Postauto-Skandal fordert weiteren Kopf
Ex-Post-Finanzchef Pascal Koradi tritt als Chef der Aargauischen Kantonalbank zurück

Pascal Koradi gibt per sofort den Chef-Posten bei der Aargauischen Kantonalbank ab. Grund dafür dürfte der Postauto-Skandal sein. Koradi spielte als Finanzchef des gelben Riesens eine zentrale Rolle beim grössten Subventions-Betrug in der Schweizer Geschichte.
Publiziert: 12.06.2018 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:36 Uhr
Arbeitete von 2012-2016 als Schatzmeister bei der Post: Pascal Koradi (45).
Foto: Keystone
Sven Zaugg

«Ich habe mich entschieden, mein Arbeitsverhältnis aufzulösen. Ich denke hier in erster Linie an das Unternehmen, meine Kolleginnen und Kollegen sowie unsere Kundinnen und Kunden. Ich möchte mit diesem Schritt die Reputation der Aargauischen Kantonalbank schützen», teilte Pascal Koradi (45) in einem persönlichen Communiqué am Dienstagmorgen mit.

Er betont, dass er weiterhin zu all seinen damaligen Entscheidungen als Finanzchef des Post-Konzerns stehe. Er, Koradi, bedaure sehr, dass er bis zum heutigen Zeitpunkt von den heute Verantwortlichen der Post nie angehört wurde.

BLICK weiss: Am Montagabend traf sich der Bankrat der Aargauischen Kantonalbank zu einer ausserordentlichen Sitzung. Besprochen wurde die Rolle Koradis beim Subventions-Betrug bei der Postauto Schweiz AG. Offenbar war die Gefahr eines noch grösseren Reputationsschaden für die Aargauer Staatsbank zu gross. Bankratspräsident Dieter Egloff, der sich in den vergangenen Monaten noch demonstrativ vor Koradi stellte, liess ihn fallen. 

Koradi wusste alles!

Koradi amtete von 2012 bis 2016 als Schatzmeister der Post. Also just zu jener Zeit, in der die illegalen Buchungen bei Postauto Schweiz AG vorgenommen wurden. Bereits im Februar machte BLICK publik, dass Koradi eine zentrale Rolle beim grössten Subventions-Betrug der Schweizer Geschichte spielen musste

Ebenso wie Ruoff wurde Koradi am 21. August 2013 von der internen Revision über fragwürdige Gewinnverschiebungen bei der Postauto AG in Kenntnis gesetzt. Die Postauto AG trickste in der Buchhaltung, um ihre Gewinne zu drücken und dadurch überhöhte Subventionen abzukassieren.

Gegenüber BLICK gab Koradi im Februar zu Protokoll: «Als ich von den Ergebnissen der Revision des BAV gehört habe, war ich überrascht.» Die im Bericht erwähnten fiktiven und fehlerhaften Buchungen in der Kosten- und Leistungsrechnung zu Lasten der Sparte regionaler Personenverkehr seien für ihn Neuland.

Dass dem nicht so ist, zeigt auch der gestern veröffentlichte Bericht der Anwaltskanzlei Kellerhals Carrard. Mit Hilfe von drei Millionen Dokumenten legten die Experten der Kanzlei offen, was bisher nur in Umrissen bekannt war: Wie der gelbe Riese in den Jahren 2007 bis 2015 rund 100 Millionen Franken vom Steuerzahler erschlichen hat.

Mittendrin: Pascal Koradi. Im 200 Seiten starken Bericht wird Koradis Name nicht weniger als 42 Mal erwähnt. Er war nicht nur ausführende, vielmehr war der 45-Jährige die treibende Kraft hinter dem Subventions-Betrug. Er war es, der die kreativen Buchungen von Postauto Schweiz AG absegnete und sich darüber hinaus für Vorschläge stark machte, wie der Subventions-Betrug noch eleganter unter den Teppich gekehrt werden sollte.

Im Fadenkreuz der Ermittler

Koradi muss nun auch mit juristischen Konsequenzen rechnen. Auf Beschluss des Bundesrats führt das Bundesamt für Polizei (Fedpol) ein Verwaltungsstrafverfahren gegen die Post durch. Im Fokus der Untersuchung steht also nicht bloss die Postauto-Tochter, sondern der gesamte Konzern. Und damit auch Pascal Koradi.

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Wegen des Postoauto-Skandals: Die Postauto AG hatte seit mindestens 2007 widerrechtlich zu hohe Subventionen kassiert. Gewinne wurden vor dem Bund versteckt. Um über 200 Millionen Franken beläuft sich der grösste Subventionsbetrug der Schweizer Geschichte.
Foto: Siggi Bucher
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