite Single «It’s Not Unusual» landete auf Platz 1 der Hitparade. 1965 sang er die Titelsongs zu den Filmen «What’s New, Pussycat?» und «James Bond: Thunderball». Anfang der 70er-Jahren zog er nach Las Vegas (USA), wo er mit Elvis Presley (†42) und Frank Sinatra (†82) auftrat. Mit dem Prince-Cover «Kiss» und dem Disco-Knaller «Sex Bomb» hatte er auch in den 80ern und 90ern Riesen-Hits. 2006 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. Er darf sich seither Sir nennen. Jones heiratete Melinda in seinem 17. Lebensjahr. Sie starb 2016 an Krebs. Das Paar hat einen Sohn.

... die 60er-Jahre: Ich erinnere mich gerne an die ständige Aufregung. Überall herrschte Aufbruchsstimmung. Dennoch war diese Zeit auch irgendwie unschuldig. Ich wollte immer, dass meine Eltern stolz sind, wenn sie mich im TV sahen.

... Reue: Prince wollte mit mir in seinem Studio zusammenarbeiten. Ich hatte damals ziemlich viel Erfolg mit «Kiss». Wegen des Rummels kam ich einfach nicht dazu, ihn zu besuchen. Und dann starb er. Ansonsten bereue ich wenig. Man muss das Leben geniessen – sollte sich nicht zu sehr den Kopf zerbrechen über Dinge, die man nicht mehr ändern kann.

... Elvis Presley: Ich begegnete Elvis erstmals 1965 in einer TV-Show in Los Angeles. Ich hatte keine Ahnung, ob er überhaupt wusste, wer ich war. Plötzlich kam er mir entgegen und sang «With These Hands». Das war der Song, den ich damals gerade veröffentlicht hatte. Immer noch singend reichte mir Elvis die Hand. Es war ein magischer Moment. Wir wurden später gute Freunde und waren uns bis zu seinem viel zu frühen Tod nahe. Das ist das Traurige am Älterwerden. Man verliert immer mehr geliebte Menschen.

... seine Frau Melinda: Melinda starb 2016 an Lungenkrebs. Ich war bis zuletzt an ihrer Seite. Wir sprachen ausführlich über den Tod. Sie war gefasst, auch ruhig. «Behalte die guten Zeiten in Erinnerung», sagte sie mir immer wieder. Weiss Gott, wir hatten viele davon. Wir waren 59 Jahre verheiratet. Melinda lachte gerne. Das ist wichtig in einer Beziehung; dass man zusammen lachen kann. Ich glaube fest daran, dass ich sie eines Tages wiedersehen werde.

... seinen Glauben: Ich denke oft, dass gewisse Begegnungen und Ereignisse nach Gottes Plan geschehen. Eines Tages bin ich in Acapulco beinahe ertrunken. Die Strömung zog mich weit ins stürmische Meer hinaus. Ich wurde immer schwächer, konnte nicht mehr zurückschwimmen. Ich war wirklich überzeugt, dass jetzt Schluss mit mir ist. Mit letzter Kraft berührte ich das Kreuzchen, das ich am Hals trug. Plötzlich erfasste mich eine riesige Welle und trug mich an den Strand zurück. Es war so, als ob Gott meinen Glauben testen wollte. Ich hatte den Test bestanden.

... Tuberkulose: Als Kind musste ich deswegen zwei Jahre in Quarantäne. Ich schwor mir damals, falls ich je wieder das Elternhaus verlassen durfte, um mit anderen Kindern Fussball zu spielen, würde ich mich nie mehr im Leben über etwas beklagen. Daran halte ich mich bis heute. Mich wird man nie klagen hören.

... «Sex Bomb»: Der Song hat meiner Karriere Ende der 90er-Jahre neuen Schub verliehen. Aber ich bin froh darüber, dass ich heute nicht mehr in zu engen Hosen und offenem Hemd über die Bühne springen muss.


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