Diese Leichtigkeit ist neu. «Zum Frühstück gehörst du mir», stellt Sarah-Jane (36) fest. Fetzige Bläser und frisch-freche Country-Gitarren verstärken die selbstbewusste Forderung – und das Gefühl: So funky wie in ihrem jüngsten Song war die Schlagersängerin aus Rothenfluh im Oberbaselbiet noch nie.
Dani Sparn (35), ebenso virtuos als Bandleader, an der Trompete und dem Flügelhorn, ist seit drei Jahren mit der gelernten Coiffeuse verheiratet. Er hat sie ermuntert, ihr Repertoire in Richtung Gospel, Rock und Pop zu öffnen. Aber im Grunde möchte er einfach, dass seine Frau glücklich ist. «Ich bewundere an Sarah, wie sie ihren Weg geht», sagt er. «Man spürt, wie sie wieder aufblüht.»
Mehrere Schicksalsschläge
Der Weg dorthin war steinig. 2019 erlitt Sarah-Jane, wie sie freimütig bekennt, zwei Fehlgeburten, jeweils in der neunten Schwangerschaftswoche, sie verlor ihre Grossmutter und ihren geliebten Hund Alfy – alles im selben Jahr. «Wenn unsere Gedanken danach nur noch um den Familienwunsch gekreist hätten, wären wir daran kaputtgegangen», sagt sie heute. «Wir haben uns arrangiert – auch ohne Kinder. Wir mussten lernen, auch so glücklich zu sein!»
Andere Paare wären vielleicht daran gescheitert, wenn nicht einmal mehrere Inseminationen zum Ziel führen. Aber die Beziehung der beiden ist daran gewachsen.
«Ich bewundere Sarahs Kraft», sagt Dani ohne Umschweife.
«Der Bursche passt zu mir»
Zum ersten Mal begegneten sie einander schon 2007 bei einem Musikprojekt. «Carlo Brunner hat mich damals produziert», erzählt die Sängerin mit indischen Wurzeln. Nach einem Treffen mit Brunner und seiner Schwester Maja habe sie im Fricktaler A3-Center noch Finken kaufen wollen. Dani, der Musiker, sei spontan mitgekommen und habe sie ein wenig unbeholfen angemacht: «Goldene Schuhe für eine goldene Stimme», das fand sie ziemlich plump. Gefunkt habe es erst an der Music Night 2013 in Kaiseraugst AG mit Peter Kraus (82) und Bo Katzman (69). Da habe sie gemerkt: «Der Bursche passt irgendwie zu mir.»
Danis Beziehung zu einer Pflegefachfrau ging gerade in die Brüche, die Sängerin hatte sich von ihrem Thomas getrennt, einem Bauernkalender-Model. Sie erinnert sich noch, was sie zu dem Trompeter sagte: «Sparnli, wir hatten beide Pech mit unseren Verflossenen. Am besten wäre es, wenn wir zusammenkommen, bei uns funkt es ja immer.»
Das Temperament-Bündel und der ruhige Pol
Fünf Jahre später wurde geheiratet – standesamtlich und ohne Firlefanz, es gab nicht einmal Flitterwochen. Da hatte das Paar bereits sein eigenes Haus bezogen, in unmittelbarer Nachbarschaft von Sarah-Janes Eltern. Dort richtete sie ihren eigenen Salon ein. Die Sängerin, die dort selber zu Kamm und Schere greift, kam so während der Corona-Pandemie auch gut über die Runden, auch weil sie Kurzarbeit anmelden konnte.
Die Schlagersängerin beschreibt sich als «energiegeladen, temperamentvoll, manchmal auch laut». Ihr Ehemann sei der ruhige Pol: «Er nimmt mich, wie ich bin, und das bewundere ich an ihm», sagt sie lachend. Er lasse sie auch mal einen Tanzkurs besuchen, was gar nicht sein Ding sei.
«Wir sind gewissermassen seelenverwandt», gibt der Ehemann leise zurück. «Wir spüren immer, was der andere denkt.» Dann sagt er mit einem Lächeln: «Ich habe immer versucht, sie zu motivieren – auch dass sie sich musikalisch weiterentwickelt.»
Nicht zermürben lassen
So gelang den beiden auch, sich ihrem Schicksal zu fügen. Statt sich weiter mit künstlichen Methoden zu zermürben, um ihren Kinderwunsch zu verwirklichen, meint Sarah-Jane jetzt: «Unser Familienwunsch ist abgeschlossen. Wir sind auch so glücklich.» Sie hätten alle Möglichkeiten geprüft, auch eine Adoption – sie sei ja selbst als Kleinkind aus Indien in die Schweiz gekommen. Aber das sei inzwischen kompliziert geworden. Dani Sparn fügt gelassen an: «Wir fügen uns dem Schicksal. Vielleicht klappt es ja in ein paar Jahren plötzlich doch noch mit dem Kinderwunsch, auch wenn wir gar nicht mehr damit rechnen. Man hört ja immer wieder solche Geschichten.»
Hat Sarah-Jane denn noch einen grossen Wunsch? Die Sängerin, die an der Fussball-EM 2008 im Basler St. Jakob-Park vor 42'500 Zuschauern die Schweizer Nationalhymne sang, denkt einen Moment lang nach, dann sagt sie: «In einem Stück von Erich Vock auf der Bühne zu stehen oder einmal im Leben das Hallenstadion zu füllen. Aber: Gut Ding will Weile haben.»