Physiotherapeut Moritz G.* (43) hat wegen der Corona-Massnahmen des Bundes seit Mitte März 90 bis 95 Prozent seiner Kunden verloren. Er ist einer von rund 5500 selbständigen Physiotherapeuten in der Schweiz, die wegen der Covid-19-Verordnung des Bundes auf nicht zwingende Therapien verzichten müssen.
Konkret bedeutet das für Moritz G.: Diese Woche arbeitet er bloss knapp zwei halbe Tage statt fünf. Er behandelt nur Patienten, deren Therapie nicht aufschiebbar ist. So zum Beispiel einen jungen, frisch operierten Kniepatienten und eine ältere Patientin mit einem gebrochenen Oberarm. «In beiden Fällen hätte ein Aufschub der Therapie eine vollständige Heilung verunmöglicht, den Verlust einer Funktion oder eine bleibende Einschränkung zur Folge gehabt», erklärt der Physiotherapeut in seiner Praxis in Lenzburg AG.
Gleichbehandlung gefordert
Zwar muss er weiterhin einen Grundversorgungsauftrag leisten. Doch für Selbständige wie ihn ist im bisherigen Rettungspaket des Bundes nichts vorgesehen – er kann auch keine Kurzarbeit beantragen.
«Wir verlieren derzeit sehr viel Geld, und die Einnahmen brechen ein – aber die Mieten, Versicherungen, Software, IT-Lösungen und Sozialbeiträge müssen wir weiter bezahlen», führt Moritz G. aus. Er erwartet, dass der Bund für die Physiotherapeuten eine Lösung findet, die die Verluste abfedert: «Es kann nicht sein, dass andere, die nicht arbeiten, am Schluss mehr Geld erhalten als die Personen, die die Grundversorgung im Gesundheitssystem aufrechterhalten.»
In einem offenen Brief an den Bundesrat forderte der Verband der Physiotherapeuten, Physioswiss, letzte Woche, die Physio-Praxen gleich zu behandeln wie die Betriebe, die ab dem 17. März schliessen mussten. *Name der Redaktion bekannt