Beni Thurnheer über «Benissimo»-Comeback
«Der Hauptpreis wird sicher nicht mehr eine Million sein»

Der SRF-Quotenhit «Benissimo» kommt im Herbst 2022 einmalig zurück – und mit ihm auch Moderator Beni Thurnheer. Im Blick-Interview erklärt der 72-Jährige, was ihn in seiner Karriere unverwechselbar machte und was er von der Aufregung um Fifa-Chef Gianni Infantino hält.
Publiziert: 27.01.2022 um 14:22 Uhr
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Beni Thurnheer 2012 vor der Hauptprobe der bisher letzten «Benissimo»-Folge im SRF-Studio 1 in Zürich-Leutschenbach.
Foto: Keystone
Peter Padrutt und Jean-Claude Galli

Vergangene Woche bestätigte das Schweizer Fernsehen eine Recherche von Blick und gab bekannt, dass der frühere TV-Strassenfeger «Benissimo» im Herbst 2022 zum einmaligen Comeback aufersteht. Beni Thurnheer (72), Moderator und Namensgeber des Unterhaltungsformates, erklärt im Interview, welche Sendungen ihn als Kind geprägt haben, ob es wieder eine Million zu gewinnen gilt – und ob er sich auch ein Comeback als Fussball-Reporter vorstellen könnte.

Im Revival von Kultsendungen wie «Benissimo» und «Wetten, dass..?» werden Sie gerade in einem Zug mit Thomas Gottschalk genannt. Sind Sie sich mal persönlich begegnet?
Beni Thurnheer: Nein, noch nie! Halt, doch! Einmal! Da hat er den Eurovision Song Contest kommentiert, und ich auch. Er sass einige Kabinen weiter links von mir. Gesprochen haben wir aber nie miteinander.

Worin unterscheiden Sie sich, mal abgesehen davon, dass Sie ein knappes Jahr älter sind?
Eigentlich nur in der Nationalität. Plus in der Körpergrösse und der Haarfarbe. Es gibt aber viel mehr Gemeinsamkeiten. Anfänge beim Radio, geschliffenes Mundwerk, gesunder Menschenverstand, Humor...

Was macht Sie einzigartig und unverwechselbar?
Einzigartig bin ich nicht. Unverwechselbar vielleicht durch meinen Sprachwitz.

In einem kürzlichen Interview im «Tages-Anzeiger» haben Sie davon gesprochen, dass Sie und auch Gottschalk früher mangels Alternativen «zwangskonsumiert» worden seien. Würde einer wie Sie heute also gar keine Karriere mehr machen?
Doch schon, aber an einem von 100 Sendern statt an einem von nur dreien. Und mit der entsprechend geringeren Resonanz.

Gottschalk kam vom Radio, Sie von den Sportreportagen, wie Günther Jauch oder Johannes B. Kerner auch. Hat Ihnen diese Erfahrung des Nonstop-Redens geholfen?
Sicher! Das ist sogar eine Art Geheimnis des Erfolgs. Nicht das Nonstop ist das Entscheidende, sondern das Reagieren auf immer wieder neues Unvorhergesehenes. Diese Eigenschaften sind heute aber nicht mehr so gefragt, da selten noch etwas Live ausgestrahlt wird. Und bei Aufzeichnungen kann man immer wieder unterbrechen oder korrigieren.

Welche TV-Erinnerungen haben Sie an die Kindheit? Wer hat Sie besonders beeindruckt und was davon haben Sie übernommen?
«Einer wird gewinnen» mit Hans-Joachim Kulenkampff, «Dopplet oder nüt» mit Mäni Weber und «Aktenzeichen XY … ungelöst». Übernommen habe ich nur die Einstellung, dass man sich selber sein und bleiben soll.

Sie treffen sich diese Woche mit den Verantwortlichen zur ersten «Benissimo»-Sitzung. Welches sind die vordringlichsten Probleme, die es zu lösen gilt?
Uff! Wo soll ich anfangen? Bei den Kugeln? Bei den Friends? Beim Studio, das möglichst so aussehen sollte wie früher?

Wer stellt die Million zur Verfügung? Müssen Sie die am Ende selber locker machen?
Wenn Swisslos nicht mehr mitmacht, wird der Hauptpreis sicher nicht mehr eine Million sein.

Wollen Sie wieder eine Assistentin haben wie früher? Ist das 2022 noch zeitgemäss?
Diese Frage können wir elegant umgehen, indem wir auf die bisherigen Assistentinnen zurückgreifen, vielleicht…

Bei den Showgästen gab es früher einen leichten Überhang zu Männern. Welche drei Künstlerinnen figurieren auf Ihrer Wunschliste ganz zuoberst?
Dazu ist es noch viel zu früh. Wer weiss schon, wer im Oktober dann «in» ist.

Apropos Frauen: Wohnen Sie und Ihre Gattin Kathrin Hildebrand immer noch getrennt?
Na ja, wir wohnen abwechslungsweise in beiden Häusern, da ist getrennt wohl der etwas falsche Ausdruck.

Sie galten früher als «Schnurri der Nation». Muss sie sich nun «erbarmen» und Ihnen ständig zuhören? Ist dies der Grund für Ihre Wohnsituation?
Fürs Schnurre sind nun die Enkel verantwortlich.

Wie darf man sich grundsätzlich einen Tag in Ihrem Leben vorstellen, wenn gerade keine fixen Verpflichtungen anstehen?
Spät und langsam aufstehen, lesen, Fitness und «Projektli» betreuen.

«Benissimo» ist das eine, Fussball etwas anderes. Was müsste die Schweizer Nati bei der WM in Katar zustandebringen, damit Sie sich ein dortiges Revival vorstellen könnten? Würden Sie sich ein allfälliges Comeback bei einer Halbfinal-Quali überlegen?
Ein Comeback als Fussball-Reporter? Ich glaube, da hätten ganz viele Kollegen etwas dagegen. (lacht)

Viermaliger Prix-Walo-Preisträger

Beni Thurnheer studierte an der Uni Zürich Rechtswissenschaften und schloss 1973 mit dem Lizenziat ab. Gleichzeitig wurde der gebürtige Winterthurer unter 1600 Mitbewerbern an einem Nachwuchswettbewerb für Sportreporter entdeckt. In den letzten 40 Jahren war er für das Schweizer Radio und Fernsehen tätig, sowohl im Sport als auch in der Unterhaltung. Seine bekanntesten Sendungen waren «Tell Star» (1980 bis 1991) und «Benissimo» (1992 bis 2012). Er wurde viermal mit dem Prix Walo ausgezeichnet. Ins kollektive Gedächtnis eingegangen ist er auch mit seinen Fussballreportagen und seinen Einsätzen bei Olympischen Spielen. Aus seiner ersten Ehe hat er zwei Söhne, seit 2018 ist er mit Kathrin Hildebrand verheiratet.

Keystone

Beni Thurnheer studierte an der Uni Zürich Rechtswissenschaften und schloss 1973 mit dem Lizenziat ab. Gleichzeitig wurde der gebürtige Winterthurer unter 1600 Mitbewerbern an einem Nachwuchswettbewerb für Sportreporter entdeckt. In den letzten 40 Jahren war er für das Schweizer Radio und Fernsehen tätig, sowohl im Sport als auch in der Unterhaltung. Seine bekanntesten Sendungen waren «Tell Star» (1980 bis 1991) und «Benissimo» (1992 bis 2012). Er wurde viermal mit dem Prix Walo ausgezeichnet. Ins kollektive Gedächtnis eingegangen ist er auch mit seinen Fussballreportagen und seinen Einsätzen bei Olympischen Spielen. Aus seiner ersten Ehe hat er zwei Söhne, seit 2018 ist er mit Kathrin Hildebrand verheiratet.

Der Grossevent von Ende November wird von starken Misstönen begleitet. Können Sie sich überhaupt auf diese WM freuen?
Es ist wie immer: Wenns dann einmal losgegangen ist, heisst es nur noch «Hopp Schwiiz»!

Und was denken Sie von Gianni Infantino als Fifa-Präsident? Glauben Sie, er will Zürich mit dem Weltfussballverband wirklich verlassen?
Das befürchte ich wirklich. Allerdings würde die Schweiz deswegen nicht untergehen.

Zurück zu «Benissimo»: Das Format lebte immer auch stark von den Live-Anrufen. Solche Einsätze müssen ständig geübt werden. Sind Sie da noch à jour oder proben Sie bereits unter der Dusche?
Also das Telefonieren muss ich wirklich nicht mehr üben. Authentisch bleiben und nicht ins Fettnäpfchen treten, das kommt dann erst in der Live-Sendung aus!

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