Mit dem Projekt «SRF 2024» will SRF auf veränderte Markttrends reagieren. «Wir wollen unsere Nutzerinnen und Nutzer besser erreichen – insbesondere die jüngeren», formulierte SRF-Direktorin Nathalie Wappler (53) letzten Herbst die Bestrebungen, Inhalte vermehrt in digitale Kanäle zu verlagern. Das ist richtig so, denn das junge Publikum sieht immer weniger linear fern. 100 Mitarbeitende sind künftig dafür im Einsatz. Das Projekt ist ambitioniert.
Jass-Publikum hat keine Lust auf digital
Beim Jassen gab es nun aber offenbar Probleme. Das klassische Jass-Publikum machte nicht mit. Es wollte Jassen auf Facebook nicht konsumieren. Der Gebührensender wandelt das Format «SRF Jassen» daher per sofort in die Sendung «SRF Volksmusik» um. Ein junges Gesicht soll es richten: Die 22-jährige Jodlerin Arlette Wismer besucht in ihrer Sendung «Wismer gfallt» Jodlerinnen und Jodler im ganzen Land und fühlt altem Brauchtum auf den Zahn. Vor allem die Interaktion mit dem Publikum wird grossgeschrieben. Der neue Unterhaltungschef Reto Peritz (48) erklärt gegenüber Blick: «Das Jass-Publikum zeigt kein grosses Interesse an unserem Facebook-Kanal. Aus diesem Grund wollen wir dort auch keine Ressourcen reinstecken.»
Insider sehen dies als Indiz, dass bald auch im klassischen Fernsehen weniger gejasst werden könnte – oder dass traditionelle Jass-Formate langsam zu Volksmusik-Sendungen umgewandelt werden, in denen zwar noch gejasst wird, aber das Schweizer Nationalspiel viel weniger im Mittelpunkt steht als früher. Ein ehemaliger SRF-Star sagt zu Blick: «SRF schafft das Jassen langsam, aber sicher ab.»
Kann Volksmusik auf Facebook funktionieren?
Unterhaltungschef Peritz gibt jedoch Entwarnung: «Jassen gehört zu SRF – ‹Donnschtig-Jass› und ‹Samschtig-Jass› sind feste Bestandteile unseres Programms. Wir konnten in der neuen Besetzung dieser Sendungen den Erfolg sogar noch ausbauen.» Das heisst: Fabienne Bamert (33), Rainer Maria Salzgeber (51) und Co. haben immer noch alle Trümpfe in der Hand.
Was das neue Format «SRF Volksmusik» auf Facebook betrifft, muss jetzt beobachtet werden, ob es die Erwartungen erfüllt. Immerhin wurde dafür das erfolgreiche Format «Viva Volksmusik» mit Nicolas Senn (31) im klassischen Fernsehen geopfert. «Ich glaube nicht, dass Volksmusikfreunde ihre Musik auf Facebook anschauen werden», befürchtet ein Insider. Die nahe Zukunft wird zeigen, ob sich Arlette Wismer digital zum Erfolg hochjodelt. Die theoretischen Kenntnisse darüber, wie man Fans zielgenau anspricht, sind immerhin vorhanden. Wismer kann nicht nur singen, sondern studiert in Luzern auch Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften.