Maria Brendle (38) sitzt in ihrem Hotelzimmer in Beverly Hills – kurze Ruhe vor dem grossen Sturm: In der Nacht auf Montag geht die Zürcher Regisseurin mit dem Kurzfilm «Ala Kachuu» ins Oscar-Rennen. Die Gala beginnt um 2 Uhr Schweizer Zeit. «Der Puls ist hoch, die Spannung steigt stündlich», sagt sie am Telefon zu Blick. «Zuerst war ich noch durch Termine abgelenkt, nun nähert sich der Moment unausweichlich.»
Eine der wichtigsten Veranstaltungen war der Nominees Luncheon, das Essen der Nominierten. «Ich sass am selben Tisch wie Maggie Gyllenhaal und Jessica Chastain. In einer der Pausen bin ich auch mit Will Smith ins Gespräch gekommen. Er war äusserst nett und umgänglich. Die Stimmung war auch grundsätzlich sehr ungezwungen, man gratulierte sich gegenseitig und begegnete sich auf Augenhöhe», so Brendle.
«Was kann man in 15 Sekunden schon sagen?»
Seit einem Monat ist sie bereits in Los Angeles, um ihren Film vorzustellen. Begleitet wird sie von Produzentin Nadine Lüchinger (44), die mitnominiert ist und im Falle eines Sieges ebenfalls auf die Bühne des Dolby Theatre treten dürfte. «Wir hätten vom Moment der Bekanntgabe bis zum Ende der Rede 45 Sekunden Zeit. Jede von uns hätte also etwa 15 Sekunden Redezeit. Und was kann man in 15 Sekunden schon sagen? Deshalb tue ich mich immer noch etwas schwer, mich auf einen Text festzulegen», sagt sie.
Über den roten Teppich geht Brendle voraussichtlich mit der kirgisischen Hauptdarstellerin des Films. «Wir mussten sehr lange und hart kämpfen für ihr Visum. Jetzt hoffen wir, dass sie auch ankommt.» Bei ihrem Auftritt wird Brendle ein goldenes Kleid des deutschen Fashion-Unternehmens Talbot Runhof tragen. «Ich habe es schon vor meiner Abreise bekommen und muss nun wegen all den Essen aufpassen, dass es mir noch passt. Sicherheitshalber probiere ich es heute noch einmal an», sagt sie lachend.
Wo sie die Statue aufstellen würde, kann sich Brendle noch nicht vorstellen. «Es ist absurd, überhaupt daran zu denken, dass man das schaffen könnte. Unser Film ist einer von fünf nominierten. Wir haben alle unser Bestes gegeben, verdient hätte es jeder. Ich sehe es olympisch: Dabei sein ist alles.» Zuletzt gewann im Jahr 2000 Produzentenlegende Arthur Cohn für «Ein Tag im September» einen Oscar für die Schweiz.