Arbeitskollegen, Freunde, Familie: Bei Rolf Lyssy (84) und seinem Sohn Elia Lyssy (52) fliesst das spielend ineinander. Morgen feiert ihr neuster gemeinsamer Film am Zurich Film Festival Premiere. Bei der Feel-Good-Komödie «Eden für jeden» führte der Vater Regie, der Sohn war Kameramann.
Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden zusammenspannen. Bereits bei «Die Letzte Pointe» führte Elia die Kamera. Zuvor entstanden drei gemeinsame Dok-Filme. «Für mich ist das, wie eine Goldmedaille zu gewinnen. Etwas Schöneres als mit meinem Sohn zu arbeiten, das gibt es nicht», sagt Rolf Lyssy. «Und mittlerweile kennen wir uns ja auch ganz gut», witzelt der Erfolgsregisseur, der mit «Die Schweizermacher» von 1978 Schweizer Kinogeschichte geschrieben hat.
Schon als Jugendlicher am Filmset
Elia begleitete seinen Vater schon in seiner Jugend ans Filmset: «Diese Welt faszinierte mich – dieses ganze Gefüge aus verschiedenen Rollen und Aufgaben. Und abends sass man zusammen, um sich die Aufnahmen anzuschauen. Ich wusste schon sehr bald, dass ich da auch hingehören will.»
In welcher Rolle, dass musste Elia zuerst herausfinden. Beim Dreh von «Teddy Bär» von 1983 hatte er als Teenager eine kleine Gastrolle. «Als ich mich gesehen habe, bin ich total erschrocken – das wollte ich nie wieder», erinnert er sich und lacht. «Darum ist er lieber hinter der Kamera», ergänzt sein Vater. Steht der Sohn da nicht im Schatten des berühmten Regisseurs? Lyssy winkt ab: «Wir sind total auf Augenhöhe. Wenn wir zusammenarbeiten sind wir nicht Vater und Sohn, sondern Kollegen. Wir vertrauen und schätzen einander. Zwischen uns gibt es keine Ego-Geschichten.»
Die liebevolle Harmonie des Duos fällt sofort ins Auge – sei es, wenn der Sohn den Arm um den Vater legt oder wenn ein Scherz durch die geräumige Wohnung im Zürcher Quartier Hottingen fliegt. Dass Elia hier sein kann, ist nicht selbstverständlich. Hinter ihm liegen zehn Tage Quarantäne, er ist eben aus New York (USA) angereist. Dort lebt der Kameramann seit 32 Jahren, nach seinem Filmstudium ist er der Stadt treu geblieben. In den 90er-Jahren war New York noch das Mekka der Kreativen, heute sei das anders: «Seit Februar steht dort für mich beruflich alles still.»
Jeder Drehtag ist ein Genuss
Wegen der Corona-Krise bleibt darum auch etwas mehr Zeit für den Besuch in der alten Heimat und für den Austausch über nächste Projekte: «Es wäre vermessen zu sagen, wie viele Filme ich noch drehen will», so Rolf Lyssy. Die Ideen des Duos sprudeln fleissig weiter. «Ich geniesse jeden Drehtag mit meinem Vater», so Elia Lyssy, der seine Arbeit als Kameramann liebt. «Davon bekomme ich nie genug. Wenn ich abends ins Bett gehe, kann ich kaum abwarten, dass es am nächsten Tag weitergeht.»