«Im Management und der Administration werden Stellen abgebaut»
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Sunrise-CEO zur Übernahme:«Stellenabbau im Management und Administration»

Nach UPC-Kauf verspricht Sunrise-Chef Olaf Swantee im BLICK-Interview
«Ich garantiere Ihnen: Die Preise werden sinken!»

Nachdem der Kauf von UPC über den Tisch ist, kann Sunrise-CEO auch öffentlich darüber reden. BLICK sprach mit ihm über den künftigen Namen, fehlende Konkurrenz und das Schicksal der jetzigen UPC-Chefin
Publiziert: 28.02.2019 um 17:14 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2019 um 14:01 Uhr
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Bläst zum Grossangriff auf die Swisscom: UPC-CEO Olaf Swantee, fotografiert im Sommer letzten Jahres.
Foto: Keystone
Konrad Staehelin
Konrad StaehelinWirtschafts-Redaktor

Es sind Grosskampftage für den holländisch-schweizerischen Sunrise-CEO Olaf Swantee (53). Gestern Abend veröffentlichte er die Geschäftszahlen fürs letzte Jahr – sie waren gut. Viel wichtiger aber: Ebenfalls gestern hat sein Verwaltungsrat die Übernahme von Konkurrentin UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken abgenickt. Durchatmen bei Swantee? Keineswegs. In der Nacht auf heute hat er wenig geschlafen, der Morgen war vollgestopft mit Investoren-Telefonaten. Um Punkt 12 Uhr ruft er BLICK an. Um keine Zeit zu verlieren, verdrückt er sein Mittagessen – ein Stück Pizza – während des Interviews.

BLICK: Herr Swantee, Sie verleiben sich eine Firma ein, die mit 1500 Mitarbeitern fast genau so gross ist wie Sunrise. Fairerweise müsste die neue Firma dann also Sunrise/UPC heissen.
Olaf Swantee: Nein, die Firma wird Sunrise heissen, die Übernahme hat keinen Einfluss auf unseren Auftritt gegen aussen.

Das heisst, UPC Schweiz wird sterben. Was davon lebt in Sunrise weiter?
Die Übernahme macht es für uns möglich, ganz neue Bündelangebote zu schnüren. Wir haben neu das grösste Kabelnetz der Schweiz, gute TV-Inhalte wie MySports und können dank der neuen UPC-Box mit einer modernen Technologie arbeiten.

Das heisst, dass Sunrise in Zukunft auf die UPC-Settop-Box setzen wird?
Nein, für eine solche Aussage ist es zu früh. Ich kann nur sagen, dass wir in Zukunft stark auf TV-Apps setzen werden. Und dass Sunrise hier in den nächsten Monaten, also noch ohne Zusammenarbeit mit UPC, Akzente setzen wird. Sobald UPC bei uns ist, werden wir eine integrierte TV-App-Strategie fahren.

Konsumentenschützerin Sara Stalder befürchtet, dass Sie und die Swisscom es sich im Duopol gemütlich machen und die Preise hochhalten werden. Salt als dritter Mobilfunkanbieter sei kein ernstzunehmender Konkurrent. Wie verteidigen Sie sich?
Ich habe das auch gerade auf Blick.ch gelesen. Sara Stalder vergleicht uns mit den Duopolisten Migros und Coop. Doch die haben ganz andere Marktanteile. Der Vergleich ist schlicht falsch. Ich werde mit ihr reden. Ich bin ein grosser Befürworter von Wettbewerb – wir werden die Swisscom jetzt einfach mit noch grösserem Investitionskapital angreifen können. Ich garantiere Ihnen: Die Preise werden sinken.

2010 hat die Wettbewerbskommission (Weko) die Fusion von Salt-Vorgängerin Orange und Sunrise verboten, weil sie den Wettbewerb gefährdet sah. Wie gross ist die Angst, dass Ihnen das Gleiche passiert?
Ich habe überhaupt keine Angst. Schauen Sie, damals hätte es danach nur noch zwei Mobilfunkanbieter gegeben – also weniger Wettbewerb. Heute gibt es auch nach unserer Übernahme weiterhin drei. Der Wettbewerb wird sogar noch stärker, weil wir zusätzliche Mittel zum Investieren erhalten. 

UPC Schweiz hat gestern ebenfalls die Zahlen präsentiert: Der Umsatz ist um fast 4 Prozent eingebrochen, von 1,3 Millionen TV-Kunden haben erst 44'000 die neue Box in der Stube. Für einen Sanierungsfall sind 6,3 Milliarden Franken ziemlich viel Geld – die Analysten der Bank Vontobel hatten mit 5 Milliarden gerechnet.
Die 6,3 Milliarden Franken sind ein guter Preis. Wir haben sehr hohe Synergien und können unsere Abhängigkeit von der Swisscom reduzieren. Aber Sie haben schon Recht, bisher sind bei UPC noch zu wenige Kunden auf das neue TV-Angebot umgestiegen. UPC wird dort aber dieses Jahr viel Geld investieren.

Sie haben in einer Vorankündigung geschrieben, UPC nur dann zu übernehmen, «wenn es einen klaren Mehrwert für die Aktionäre schafft». Um diesen Mehrwert zu sehen, braucht es heute viel Fantasie: Die Sunrise-Aktie ist um 9 Prozent eingebrochen.
Das ist technisch bedingt. Viele Aktionäre können oder wollen die Kapitalerhöhung nicht mitmachen. Mittel- und langfristig wird die Aktie steigen.

Was machen Sie mit MySports, dem UPC-Flaggschiff, das bei den Kunden in den eineinhalb Jahren seit Bestehen nicht wirklich eingeschlagen hat?
Einer der grossen strategischen Stärken von UPC sind die Inhalte und das Know-How. Ich finde das spannend und habe keine Pläne, diese Stärken nicht für Sunrise zu nutzen. Ob es das gleiche Modell wie bei UPC sein wird, müssen wir anschauen.

Die Beziehungen bei den Sportrechten zwischen UPC und Swisscom sind verkachelt und millionenteures Juristenfutter. Führen Sie den Streit weiter?
(Pustet durch) Ich habe keine grosse Hoffnung darauf, dass sich das entspannt. Im Gegenteil, wir haben seit Jahren mit unserer Strategie dafür gesorgt, dass der Wettbewerb immer stärker wird – in allen Bereichen. Zu den Sportlizenzen kann ich im Detail nichts sagen.

Was passiert mit der heutigen UPC-Chefin Severina Pascu?
Uh, da kann ich im Moment nichts sagen. Ich weiss nur, dass ich im Moment Sunrise-CEO bin und das noch lange bleiben möchte. Jetzt beginnt die Phase der Integrationsplanung, da werden auch Personalthemen angeschaut. In den nächsten Monaten wird Severina Pascu das UPC-Geschäft aber so weiterführen wie bisher. Ich hoffe, dass sie und ihr Team UPC noch besser auf Vordermann bringen. Wir sind Wettbewerber und müssen es bis zur Übernahme bleiben.

Wann findet die statt?
Im zweiten oder dritten Quartal. Je nachdem, wie schnell die Weko entscheidet.

Wie viele UPC-Mitarbeiter müssen sich dann einen neuen Job suchen?
In der Administration und im Management haben wir dann Doppelbesetzungen, dort wird es zu einem Stellenabbau kommen. Ob und wo wir sonst abbauen, kann ich noch nicht sagen, das wäre unseriös. Im Kundendienst und im Verkauf wird ein allfälliger Abbau aber moderat sein. Wir brauchen diese Leistungen für die Integration der neuen Kunden. In der Technik müssen wir wohl sogar eher aufbauen. UPC konnte bisher viel auf ihre internationale Mutterorganisation zurückgreifen, das müssen wir jetzt selber stemmen.

UPC hat sein Mobile-Angebot gerade erst voller Stolz vom schwächeren Salt-Netz auf die Swisscom-Infrastruktur gezügelt. Jetzt zügeln diese Kunden also gleich wieder weiter. Wann passiert das?
Ich hoffe, das gelingt uns innert Tagen oder Wochen nach der Übernahme.

UPC bietet seinen Mobile-Kunden kostenloses Roaming an. Werden Sie das übernehmen?
Die Verträge der UPC-Kunden haben Bestand. Aber grundsätzlich haben wir bei Sunrise eine andere Philosophie: Wer kein Gratis-Roaming braucht, weil er nie im Ausland ist, soll auch nicht indirekt dafür bezahlen. Darum bieten wir den Kunden die spezifischen Abos an, die sie wollen. Auch jenen, die integriertes Roaming wollen. 

Von Orange zu Sunrise

Der Holländer Olaf Swantee (52) versteht perfekt Schweizerdeutsch – er ist mit einer Schweizerin verheiratet, hat hier drei Kinder und den roten Pass. Swantee war in den 1990ern in die Schweiz gekommen und arbeitete damals in der IT-Branche. 2007 ging er zum französischen Telekom-Giganten Orange, wo er Vizepräsident fürs Europa-Geschäft wurde.

2010 wollte er Orange Schweiz mit Sunrise verheiraten. Die Wettbewerbskommission Weko senkte den Daumen. Sie fürchtete, die Fusionsfirma würde sich mit der Swisscom den Markt aufteilen.

Swantee verliess darauf Orange und wurde CEO des britischen Telekom-Konzerns EE. 2016 kehrte er als Sunrise-CEO in die Schweizer Wirtschaft zurück. Im zweiten Anlauf will Sunrise UPC nun für 6,3 Milliarden Franken kaufen, wie die Unternehmen gestern bekannt gaben. Dem Zusammenschluss der Nummern zwei im Mobilfunk und im Festnetz muss die Weko noch zustimmen.

Der Holländer Olaf Swantee (52) versteht perfekt Schweizerdeutsch – er ist mit einer Schweizerin verheiratet, hat hier drei Kinder und den roten Pass. Swantee war in den 1990ern in die Schweiz gekommen und arbeitete damals in der IT-Branche. 2007 ging er zum französischen Telekom-Giganten Orange, wo er Vizepräsident fürs Europa-Geschäft wurde.

2010 wollte er Orange Schweiz mit Sunrise verheiraten. Die Wettbewerbskommission Weko senkte den Daumen. Sie fürchtete, die Fusionsfirma würde sich mit der Swisscom den Markt aufteilen.

Swantee verliess darauf Orange und wurde CEO des britischen Telekom-Konzerns EE. 2016 kehrte er als Sunrise-CEO in die Schweizer Wirtschaft zurück. Im zweiten Anlauf will Sunrise UPC nun für 6,3 Milliarden Franken kaufen, wie die Unternehmen gestern bekannt gaben. Dem Zusammenschluss der Nummern zwei im Mobilfunk und im Festnetz muss die Weko noch zustimmen.

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