15 Mio Franken für Spionage-Spektakel in Davos
Grösste SRF-Serie aller Zeiten in Planung

Es ist das teuerste Serienprojekt, welches das Schweizer Fernsehen je in Angriff genommen hat: 15 Millionen Franken beträgt das Budget für eine Spionage-Serie mit Haupthandlungsort in Davos, angesetzt auf die Zeit ab 1917 – kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs.
Publiziert: 31.10.2021 um 09:56 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2021 um 14:21 Uhr
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Szenenbild aus der dritten Staffel der ARD-Serienproduktion «Babylon Berlin». Die SRF-Serie aus Davos soll in ihrer Opulenz und Machart durchaus vergleichbar sein.
Foto: ARD
Peter Padrutt und Jean-Claude Galli

Davos zur Zeit des Ersten Weltkriegs: Während auf Europas Schlachtfeldern Millionen Menschen sterben, kuren die Wohlhabenden und verlustieren sich bei Wintersport und Tanzvergnügen. Die Ansammlung von Macht und Prominenz lockt auch dunkle Gestalten, Agenten und Verbrecher an. Diese aufregende Szenerie drängt sich für eine künstlerische Umsetzung geradezu auf. Einen weltweit bekannten Roman – den «Zauberberg» von Thomas Mann (1875–1955) – gibt es schon, eine umfassende TV-Serie fehlt aber bisher.

Wie SonntagsBlick weiss, wird diese Leerstelle jedoch bald gefüllt. Das SRF steckt mitten in den Vorbereitungen für eine 15 Millionen Franken teure historische Serie und konnte dafür nun einen grossen deutschen Partner gewinnen. SRF-Fiktionschef Urs Fitze (64) sagt: «Es handelt sich um das ambitionierteste und teuerste Serienprojekt, welches das Schweizer Fernsehen bislang je geplant hat.» Drehbeginn sei voraussichtlich im Winter 2022/23, die Ausstrahlung folgt Ende 2023. «Davos war zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt für seine Höhenkuren und entwickelte sich zu einem Hotspot, wo sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Adel, Literatur und Kunst aus ganz Europa traf. Von Anfang an interessierte dieses Setting als Ausgangslage für einen spannenden Mix aus Historie, Spionage, Politik und Drama», erklärt Fitze.

«Damals weilten die Mächtigen zur Kur in den Bergen und handelten hinter verschlossenen Türen das Ende des Krieges und die Zukunft Europas aus, während in den Schützengräben die Soldaten starben», erklärt Produzent Ivan Madeo (45) von Contrast Film («Stürm», «Der Kreis») gegenüber SonntagsBlick.

Eine Hotelierstochter schlittert in die Weltpolitik

«Richtig Fahrt aufgenommen in Richtung Realisierung einer internationalen Koproduktion hat das Projekt mit unserem Einstieg vor drei Jahren», sagt Madeo. Seit da präsentiert er es mit dem Autorenteam Adrian Illien (39), Thomas Hess (52), Michael Sauter (45) und Julia Penner (40) auf internationalen Serienmärkten. «Davos ist eine bekannte Marke, und der geschichtliche Bogen ist wirklich beeindruckend. Schon 100 Jahre vor dem WEF bestimmte man am selben Ort die globale Zukunft. Schliesslich haben wir dadurch nun auch einen grossen Weltvertrieb gefunden, der in die internationale Auswertung investiert. Nun hoffen wir auch auf eine Unterstützung durch die Gemeinde Davos und den Kanton Graubünden.»

Vor der historisch verbrieften Kulisse wird die fiktive Geschichte der Hotelierstochter Johanna Gabathuler erzählt, die im Ersten Weltkrieg Rotkreuz-Krankenschwester war und zurückkehrt, desillusioniert und unehelich schwanger geworden. Weil die Familie um ihren Ruf besorgt ist, wird sie vom Kind getrennt. «Ein intimes Drama in einem historischen Kontext: eine junge Frau mitten im Irrsinn dieser Epoche, die ein ganz privates, persönliches Problem zu lösen versucht. Sie will ihr Kind zurück – und schlittert dabei in die grosse Weltpolitik hinein, indem sie für den deutschen Geheimdienst zu spionieren beginnt», sagt Madeo.

Konzepte für mehrere Staffeln liegen vor

Durch die Verbindung von Schweizer Munitionsfabrikanten zu deutschen Waffenschmieden wie Krupp war eine entsprechende Koproduktion naheliegend. Das schlägt sich auch bei der Regie nieder. Für die Schweiz übernimmt Jan-Eric Mack (38, «Wilder 3»). Von deutscher Seite engagiert ist eine aufstrebende Regisseurin, die bei Netflix und Amazon Serienerfahrung gesammelt hat. Die Schauspieler-Sichtung wird in Kürze abgeschlossen.

Bereits seien Konzepte für mehrere Staffeln ausgearbeitet. In der Serie, die in ihrer Opulenz und Machart an den TV-Hit «Babylon Berlin» anknüpft, soll der Bogen bis hin zum Zweiten Weltkrieg gespannt werden. Davos hatte sich ab 1933 zur Hochburg der Nazis in der Schweiz entwickelt. Das Höhenklima hatte viele Deutsche angelockt, viele von ihnen schlossen sich der NSDAP an. Davos rückte 1936 in den Fokus der Weltpolitik, als der Landesgruppenleiter der NSDAP, Wilhelm Gustloff (1895–1936), vom Rabbinersohn David Frankfurter (1909–1982) getötet wurde. Man sieht: Serienstoff bietet sich in Hülle und Fülle.

Historische Serien im Trend

Dank des Streaming-Booms kommen auch vermehrt wieder historische Stoffe ins Fernsehen – aufgefrischt mit fiktiven Handlungselementen. Trendsetter im deutschsprachigen Raum ist «Babylon Berlin», Staffel 4 wurde gerade abgedreht. Einen Schweizer Massstab setzte das SRF letzten Winter mit dem acht Millionen teuren Drama-Sechsteiler «Frieden» von Michael Schaerer (46), der die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtete.

Dank des Streaming-Booms kommen auch vermehrt wieder historische Stoffe ins Fernsehen – aufgefrischt mit fiktiven Handlungselementen. Trendsetter im deutschsprachigen Raum ist «Babylon Berlin», Staffel 4 wurde gerade abgedreht. Einen Schweizer Massstab setzte das SRF letzten Winter mit dem acht Millionen teuren Drama-Sechsteiler «Frieden» von Michael Schaerer (46), der die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtete.

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