Der Postauto-Bschiss wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf Post-Chefin Susanne Ruoff (60), auch die Rolle des ehemaligen Finanzchefs, Pascal Koradi (45), ist umstritten. Der heutige Chef der Aargauischen Kantonalbank (AKB) war von März 2012 bis April 2016 Schatzmeister der Post. Also just zu jener Zeit, in der die laut dem Bundesamt für Verkehr (BAV) illegalen Buchungen vorgenommen wurden.
Koradi wird in einer internen Aktennotiz der Post genannt, die BLICK vorliegt. Ebenso wie Ruoff wurde er am 21. August 2013 von der internen Revision über fragwürdige Gewinnverschiebungen bei der Postauto AG in Kenntnis gesetzt. Die Postauto AG trickste in der Buchhaltung, um ihre Gewinne zu drücken und dadurch überhöhte Subventionen abzukassieren.
Koradi gibt sich überrascht
Damit nicht genug: Gemäss BLICK-Informationen nahm Koradi – wie die gesamte Führungsriege der Post – an einer Klausur der Konzernleitung vom 1. bis am 3. Mai 2013 teil. Gemäss einem Schreiben des geschassten Postauto-Chefs Daniel Landolf (58) soll sich Koradi dabei für ein besonders effizientes System starkgemacht haben, um Gewinne aus dem Bereich Postauto zu verschleiern. Umgesetzt wurde dieses nicht.
Heute kann sich Koradi nicht mehr daran erinnern: «Als ich Anfang dieser Woche von den Ergebnissen der Revision des BAV gehört habe, war ich überrascht.» Die im Bericht erwähnten fiktiven und fehlerhaften Buchungen in der Kosten- und Leistungsrechnung zu Lasten der Sparte regionaler Personenverkehr seien für ihn Neuland.
Weil die AKB von den «Vorkommnissen» bei der Post nicht betroffen sei, befürchtet Koradi keinen Imageschaden für sich und seinen aktuellen Arbeitgeber. Bankratspräsident Dieter Egloff stellt sich vor seinen CEO: «Er geniesst nach wie vor mein vollstes Vertrauen.» Schon rein aus aufsichtsrechtlichen Gründen nehme man die Sache aber ernst und werde sie weiterverfolgen.