Mein Verständnis für Comedy rührt nicht von Monty Python. Sketches, in denen Ritter mit Kokosnüssen Galopp-Geräusche nachahmen, fand ich im besten Fall aus der Zeit gefallen und im schlimmsten Fall langweilig. Dass Menschen mit Humor Geld verdienen können, hat sich mir erst erschlossen, als ich Mitte 20 Personen kennengelernt habe, die genau das tun. Sie zeigten mir: Mit clever gestreuten Pointen kann man Menschen nicht nur eine Freude bereiten, es lassen sich auch Debatten anstossen. Also tauchte ich noch mal in die Welt von Monty Python ein – und lachte mich jetzt scheckig. Auch wegen John Cleese.
Heute ist Cleese 84 Jahre alt und umtriebig wie eh und je. Er dreht Film um Film, konzipiert Bühnenstücke. Beim rechtskonservativen TV-Sender GB News umgibt er sich seit neustem mit Populisten, die seine grossväterliche Art, Witze zu erzählen – im Sinne von «früher durfte man das noch sagen» –, scheinbar gezielt für ihren Kampf gegen Wokeismus instrumentalisieren.
Cleese ist mitnichten nur ein «alter weisser Mann», kein Ewiggestriger. Im Gespräch mit ihm wird klar: Der Komiker ist sehr wohl über das gesellschaftliche und politische Geschehen informiert. Allerdings deutet er die Zeichen der Zeit falsch. Wer wie ich heute über Monty Python lacht, tut das im besten Fall in Anbetracht der damaligen Umstände. Cleese findet es auch heute noch falsch, um gewisse Gruppen einen komödiantischen Bogen zu machen – unter der Prämisse, dass alle, die von ihm durch den Kakao gezogen werden, «wissen, dass ich sie liebe». Diese humoristische Gleichschaltung ist gefährlich – und die Zusammenarbeit mit einem Regisseur, der ein verurteilter Sexualstraftäter ist, nicht weniger problematisch.