Welche Schweizer Stadt wird 2025 den Eurovision Song Contest (ESC) austragen? Der Wettbewerb um den Wettbewerb geht in die heisse Phase. Ende Mai hat die SRG den Anforderungskatalog, das sogenannte «City Bid»-Buch der European Broadcasting Union, an die interessierten Städte verschickt. Dieser sorgt bei den Empfängern für einiges Stirnrunzeln. Eine involvierte Person bezeichnet die Vorgaben der SRG als «träumerisch». Die SRG hält den Katalog unter Verschluss. Blick weiss: Besonderes Kopfzerbrechen bereiten zwei Punkte. Das verlangte, umfassende Sicherheitskonzept – und die Kostengarantien.
Melanie Imhof, Leiterin Kommunikation des Basler Präsidialdepartements, sagt: «Die Ausschreibung beinhaltet viele detaillierte Anforderungen und beschreibt die maximalen Erwartungen der Veranstalter. Kein Bewerber wird alle Kriterien zu hundert Prozent erfüllen können.» Insbesondere das Sicherheitskonzept können die Gastgeber-Städte gar nicht allein entwickeln. SRG-Sprecher Edi Estermann sagt: «Bezüglich Sicherheitskonzept wird es selbstverständlich eine enge Zusammenarbeit zwischen der veranstaltenden Stadt und dem Bund geben.»
Bis Ende Juni müssen sie ihr Bewerbungsdossier ausarbeiten. Gegen Ende August plant die SRG den Austragungsort bekannt zu geben. Schon heute beginnt sich im Bewerberfeld abzuzeichnen, wer die besten Karten hat. Blick ordnet ein:
Zürich
Die grösste Schweizer Stadt galt lange als klarer Favorit. Das Hallenstadion und das nahe gelegene Messegelände sind geeignete Veranstaltungsorte. Zudem befindet sich das SRF-Studio in der Nähe. Doch die grösste Stadt hat derzeit einen Nachteil: Die Politik zeigt sich sehr zurückhaltend. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (64) schweigt bis anhin öffentlich. Lediglich im Stadtparlament gibt es zwei Vorstösse, die eine Kandidatur unterstützen. Auf Anfrage von Blick heisst es aus dem Präsidialdepartement, dass man den Anforderungskatalog der SRG erhalten habe. Und weiter: «Aktuell werden alle nötigen Abklärungen getroffen, um entscheiden zu können, ob man sich bewirbt oder nicht.» Der Entscheid soll bis Ende Juni gefällt werden. Enthusiasmus klingt anders.
Basel
Basel dagegen prescht vor. Am Mittwochabend hat die Regierung bekannt gegeben, dass die Stadt sich bewerben will. Das Präsidialdepartement schreibt auf Anfrage: «Wir sehen aktuell keine Killerkriterien, die wir nicht erfüllen können, und sind überzeugt, dass wir eine konkurrenzfähige Bewerbung einreichen können.» Als Veranstaltungsort vorgesehen ist das St.-Jakob-Areal. Allerdings: Bei der St.-Jakobs-Halle müsste die Decke verstärkt werden, und das Joggeli, das Fussballstadion, müsste überdacht werden. Selbstbewusst vermeldet das Präsidialdepartement, man verfüge über die Infrastruktur sowohl für die Shows und das Rahmenprogramm als auch hinsichtlich der Verkehrsanbindung, über ausreichende Unterbringungsmöglichkeiten in allen Preisklassen sowie grosse Erfahrung in der Organisation von internationalen Grossanlässen. Ausserdem werde man in der Lage sein, die «Sicherheit für alle Teilnehmenden und Besuchenden zu gewährleisten.» Verschiedene Kostenszenarien seien in Abklärung. Der Regierungsrat will bis Ende Juni das Bewerbungsdossier ausarbeiten.
Genf
Ebenso entschlossen und selbstbewusst gibt sich Genf: Eurovision sei eine der grössten TV-Shows der Welt, entsprechend hoch seien die Anforderungen der SRG, Genf sei dem gewachsen. Stadt und Kanton ziehen in der Rhonestadt an einem Strang. Der ESC sei «eine einmalige Möglichkeit, die Stadt und die Region sichtbar zu machen. Diese Möglichkeit will Genf ergreifen», schreibt die Stadt auf Anfrage. Eine Taskforce arbeitet derzeit das Konzept aus. Klar ist: Der ESC soll auf dem riesigen Messegelände Palexpo stattfinden. Die Halle ist 5 Minuten vom Flughafen entfernt und 10 Minuten von der Innenstadt. Kenner betonen aber auch: Die Palexpo ist zwar riesig, aber auch sehr leer. Sämtliche Infrastruktur für den ESC müsste eingebaut werden. Trotzdem: Genf gehört zum engsten Favoritenkreis. Ach ja: Die European Broadcasting Union, Mitveranstalter des ESC, hat ihren Hauptsitz auch da.
Bern/Biel
So charmant es wäre, die Show zumindest teilweise in Nemos Heimatstadt spielen zu lassen: Die Hürden sind gross. Klar ist: Sowohl der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (61) als auch sein Bieler Pendant Erich Fehr (55) engagieren sich persönlich. Gemeinsam schreiben sie auf Anfrage, sie würden eine Bewerbung für eine Austragung in der Bernexpo «vertieft prüfen». Die Idee besteht darin, dass der Hauptevent in Bern und Publikumsveranstaltungen und die Eröffnungsshow in Biel stattfinden. Eine Kandidatur käme nur infrage, wenn reelle Chancen für einen Zuschlag bestünden. SRG-Sprecher Edi Estermann sagt dazu auf Anfrage: «Gemeinsame Bewerbungen von Städten wäre ein Novum beim ESC.»
St. Gallen
St. Gallen will, aber kann St. Gallen auch? Auf Anfrage bestätigt Rafael Enzler, Leiter von St. Gallen-Bodensee Tourismus, dass St. Gallen die «umfassende und herausfordernde» Ausschreibung der SRG erhalten habe. Die Ostschweizer Stadt gilt als Aussenseiter. Hauptgrund: der fehlende internationale Flughafen. Mit der St. Galler Kantonalbankhalle stünde ein geeigneter Veranstaltungsort zur Verfügung. St. Gallen ist weiterhin motiviert. Rafael Enzler schreibt: «St. Gallen ist zurzeit daran, seine Möglichkeiten mit verschiedenen zu involvierenden Akteuren zu klären.»