Die Nachkriegs-Serie «Frieden» verpasst? Ein Porträt über Skilegende Bernhard Russi (72) schauen? Nochmals zur Komödie «Die letzte Pointe» von Rolf Lyssy (84) lachen? Seit Anfang November bietet die SRG auf ihrer neuen Plattform «Play Suisse» Spielfilme, Serien und Dokumentationen an. Die SRG zieht nach einem Monat eine «überaus positive Bilanz». «Wir hatten einen super Start, mit viel positivem und konstruktivem Feedback», freut sich Bakel Walden, Direktor Entwicklung und Angebot der SRG. Bei den Nutzungszahlen liege man bereits auf einem Niveau, das man für Anfang 2021 erwartet habe.
Mobile Nutzung wird ausgebaut
Kritik gab es, weil anfangs noch gewisse Funktionen und Inhalte fehlten. So sind noch keine Schnittstellen vorhanden, über die man Filme und Serien auch auf dem Fernseher anschauen kann. Das soll sich noch dieses Jahr ändern. «Mit der Lancierung der Tablet-App werden wir die mobile Nutzung weiter ausbauen», verspricht «Play Suisse»-Vater Walden. Ab Dezember werde die Plattform auf allen Blue-TV-Boxen lanciert. «Damit sind wir dann auf den grossen Bildschirmen sehr präsent. Smart-TVs und weitere Plattformen folgen.»
Der Vorteil von «Play Suisse» liegt sicher daran, dass das Angebot mehrsprachig, gratis und werbefrei ist. Mit zwei, drei Klicks ist man auch schon registriert. Ein Blick auf die Plattform zeigt: Es sind schon einige Klassiker im Angebot – zum Beispiel «Die letzte Chance» von Leopold Lindtberg (1902–1984), «Der Goalie bin ig» von Sabine Boss (54) oder «L’école des philosophes» von Fernand Melgar (59).
Die Krux mit den Rechten
Allerdings fehlen noch erfolgreiche Streifen wie «Die Schweizermacher» (1978) oder «Die «Herbstzeitlosen» (2006). Laut Walden liegt der Grund bei den Onlinerechten, die man bei jedem einzelnen Film verhandeln müsse. «Insbesondere bei Filmen, welche die Produzenten kommerziell woanders gut vermarkten können, ist es schwierig, die Rechte für Playsuisse zu erwerben.» Gemeinsam mit der Filmbranche habe man ein Tarifsystem für die Streaming-Rechte entwickelt. «Neben 32,5 Millionen Franken, die jährlich für die eigentliche Produktion und Erfolgsprämien eingeplant sind, fliessen damit zusätzliche Mittel in diese neue Art der Auswertung an die Produktionspartner.»
Will keine Netflix-Konkurrenz sein
Das Angebot werde aber weiter wachsen. Es ist laut Walden ohnehin nicht das Ziel, Netflix zu konkurrenzieren. «Play Suisse setzt auf Eigenproduktionen und Koproduktionen mit einem Schweizer Fokus. Das sind Inhalte, die es woanders nicht gibt.» Zudem wolle man mit Play Suisse die Grenzen zwischen den Sprachregionen durchlässiger machen. «Unsere Plattform bietet eine Heimat für Produktionen auf gesamtschweizerischer Ebene.»