Ein Jahr nach ihrem Tod
Gina Lollobrigidas Besitz kommt unter den Hammer

Perlenketten mit eingearbeiteten Rubinen und Diamanten, mit Smaragden verzierte Ringe und vergoldete Korallen-Ohrringe: Mit Stolz trug die italienische Filmdiva Gina Lollobrigida ihren Schmuck auf den roten Teppichen der Welt.
Publiziert: 27.05.2024 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2024 um 13:38 Uhr
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Gina Lollobrigidas Besitz wird versteigert.
Foto: ursula düren
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Es war ein schillerndes Leben, das der Kino-Weltstar führte. Prunkvolle Habseligkeiten aus ihrer Villa in Rom bezeugen dies. Doch nun sollen Hunderte Gegenstände unter den Hammer kommen. Ab Dienstag (28. Mai) wird Lollobrigidas Besitz bei einer Auktion in Genua versteigert.

Uhr von Fidel Castro

Bieter haben bei der zweitägigen Auktion die Möglichkeit, aus mehr als 700 Gegenständen aus dem Besitz der vor einem Jahr verstorbenen Kino-Legende zu wählen. Zu den Highlights gehört jedoch nicht ihr kostbarer Schmuck, sondern eine auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Armbanduhr. Ein Blick auf die romantische Gravur offenbart, wieso sie zu den Hinguckern der Auktion zählt: «Für Gina mit Bewunderung. Fidel Castro.» Kubas Revolutionsführer, einer ihrer grössten Verehrer, schenkte Lollobrigida die Seiko-Quartz-Uhr.


Zu den angebotenen Stücken gehört auch die Kamera, die «La Lollo» für Porträt-Fotos am liebsten benutzte. Damit brachte sie Paul Newman, Salvador Dalí und Henry Kissinger aufs Bild. Im Angebot sind auch ein monumentaler sizilianischer Holzschrank mit Intarsien aus Korallen und Schildpatt, Schwerter aus dem Film «Die schönste Frau der Welt», Gartenhocker aus chinesischem Porzellan, russische Ikonen sowie Skulpturen tibetanischer Götter. Hinzu kommen zahlreiche weitere Möbel, Kunstwerke und persönliche Erinnerungsstücke.

Was passiert mit dem Erlös?

Die angebotenen Gegenstände dürften ein Vermögen wert sein. Was genau mit dem Erlös der Auktion passiert, ist unklar. Italienische Medien berichten jedoch, dass die Versteigerung in erster Linie aus einem traurigen Grund organisiert wird: Die Filmdiva soll demnach Schulden hinterlassen haben. Der Rest soll unter den beiden Erben, Lollobrigidas Sohn Milko Skofic und ihrem langjährigen Assistenten und Begleiter Andrea Piazzolla, aufgeteilt werden.

Zwischen den beiden Erben herrscht seit vielen Jahren eine erbitterte Feindschaft. Piazzolla (36) hatte die letzten Jahre vor Lollobrigidas Tod als deren Assistent an ihrer Seite verbracht und sogar mit ihr zusammen in der römischen Villa gelebt. Sohn Milko wirft Piazzolla jedoch vor, die alte Frau ausgenutzt und sich systematisch an deren Besitz bereichert zu haben. Der Streit wurde vor Gericht ausgetragen und Milko hatte erwirkt, dass seine Mutter einen Finanzvormund vorgesetzt bekam. Lollobrigida brach deshalb mit ihm und dem Enkel.

Gericht hatte Piazzolla bereits zu Haft verurteilt

Tatsächlich hatte ein Gericht Piazzolla vergangenen November – zehn Monate nach Lollobrigidas Tod – zu drei Jahren Haft verurteilt. Der Richter sah es als erwiesen an, dass er zwischen 2013 und 2018 den Zustand der fast sechs Jahrzehnte älteren Schauspielerin ausnutzte, um sich illegal Vermögenswerte anzueignen. Und auch jetzt, wenn es um die Auktion im ligurischen Genua geht, bringen Piazzolla und Skofic ihre Anwälte in Stellung.

In einer Sendung im italienischen Fernsehen trafen die Anwälte kürzlich aufeinander. Einig sind sie sich darin, dass keine liquiden Mittel aus Lollobrigidas Erbe mehr da sind und deswegen Gegenstände versteigert werden müssen. Wohin das Geld verschwunden ist? Vieles ging in Form von abenteuerlichen Geschenken an Piazzolla. Der Rest: unklar. In anderen Talkrunden wird mitunter gemutmasst, das Vermögen sei zugunsten von Piazzolla vor Lollobrigidas Tod in Offshore-Konten in weit entfernten Steueroasen verfrachtet worden.

Sohn will Testament weiter anfechten

Dabei sind italienischen Medienberichten zufolge erhebliche Schulden entstanden, die nun mithilfe der Auktion abgezahlt werden sollen. Piazzollas Anwältin zufolge geht es jedoch weniger um die Begleichung von Schulden, sondern vielmehr um Lollobrigidas Wunsch, das Vermögen zu liquidieren und dann aufzuteilen. Sie beruft sich auf ihr Testament von 2017.

Sohn Milkos Anwalt hält dagegen, dass die Kino-Legende in ihrem Testament keinen freien Wunsch geäussert habe, sondern von ihrem Assistenten manipuliert worden sei. Es sei niemals Lollobrigidas Wille gewesen, ihren Besitz versteigern zu lassen. Angesichts der Schulden bliebe der Familie aber nichts anderes übrig, als den Nachlass zu versteigern. Das Testament will er weiter von einem Gericht für null und nichtig erklären lassen.

Am Lebensabend mit privaten Streitereien in Schlagzeilen

Lollobrigida zählte zu Italiens grossen Film-Ikonen. Zu ihren wichtigsten Filmen zählen «Trapez», «Fanfan, der Husar» und «Der Glöckner von Notre-Dame». Nach dem Ende ihrer Kino-Karriere erarbeitete sie sich international einen Ruf als Fotografin. Mit 90 durfte sich Lollobrigida noch über einen Stern auf dem berühmten Hollywood Walk of Fame freuen.

Schlagzeilen machte sie am Lebensabend jedoch mit ihrem Privatleben und den familiären Streitereien. Zeitungen in Italien nennen die Angelegenheit um Lollobrigidas Nachlass eine «hässliche Affäre», die aber als Diskussionsstoff für die vielen Talkshows gern gesehen ist. Sinnbildlich für die Affäre um «La Lollo» ein Jahr nach ihrem Tod steht, dass nun auch eine ihrer grössten Auszeichnungen unter den Hammer kommt: ihr Stern auf dem Walk of Fame.

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