Die Worte des britischen Premierministers Boris Johnson (56) lassen am Mittwoch das Land aufhorchen: «Wir machen uns grosse Sorgen um eine neue, brasilianische Mutation des Coronavirus.» Diese sei vor wenigen Tagen entdeckt worden und gilt als ähnlich ansteckend wie die bereits entdeckten Varianten aus Grossbritannien und Südafrika und weist weitere Besonderheiten auf.
Wie gefährlich sind die Mutationen tatsächlich? Welche Varianten des Coronavirus gibt es überhaupt? BLICK erklärt, was hinter den Mutationen steckt.
Was ist eine Mutation überhaupt?
Das Coronavirus gehört zur Familie der RNA-Viren. Diese entwickeln sich sehr schnell weiter, passen sich den verschiedenen Umgebungen an – sie mutieren.
Von Covid-19 etwa gibt es mittlerweile über 12'000 verschiedene Mutationen. Das klingt nach enorm viel, allerdings geben nur die allerwenigsten der Mutanten Anlass zur Sorge: Die meisten verhalten sich identisch wie das Ursprungsvirus. Einige dieser Mutanten sorgen nun allerdings für weltweites Aufsehen.
E484K – der Brasilianer
E484K ist erst seit kurzer Zeit bekannt. Noch ist die Mutation weitgehend unerforscht, die Forscher beobachten den Erreger allerdings mit Sorge. Ersten Erkenntnissen zufolge scheint eine infizierte Person weniger gut Antikörper entwickeln zu können. Die Folge: Menschen können sich nach einer Infektion leichter wieder anstecken.
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In Brasilien infizierten sich mehrere Personen innerhalb weniger Monate zweimal mit Corona. Beide Male wurde der Mutant E484K nachgewiesen. Ob die Mutation tatsächlich ansteckender ist oder schwerere Krankheitsverläufe verursacht, ist derzeit noch nicht klar. In der Schweiz sind bislang keine Fälle von E484 bekannt.
Der Japaner
Am Montag gibt die japanische Regierung bekannt, dass eine neue, unbekannte Mutation aufgetaucht ist. Die neue Variante sei nicht identisch mit den Mutationen in Grossbritannien und Südafrika, weise aber Ähnlichkeiten auf, so der Chef der Gesundheitsbehörden.
Noch gibt es nicht genügend Daten zur Mutation. So weiss man nicht, ob die Variante ansteckender ist oder schwerere Krankheitsverläufe verursacht. Bislang wurden erst vier Fälle der japanischen Mutation nachgewiesen.
B.1.1.7 – der Brite
In Grossbritannien und Irland explodieren derzeit die Fallzahlen, Spitäler sind an der Auslastungsgrenze angelangt. Verantwortlich dafür ist die «Grossbritannien-Mutation» B.1.1.7. Erstmals entdeckt wird sie Anfang Dezember in Grossbritannien. Zuerst gilt sie als harmlos, bald aber wird klar: Der Mutant verbreitet sich rasend schnell. Ersten Erkenntnissen zufolge könnte das Virus um 50 bis 75 Prozent ansteckender sein.
Kurz vor Weihnachten wird B.1.1.7 erstmals in der Schweiz nachgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich zahlreiche Briten in den Skiferien, unter anderem in Verbier VS. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) stellt alle Einreisenden rückwirkend unter Quarantäne und stellt Flugverbindungen von und nach Grossbritannien ein.
Zu spät: Das Turbo-Virus bereitet sich mittlerweile auf dem ganzen europäischen Festland aus. Auch in der Schweiz sind mittlerweile mehr als 100 Fälle des mutierten Virus aufgetaucht. Da allerdings nur bei den wenigsten Getesteten auch der Typus des Virus überprüft wird, dürften es in Wahrheit deutlich mehr Fälle sein.
501.V2 – der Südafrikaner
Diese Mutation bleibt lange unentdeckt. Offenbar verbreitet sie sich bereits Anfang November auf dem afrikanischen Kontinent. Forschern fällt auf, dass sich vor allem jüngere Menschen vermehrt infizieren – eine Folge der Mutation.
Die Mutation 501.V2 scheint ersten Erkenntnissen zufolge ein Abkömmling der Briten-Mutation zu sein. Sie führt weder zu schwereren Krankheitsverläufen noch zu einer höheren Todesrate. Wie die Mutation aus Grossbritannien ist sie allerdings deutlich ansteckender. In Südafrika führte sie zu einer massiven zweiten Welle mit zurzeit 167'000 Infizierten. Inzwischen zählt man im Land mit 58 Millionen Einwohnern gegen 30'000 Corona-Tote.
Problematisch an der Südafrika-Mutation scheint vor allem die Wirkung der bereits entwickelten Impfstoffe zu sein. Immunologe Sir John Bell von der britischen Oxford-Universität sagt, ersten Erkenntnissen zufolge sei die Südafrika-Mutation resistenter gegen die Impfung.
Allerdings gibt es von 501.V2 noch einen weiteren Abkömmling, den die Forscher mit Sorge beobachten: E484K.