Beinahe hätte Beni Thurnheer (73) das gestrige Schweiz-Spiel an der Fussball-EM der Frauen gegen Schweden verpasst. Tagelang steckte er am obersten Zipfel Europas fest, abgeschnitten von der Aussenwelt und ohne jeglichen Empfang.
Blick: Stimmt es, dass Sie am Nordpol verschollen waren?
Beni Thurnheer: Verschollen ist ein zu grosses Wort. Aber wir sind gestrandet, in Kirkenes nahe der norwegisch-russischen Grenze.
Was ist denn am Nordkap passiert?
Unsere Ferien waren sensationell, mit dem Hurtigruten-Postschiff von Bergen über den Polarkreis bis zum Nordkap. Nur die Rückreise war dann ungemütlich, respektive verzögert. Die Piloten der SAS streikten, und ausser der SAS fliegt da keiner hin! Wir haben uns stufenweise gegen Süden vorgearbeitet, mit Schiff, Auto und dann doch noch mit dem Flugzeug. Mit etlichen Tagen Verspätung sind wir in Kloten gelandet.
Am Dienstag gab es dann schon wieder eine Sitzung zum Revival von «Benissimo». Wie weit sind Sie bei der Entwicklung schon gekommen?
Wir sind voll dran. Studio, Telefonspiel und so weiter. Wer alles mitmacht, steht noch nicht fest, dazu ist es noch zu früh. Verhandlungen und Anfragen laufen.
Werden Sie wieder eine Assistentin haben? Ist es wieder Barbara Megert?
Ich hoffe es, und ich glaube, es sieht gut aus, obwohl sie unterdessen als Juristin und Mutter voll ausgelastet ist.
Letzten Montag waren Sie auch wieder im «Retro-Quiz» von SRF zu sehen. Darin gab es ein Wiedersehen mit der Sendung «Tell-Star». Würde es sich für SRF nicht lohnen, einfach alte Folgen mit Ihnen als Moderator auszustrahlen, statt auf aktuelle Quiz-Folgen zu setzen?
Das «Retro-Quiz» ist ja schon eine Art aufgemotzter «Tell-Star». Das genügt eigentlich.
Warum glauben Sie, schaut das Publikum so gerne zurück in die Vergangenheit?
Die grosse Zeit des Fernsehens liegt halt schon 20 Jahre zurück. Deshalb stammen die unvergesslichen Highlights auch aus dieser Zeit.
Schauen Sie eigentlich die Frauen-Fussball-EM? Wie gefallen Ihnen die Spiele, haben Sie Anregungen, Kritik?
Klar schaue ich. Das Niveau ist beachtlich. Kritik? Na ja, warum gewinnen die Schweizerinnen nicht jedes Spiel (lacht).
Was sagen Sie zum Einsatz unserer Schweizer Nati?
Der ist voll okay. Vor lauter Euphorie darf man nicht vergessen, dass die Schweizerinnen an diesem Turnier völlige Aussenseiterinnen sind.
Frauenfussball erlebt derzeit einen Boom. Wie erklären Sie sich das?
Fussball war schon immer die populärste Sportart, und der aktuelle Trend geht in Richtung Frauensport.
Sollten Frauen im Fussball auch bald Millionen verdienen? Sind sie zu schlecht bezahlt?
Im Showbusiness – und dazu gehört auch der Fussball – geht es beim Lohn nicht um die Leistung, sondern um Angebot und Nachfrage. Die Frauengehälter werden sicher steigen.
Welche Frauschaft ist für Sie Favoritin für den Titel?
Wie bei den Männern ist Deutschland sicher ein vielversprechender Tipp.
Der FC Winterthur ist nach einer halben Ewigkeit wieder in die Super League aufgestiegen. Haben Ihnen die Verantwortlichen angeboten, Präsident zu werden wie Matthias Hüppi beim FC St. Gallen, Platzspeaker oder Masseur?
Ich bin seit 65 Jahren Fan, und dabei soll es bleiben.
Welchen Job würden Sie denn am liebsten beim FC Winterthur übernehmen?
Ich würde gerne den Meisterpokal überreichen!
Aber ein Saison-Abonnement werden Sie sich schon kaufen?
Klar doch! Schon in der letzten Saison habe ich kein einziges Heimspiel verpasst, einmal war ich sogar in Vaduz auswärts dabei.
Teilt Ihre Ehefrau eigentlich Ihre Leidenschaft Fussball?
In unserer fussballverrückten Grossfamilie muss sie wohl. Wobei hier der FC St. Gallen im Mittelpunkt steht. Plus Manchester United dank Anatole Taubman, dem Mann von Kathrins Tochter Sara. Für die Schweiz habe ich ihn aber schon in Richtung Winterthur geleitet ...
Mit welchen Künsten bringt sie Sie auf andere Gedanken als Fussball?
Ihre grösste Kunst ist die Betreuung der vier Enkelkinder.
Haben Sie in Ihrer glücklichen Ehe gemeinsame Leidenschaften entwickelt? Wie und wann konsumieren Sie zusammen TV?
Meine Frau schaut nicht gezielt TV. Aber im Jassen ist sie gut. Beim Schieber verlieren wir Männer regelmässig gegen die Frauen.
Was macht sie für Sprüche, wenn sie den jungen Beni am Fernsehen sieht?
Den sieht sie eben gar nicht.
Nach dem Comeback von «Benissimo» – wird es vielleicht auch bald ein Comeback von «Tell-Star» geben?
Also ich freue mich, nochmals ein «Benissimo» zu moderieren, aber ich könnte auch ohne leben. Als 73-Jähriger gehe ich die Aufgabe mit Demut an. Werde ich das überhaupt noch einmal anständig schaffen? Ich bleibe ein pensionierter Fernsehmoderator, trotz dieses einmaligen Rückfalls.
Und ein Ticket für die Männer-WM in Katar haben Sie schon in der Tasche? Freuen Sie sich auf die WM – oder blicken Sie ihr eher kritisch entgegen?
Ich habe tatsächlich Probleme mit dem Austragungsort. Ergäbe sich ein Job, würde ich wohl hinreisen, aber einfach so als Fan nicht.
Beni Thurnheer (73) studierte an der Uni Zürich Rechtswissenschaften und schloss 1973 mit dem Lizenziat ab. Gleichzeitig wurde der Winterthurer unter 1600 Mitbewerbern an einem Nachwuchswettbewerb für Sportreporter entdeckt. In den letzten 40 Jahren war er für das Schweizer Radio und Fernsehen im Sport und in der Unterhaltung tätig. Seine bekanntesten Sendungen waren «Tell Star» (1980–1991) und «Benissimo» (1992–2012). Aus einer ersten Ehe hat «Beni National» zwei Söhne, seit 2018 ist er mit Kathrin Hildebrand (65) verheiratet.
Beni Thurnheer (73) studierte an der Uni Zürich Rechtswissenschaften und schloss 1973 mit dem Lizenziat ab. Gleichzeitig wurde der Winterthurer unter 1600 Mitbewerbern an einem Nachwuchswettbewerb für Sportreporter entdeckt. In den letzten 40 Jahren war er für das Schweizer Radio und Fernsehen im Sport und in der Unterhaltung tätig. Seine bekanntesten Sendungen waren «Tell Star» (1980–1991) und «Benissimo» (1992–2012). Aus einer ersten Ehe hat «Beni National» zwei Söhne, seit 2018 ist er mit Kathrin Hildebrand (65) verheiratet.