Es ist einer der spektakulärsten Mordfälle der Modewelt: die Ermordung von Maurizio Gucci (1948–1995). Am 27. März 1995 wurde der italienische Modemacher auf den Stufen seines Mailänder Büros von einem Auftragskiller erschossen. Seine Ex-Frau Patrizia Reggiani (73) hatte den Mord in Auftrag gegeben.
Im oscarnominierten Kinohit «House of Gucci» wurde dieses tödliche Kapitel der Mode-Dynastie mit Lady Gaga (35) als Patrizia Reggiani verfilmt. Nun deckt Reggianis Tochter Allegra Gucci (41) in ihrem eben erschienenen Buch «Alles über meinen Vater» auch die bisher unbekannten Details rund um die Ermordung ihres Vaters auf. Im Interview mit der italienischen «Vanity Fair» spricht die Gucci-Erbin zum ersten Mal über den tragischsten Moment ihres Lebens: «Ich bin in meinem Zimmer, ich hatte in jener Nacht nicht gut geschlafen. Meine Mutter kommt rein und sagt mir hastig, dass mein Vater tot ist», erinnert sie sich. «Wenn man so etwas durchmacht, ist das wie ein Tsunami.» Erst im Fernsehen habe sie erfahren, dass ihr Vater bei einem Verbrechen ums Leben kam.
Allegra glaubte lang an Unschuld der Mutter
Lange hätten sie und ihre Schwester Alessandra (45) zu ihrer Mutter gehalten, erklärt Allegra Gucci. «Meine Schwester und ich haben all die Jahre gekämpft, weil wir immer an die Unschuld unserer Mutter geglaubt haben. Aber wir haben aus dem TV und später aus ihren halbherzigen Sätzen erfahren, dass dies nicht der Fall war.»
Patrizia Reggiani, auch bekannt als Schwarze Witwe, hatte nach der Ermordung ihres Ex-Mannes stets ihre Unschuld beteuert. Trotzdem wurde sie 1998 zusammen mit ihren Komplizen zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Nach 18 Jahren hinter Gittern kam Reggiani 2016 wieder frei und gestand später den italienischen Medien, dass sie ihren Ehemann «aus Wut» habe umbringen lassen. Kein Wunder, haben Allegra und Alessandra Gucci mit ihrer Mutter gebrochen. Bis heute können sie nicht verstehen, wie sie zu dieser Tat fähig war.
Kinder sollen die Wahrheit erfahren
Doch ihr Buch hat Allegra Gucci weder für ihre Mutter noch für sich geschrieben – sondern für ihre Kinder. «Als ich die Furore mitbekam, die der Kinofilm auslöste, wollte ich, dass meine Kinder die Wahrheit über unsere Familie erfahren», sagt sie. Denn bei «House of Gucci» handle es sich immer noch um Fiktion, die auch Lügen und Zuspitzungen enthalte. «Ich habe deshalb meine Erinnerungen Stück für Stück, Dokument für Dokument niedergeschrieben. Manchmal fühlte ich dabei Schmerzen, manchmal fühlte ich, dass mir ein Stein vom Herzen fällt.»